Freitag, 9. Juni 2017

Imagine Dragons: Thunder



Jetzt werde ich wohl doch noch ein Fan von den Imagine Dragons. Zumindest überzeugen mich die letzten Veröffentlichungen schon ordentlich. Es begann im Sommer letzten Jahres als mit dem Soundtrack zum ansonsten irgendwie auch einfallslosen Suicide Squad erschien. Sucker For Pain war da eines der Highlights. Nicht zuletzt, weil Sänger Dan Reynolds dem Refrain einen ordentlich inbrünstigen Wiedererkennungswert gab.
Dann folgte Anfang diesen Jahres die erste Single aus dem neuen Album: Believer. Die war trotz (oder wegen?) ihrer Geschmeidigkeit kombiniert mit Falsett-Refrain ein faszinierender Streich, der sich sogar im Ohr festsetzte. Für den kompletten Überflieger-Hit war es dann aber vielleicht doch zu grob gestrickt. Zumindest in Deutschland war kurz vor den Top 20 Schluss.

Bei Thunder sieht das nun ganz anders aus. Auch hier setzen die Imagine Dragons klar auf vordergründige Drums lassen aber die Kopfstimme weg. Was ein bisschen schade ist, aber trotzdem funktioniert. Vielleicht auch deshalb, weil es mit sehr sehr deutlichen Anleihen an einen Independent-Hit aus den späten 2000ern anknüpft – um nicht zu sagen: diesen zitiert. Der Schusswaffen-Dreierbeat im Refrain erinnert nämlich ordentlich an Paper Planes von M.I.A..


M.I.A. Paper Planes

Der entscheidende Dreh bei Thunder ist die Kombination des brutal trockenen Beats mit der verzerrten Mickeymaus-Stimme. Im ersten Moment bin ich zusammengezuckt, spätestens aber mit dem Alien-Video ergibt auch dieses Stilmittel einen Sinn.

Überhaupt dieses Video! Frank Zappa meinte zwar mal "Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen.", könnte gut sein, dass spätestens mit Thunder gezeigt wird: Geht.

Natürlich macht das Regisseur Joseph Kahn nicht unter Dubai, der Stadt, die irgendwie gerade das Non plus Ultra darstellt. Aber auch das: Funktioniert. Wo es viel Beton gibt, da gibt es auch viel Fläche, die besetzt werden will. Und selbst wenn man Anfangs die Alien-Nummer und das Rumgezappele von Dan Reynolds noch etwas albern findet, spätestens wenn sich die Figuren multiplizieren und zur Choreographie-Armee werden ist klar: Viel anders muss man gar nicht mit endlosen Glasfassaden umgehen. Das ist schon sehr schön adäquat.



Mit Thunder haben mir also die Imagine Dragons bewiesen, dass ich sehr wohl was mit Alternative Rock anfangen kann. Und sogar fliegende Schafe aushalte. Das kommt nicht so oft vor.

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