Freitag, 18. April 2014
Route 94 Feat. Jess Glynne: My Love
Jess Glynne ist die Stimme dieses Frühjahrs. So viel steht schon mal fest. Nachdem sie auf Rather Be der Band Clean Bandit kürzlich ausgeholfen hat (und vermutlich nicht unwesentlich zu deren Erfolg beigetragen hat), leiht sie nun die Stimme dem DJ und Produzenten Route 94, der mit My Love seinen ersten Ausflug in Deep House Gefilde macht und gleich mal alles was er zuvor unter dem Namen Dream in Sachen Dubstep veröffentlichte völlig in den Schatten stellt.
My Love also die nächste Deep House-Dudelhymne? Mitnichten. Route 94 führt vor, dass die kontinentale Definition des Stiles, die derzeit allgemein die Runde macht, mit den Ursprüngen nicht mehr so viel gemein hat. Außer vielleicht dem Rhythmus. Das gelingt dem Produzenten vor allem durch seinen Zugriff auf das House-Piano aus den 90ern, welches hier als zentrales Instrument eingesetzt wird und mit ein paar Synthesizer-Klängen und dem eher soul-affinen Refrain ergänzt wird. Diese Mischung schließt nahtlos an 90er Jahre Hosue-Produktionen an und führt damit noch einmal exemplarisch vor, was die Wurzeln des derzeitigen Mainstream-Sounds sind. Da wo andere DJs mit 80er Jahre Saxophon oder Akustik-Gitarrensound in die romantische Neo-Hippie-Gemütlichkeit abdriften, da sucht Route 94 nach wie vor den Anschluss an den Dancefloor.
Natürlich ist auch dieser Song nicht gefeit davor als Lounge-Hintergrund eingesetzt zu werden. Das wird nach den letzten Monaten vermutlich nie wieder möglich sein. Immerhin aber ist die Stimme von Jess Glynne so präsent, dass dann doch früher oder später mal die Aufmerksamkeit auf das gelenkt wird, was uns akustisch umgibt und die völlige Belanglosigkeit unterbrochen wird.
Ähnliche Effekte stellen sich ein, wenn man mal durch die anderen Remixe und Produktionen von Route 94 surft. Da drängt sich immer wieder ein starker 90er Jahre Bezug auf, der zwar zeitlos, aber nicht belanglos unzeitgemäß auftritt. Vielleicht ist Deephouse ja doch noch nicht völlig verbraucht.
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