Und plötzlich wird es ruhig in den Singlecharts. Mal eine Woche in der die ersten vier wie angenagelt festsitzen und der höchste Neuzugang landet erst auf Platz 13 - na welcher Deutschrap-Held hat da denn abgeloost? Das ist die Chance für einen Song, der sich schon ordentlich lange in den Top 10 rumtreibt und tatsächlich auch ein gehöriger Ohrwurm ist - nun neu in den Top 5! Erstmals! Und überhaupt ist es ja der erste richtige Hit für Panic! at the Disco. Was insgesamt auch eher seltsam ist, denn die Fan-Community ist doch recht sichtbar.
Nun hat es also High Hopes geschafft das Projekt aus Las Vegas im deutschen Mainstream zu platzieren. Nach 15 Jahren Existenz. Allerdings war diese Zeit für Brendon Urie tatsächlich wichtig. Seine Songs vorher waren insgesamt doch ordentlich selbstbezogen, eher spröde oder widerspenstig, durchaus auch mal mit melodischen Brüchen gespickt. Nicht unbedingt jedermanns Sache. Vor allem aber für meine Begriffe zu wenig selbstverständlich. Das sah immer auch ganz schön gewollt aus. In der Art: Ich bin ein kreativer Star - nehmt das endlich zur Kenntnis!
Bei High Hopes gibt es diese Allüre tatsächlich auch noch. Der Song dreht sich genau darum. Welchen Anspruch habe ich an das Leben? Wie will ich meine Zeit verbringen? Was kann ich erreichen? - Und der bombastische Sound unterstreicht nur das vor sich hin strotzende Selbstbewusstsein: Ich bin etwas Besonderes!
Diese Euphorie überträgt sich ziemlich fix auf mich. Auch wenn ich die Fanfaren und Streicher vielleicht ein bisschen zu fett finde. Muss so viel Pet Shop Boys heute noch sein? (Antwort: Wahrscheinlich Ja. The Chainsmokers machen's schließlich auch nicht drunter.)
Spannend bleibt bei diesem Song, dass Brendon Urie tatsächlich immer noch seine Mama als Referenzrahmen zitiert. Hmmm - der Mann ist mittlerweile in seinen Dreißigern angekommen. Auch wenn er musikalisch seine Kinderstube langsam verlässt, das was ihm seinen Weg durchs Leben weist, sind offenbar immer noch die Weisheiten seiner Eltern. Das ist in gewisser Weise auch ein bisschen tragisch, denn das bedeutet unter anderem, dass wir nichts dafür können wie wir sind. Und alle Anstrengungen des Lebens sind vergebens. Wir machen doch immer wieder dieselben Fehler. Vielleicht klingt High Hopes genau deshalb auch so ... sagen wir es psitiv: klassisch. Das ist ein Popsong, wie er im Buche steht. Und vielleicht auch schon in den späten 90ern hätte veröffentlicht werden können.
Macht natürlich nichts. Mithüpfen kann man trotzdem. Und was scheren uns schon die Erfahrungen der Vorjahrzehnte. Wir versuchen ja gerade auf allen möglichen Ebenen zu vergessen, was uns die Geschichte bereits gelehrt haben sollte. Party auf dem Hochhausdach - das lenkt dann schön ab. Witzig ist, dass sich hier der Rocker trifft mit den ansonsten omnipräsenten Rappern. Sind beide doch Kinder einer Zeit.
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