Freitag, 28. August 2020

Capital Bra X Cro:
Frühstück in Paris


Capital Bra X Cro gewinnt gegen Bausa X Juju gewinnt gegen Die Ärzte. Das war das Rennen um die Ödnis des Sommerlochs zu beenden - obwohl es dieses Sommerloch eigentlich gar nicht richtig gab.
Ums gleich zu sagen: Der Sieger ist nicht unbedingt der einfallsreichere oder spannendere Track. Spannend höchstens, weil Cro und Bra schon zqei cöllig verschiedene Spielfelder sind. Oder sogar Generationen. Als Cro am laufenden Meter Hits fabrizierte, übte Bra noch zu Hause an seinen Klimperkästen. Spätestens als Bra auftauchte, war der Cro ein Opa.

Nun schmeißen sich also beide zusammen - ich sag an dieser Stelle mal: Danke UNIVERSAL,dass ihr so viel Gespür für erfolgreiche Paarungen habt. Gute Marketing-Abteilung. Heraus kommt ein Allerweltshit übers Geldausgeben. Was ist der schönere Luxus? Paris, Ibiza, noch ganz woanders? 

Bra, der ganz wesentlich das Video und den Track bestimmt, weiß schon ganz gut, was die Meute anheizt: einfach so weg, ohne Hindernisse. In Zeiten von Reisewarnungen und Rückkehrer-Quarantänen sowieso schonmal eine Sehnsucht von vielen. Und dann noch ein Ticket kriegen, einen Hotelplatz, bloß kein Pauschalangebot .... ach ja, so einsam, wie im Video-Clip sollte es dann auch noch sein. Wo findet man das nur?


Beim Bra kriegt man all das ohne Probleme. Und noch ne Menge Kram dazu. Eine dieser schlauen Seiten hat ausgerechnet, dass sein Outfit im Video Clip gut 300.000 EUR wert ist. Laaaaaangweilig dieses Nerd-Wissen. Interessieren sich Menschen ernsthaft dafür, was ein Fummel kostet?

Vermutlich - gut konditioniert von der Luxusindustrie. Das war schon in den 60ern nicht anders. Da hießen die Sehnsuchtsorte vielleicht nur noch nicht Ibiza - möglichste weit weg aus dem Alltag sollte es trotzdem gehen.

Fürs Einordnen, was sich so im Laufe der Jahrzehnte dann doch getan hat, folgender Vergleich. In denaus 80ern träumte eine Band namens Felix de Luxe, die träumten davon mit einem Taxi nach Paris zu fahren. Kommt uns irgendwie bekannt vor, oder? Bra hat gar nicht so abartige Träume und sollte wohl gut anschlussfähig sein. 

Der Unterschied: Michy Reincke & Band hätten für diese Nacht alles gegeben, was sie haben. Einfach alles auf den Kopp kloppen für diesen Moment. Wenn Bra nach Paris, Ibiza oder auf die Sonne einlädt, dann kostet ihn das so gut wie nix. Wie viel wert ist ihm dieser Moment eigentlich? - Na gut, immerhin will er ja seine VISA knacken. Ein bisschen Absturz ist also einkalkuliert. Zumindest soll es sich danach anfühlen, denn jeder weiß ja, dass eine gesperrte Kreditkarte noch lange nicht heißen muss, dass das Konto leer ist.

Die Welt hat sich verändert. Es macht schon einen Unterschied, ob mich ein Typ, der sich gerade mal einen VW leisten kann, nach Paris einlädt oder eben einer, dessen Klamotten schon ein Mehrfaches kosten als diese Reise. 

Warum also lädt mich Bra nach Paris oder Ibiza ein, wo doch jeder Depp irgendein Angebot findet um dort hinzukommen und zu feiern? Cro kommt ja wenigstens drauf, dass die Sonne noch ein ganz hübsches Geschenk wäre. Das ist mal exklusiv. Aber Paris?  

Bra bietet uns etwas an, dass ganz hübsch klingt. Und wo auch alle hinwollen. Scheinbar. Paris - das klingt schon edel, teuer, besonders - und ist doch längst versaut vom Last Minute, kauf 3 zahl 2, Schnäppchenmarkt ... was nach außen glänzt ist dann doch ganz schnell nur Katalogware. Scheinwelt. Mist. Bra ist der Hero in diesem System. 

