Freitag, 11. Oktober 2019

Samra Capital Bra:
Berlin lebt wie nie zuvor

Deutschland erstarrt aufgrund eines Terroranschlags und Capital Bra x Samra liefern den Soundtrack dazu: Laut, dunkel, aggressiv. Pechschwarze Herzen, "ich geh über Leichen", der Cop am Boden, "zwei Schüsse fall'n, durch die Decke kommen rote tropfen", "Ich schieße in dein Kopf durch die Gardine" ... das sind so die Versatzstücke, die auch mitgeteilt werden.

Wird ja grad viel darüber diskutiert, wie online-Games Menschen unmerklich beeinflussen. Horst Seehofer stellt mal gleich die komplette Gamer-Szene unter Verdacht und will sie beobachten lassen. Sind die Pop-Rapper dann die nächsten?

Tatsächlich sind die Gewalt-Exzesse oder besser deren Andeutungen, reichlich unnötig. Warum nochmal ist es Bra wichtig so ungemein gewalttätig rüberzukommen? So erbarmungslos? Macht das einen Popstar cool? Gibt es nichts anderes, womit er punkten kann? Ist er nur was mit Knarre?

Es ist vergebens mit Bra darüber ins Gespräch kommen zu wollen. Gangster-Rap funktioniert nunmal so. Und als Junge aus dem Ghetto muss man diese Sprache sprechen. Muss man Stereotype weitergeben. Denn die potenziellen Fans sind ja genauso drauf und verstehen keine andere Sprache .... ähm, wer waren nochmal die 14- bis 25-jährigen, die auf der Tour von Bra ausrasten? Wurden die nicht alle von papa draußen abgeholt?

Bra bedient also die Träume der bürgerlichen Biederkeit-Jugend. Was sie zu Hause und in der Schule nicht dürfen, nicht können, das spielt er ihnen vor. Stellvertretend lebt er den Traum vom regellosen Sein, vom Recht des Stärkeren, von der ungebändigten Diktatur der Gewalt.

Erzählt schon eine Menge, wenn junge Menschen auf so etwas abfahren. Auch wenn es ironisch ist, nicht ernst gemeint, mit Abstand, als Pseudo-Erleben ... Wenns dann auch noch so hochglanztechnisch inszeniert ist wie bei Berlin lebt wie nie zuvor, da kann man schonmal Lust haben irgendeinem den Kopf wegzuknallen...



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