Freitag, 17. Mai 2019

Shindy: Nautilus



Shindy macht absolut ernst mit seinem Versprechen die späten 90er und frühen 2000er ins heute zu holen. Road2Goat sampelte mal ganz frech Whitney Houston, das sehr sehr coole Affalterbach holte sich die Inspirationen bei P. Diddy und Nautilus ist ganz dicht bei 50 Cents Candy Shop aus dem Jahr 2005. Musikalisch hübsch angereichert mit arabisch-orientalisch klingenden Einsprengseln, das Video zumindest in der Anfangs- und Endsequenz 1:1 übernommen.


Die 2019er Version à la Shindy


Das 2005er Original von 50 Cent

Bei Shindy kann man nun also sogar richtig Referenzen studieren und (Pop)Geschichte lernen. Das ist schon allein deshalb großartig, weil sich der Rapper offenbar nicht mehr nur selber genügt. Er sortiert sich ein, stellt sich in Traditionen - und relativiert damit auch sein eigenes Sein und Tun. Deshalb ist er nicht weniger eitel oder großkotzig. Der Unterschied ist: Er weiß vor allem, dass der ganze Spaß erstmal nur Show ist und spielt dieses Spiel bewusst mit. Sogar mit Freude. Sogar mit Ironie.
Damit hat er sich etwas erarbeitet was den meisten Rapstars aus Deutschland eindeutig abgeht. Die nehmen sich alle noch viel zu ernst.

Es tut Shindy offenbar sehr gut, sich aus allen Abhängigkeiten loszusagen, sein eigenes Ding zu machen und vor allem seinen Vorlieben zu folgen. Vor 15 Jahren in den USA wäre Shindy der Megastar geworden - mal beobachten, ob das in Deutschland auch klappt. Vor allem mit so viel Verzögerung. Eventuell ist Deutschland 2019 aber wirklich auf einem Stand wie die Vereinigten Staaten im Nach-9/11-Luxushype. Äußere Parallelen gibt es durchaus. Wäre allerdings schade, wenn wir komplett die gleiche Entwicklung durchmachen würden ... Auch das hat jede/r von uns in der Hand.

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