Freitag, 21. August 2020

Ufo III IIIIII I: Playlist

Wie wenig nötig ist um einen Hit zu landen! Oder besser: um in die Top 5 zu kommen. Immerhin Platz 3. Wobei das ja bei dem derzeitigen Neue-Nummer1-Terror auch gleichbedeutend mit Superfail ist. Nicht direkt an die Spitze? Looser!

UFO dürfte das alles ziemlich egal sein. Sein Credo ist nach wie vor "Stay high". Das tut er dann bekennenderweise auch mit Playlist. Es geht darum immer noch ein bisschen länger drauf zu sein. Dazu fährt er einen schönen gelben Schlitten und nuschelt Zeug ins Mic.

Ach ja, ein richtiges oldschool Schloß wird auch noch abgefilmt. Kann man schön drauf zu fahren. Oder mal die Treppen hochsteigen. Was solche alten Mottenträume mit uns zu tun haben, erklärt er nicht. Da gefällt mir die moderne Poolvilla am Anfang des Clips schon wesentlich besser. Ist zwar auch eher bieder als modern - immerhin kein Klassik-Retro-Schnulli.

Mal zum Titel. Playlist ist nämlich ein gutes Stichwort. Warum landet UFO sofort ganz vorne in den Charts? Weil die Spotify-Listen immer das vorsortiert anbieten, was mit großer Wahrscheinlichkeit gut ankommt. Ein Trichter der Seichtheit sozusagen.  UFO als doch schon Mainstream-Popstar landet schon ziemlich weit oben auf der Vorschlagsliste. Wenn der dann was Neues vorlegt, geht das natürlich sofort on top. Und da es nicht stört, lassen es viele einfach durchlaufen. Der Sound is eh immer gleich. So sammeln unsere Stars ihre Hits. Ob das wirklich was mit Gefallen oder gar mit bewusster Kaufentscheidung zu tun hat .... ich würd das mal stark anzweifeln.


Freitag, 14. August 2020

KitschKrieg feat. Jamule:
Unterwegs

Auch schön, dass junge Rap-Popper sich doch auch hin und wieder an der Musikgeschichte bedienen. Hier sind es KitschKrieg, die einen Hit von Seeed aus dem Jahr 2005 neu interpretieren.

Und das Ergebnis ist sogar einigermaßen cool. Das liegt nicht nur am lazy Original, sondern auch am Talent der KitschKrieger. Die haben schon ein gutes Gespür für Cool- und Catchyness.

Für Unterwegs haben sie sich passend einen charming boy gesucht. Ja, mit Jamule würde ich auch schonmal ne Nacht lang rumziehn. Schön verpeilt abhängen und sich daran freuen, wie die Zeit so vergeht. Da muss er nicht lange betteln.

Natürlich ist auch ad hoc klar, dass das alles nicht länger als eine Nacht andauern kann. Der Kindercharme bröckelt spätestens dann, wenn die Sonne aufgeht. - Egal. Wer will schon immer an den Alltag denken, wenn es doch unendlichen Spaß gibt? Dafür ist dieser Track gemacht. Und da ist er auch sehr nah dran an der Vorlage.

Seeed wollten nichts anderes als zur Party einladen. Das Leben genießen ohne wenn und aber. Im Jahr 2005 war ihr Dancehall-Style noch nicht allgegenwärtig. Die entspannt dröhnenden Beats waren komplett anders als der Rest der Hitproduktionen. Und noch mehr. Wer sich Aufstehn reinzieht entdeckt auch heute noch jede Menge an musikalischen Gimmicks.


Im Vergleich dazu ist Unterwegs dann doch etwas einfacher gestrickt. Was wir da hören ist das gängige Repertoire con mindestens der Hälfte aller Ragga-Rap-Produktionen. Allerdings verdammt effektvoll eingesetzt. Zumindest was den Beat angeht. Und dass sie tatsächlich ganz lässig zu Bläsersatzsounds übergehen hat ernsthaft Klasse. Da verzeihe ich sogar fast, dass auch nach gefühlt 20 Jahren Dauereinsatz Autotune offenbar immer noch unverzichtbar ist.

Fazit: Cooler Track, der als Instrumental vermutlich noch um einiges schärfer ist. Allerdings dann für die Zielgruppe der Teenies und Nicht-Erwachsen-werden-wollenden-20er nicht mehr funktioniert.