Donnerstag, 23. Juni 2011

Alexandra Stan: Mr. Saxobeat

Ist Rumänien jetzt wirklich das neue Popland Europas, welches uns wenigstens einmal im Jahr einen veritablen Sommerhit schenkt? Nachdem im vergangenen Sommer Edward Maya mit Unterstützung der Sängerin Vika Jigulina (und einer Melodie des Aserbaidschanischen Komponisten Eldar Mansurov) den Titel Stereo Love in komplett Europa gut absetzen konnte ist es im Jahr 2011 Alexandra Stan. Ihr Titel Mr. Saxobeat tauchte zuerst in den britischen Charts auf, um kurz darauf auch in Deutschland als Single veröffentlicht zu werden und seit etwa einem Monat beständig an Popularität zu gewinnen. Mittlerweile reicht es sogar in den deutschen Charts für einen Platz 2 und in Österreich für die Nummer 1. Damit ist Alexandra Stan der erfolgreichste rumänische Act seit Haiducii. Diese hatte im Jahr 2004 ihre Coverversion des Hits Dragostea Din Tei fast genauso erfolgreich wie das Original absetzen können (zumindest in Deutschland und Italien). Davor war Popmusik aus Rumänien überhaupt kein Thema – abgesehen von Michael Cretu, der allerdings bereits mit 18 Jahren deutscher Staatsbürger wurde und dementsprechend auch hier produzierte.

Wie lässt sich nun diese rumänische Pop-Szene beschreiben, die es über die Landesgrenzen hinaus zu Popularität bringt. Zunächst mal verortet sich der exportierte Sound eindeutig im Bereich EuroPopSommerhit. Ob nun Haiducii, Edward Maya, Inna oder auch Alexandra Stan. Es ist immer strandpartytauglich und bedient sich dabei ganz gern mal schon vorhandener Rezepte. Im Falle von Mr. Saxobeat kommt einem schon mal die Assoziation zum Sommerhit des letzten Jahres We No Speak Americano, auch wenn es außer des Blechblassounds nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten gibt. Es genügt für einen Aha-Effekt und irgendwie auch eine angenehm positive Erinnerung. Da war doch Sommer und Urlaub …
Bemerkenswert ist, dass Mr. Saxobeat im Gegensatz zum gerade aktuellen Stampf-Electro-Sound ziemlich brav daherkommt. Ja, es ist tanzbar – ja, es hat auch einen Beat – aber im Grunde könnte man jetzt auch locker nen Foxtrott oder Swingbeat drauf tanzen. Alexandra Stan ist also ein Produkt für (fast) die ganze Familie, was man von LMFAO jetzt so nicht behaupten kann. Höchstens die Oma ab 70 macht da nicht mehr richtig mit ... (An dieser Stelle: komisch das Alexandra Stan noch gar nicht bei „Wetten dass…?“ aufgetreten ist. Naja, vielleicht ist es dafür doch zu hedonistisch belanglos.)

Nun kann man solch naiv-harmlosen Sound mögen oder nicht. Richtig schlimm wird’s allerdings, schaut man sich das entsprechende Video von Frau Stan an. Das lässt dann wirklich kein Klischee aus, zeigt uns zwei böse Frauen, die von tumben Polizisten in den Knast gesteckt werden, aber dank ihrer üppigen weiblichen Reize die schwanzgesteuerten Typen ausschalten und wegsperren kann um unbehelligt in die Freiheit zu spazieren. Bei ganz viel gutem Willen könnte ich das als Emanzipations-Geschichte deuten – aber irgendwie funktioniert das doch nicht. Zu viel Augengeklimper, zu viel Make up und zu viel mit dem Busen in der Kamera herumgefuchtelt. Schade, dass Frau Stan (oder ihr Produzent) so konservativ alles das bedienen was an Vorurteilen über Osteuropa und die Menschen dort existiert. Dass es dann so gut funktioniert ist noch trauriger. Aber ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass niemand wirklich auf das Video guckt und lediglich genau so den Titel erlebt wie oben beschrieben: Open Air Party in irgendeinem debilen Urlauberdorf, auch schon ordentlich angeschickert und dann vielleicht so etwas wie ein Flirt ... aber bloß nicht zu wild – und dann passt der Saxobeat schon.




PS: Wer auf der Suche nach rumänischem Pop abseits des Mainstreams ist, der/dem sei Miss Platnum empfohlen. Sie lebt zwar auch schon seit mehr als zwanzig Jahren in Berlin, aber mit ihrer Entscheidung, sich dem Balkan-Pop zu widmen, ist sie vielleicht doch noch ziemlich nah an Rumänien dran.


Donnerstag, 16. Juni 2011

LMFAO: Party Rock Anthem

Jetzt haben sie es also geschafft. Das US amerikanische Elektro-Duo LMFAO erobert die Spitze der deutschen Singlecharts. Zunächst sah es ja eher so aus als würde ihr Party Rock Anthem in Deutschland nicht ganz so wild abschneiden. Und dann war ja da auch noch dieser nicht nachvollziehbare Erfolg des neuen „Superstars“ Pietro Lombardi. Mit der aktuellen Pressemitteilung des chartzusammenstellenden Instituts media control vom 15. Juni 2011 ist die Welt aber wieder in Ordnung. Die beiden Jungs, die bereits nahezu komplett Europa im Griff haben, gehen nun also auch in Deutschland umsatzmäßig in Führung.

Party Rock Anthem ist dabei alles andere als ein Überraschungshit. Der Sound schließt nahtlos an das an, was sich seit nunmehr fast zwei Jahren forciert durch den Erfolg eines David Guetta als Europop-Electro-Sound etabliert hat. Sei es der jüngste Erfolg von JLO feat. Pitbull On The Floor, Lady Gagas Born This Way oder auch The Time (Dirty Bit) von den Black Eyed Peas – mehr oder weniger gehören diese Nr.1-Hits in die selbe Kategorie. Gerade jetzt, zur anstehenden Sommerpartyferienzeit ist die Spitze der Verkaufscharts fest im Griff von genau diesem Sound. Auf der 1 wie erwähnt LMFAO, auf der 2 mit immernoch steigender Tendenz Pitbull feat. NE-YO, Afrojack & Nayer mit Give Me Everything und auf der 3 in der insgesamt 13. Chartwoche JLO feat. Pitbull mit dem Überflieger On The Floor.
Tanzbar muss es sein, elektroid und mit hartem Beat – der etwas weniger Mainstream-orientierte Club-Dancefloor geht noch einen kleinen Schritt weiter und feiert enthusiastisch den Moombathon-Sound. Beispiel gefällig? Einfach mal die jüngsten Veröffentlichungen des Münchner Projekts Schlachthofbronx ausprobieren.

Zurück zu LMFAO. Stefan Kendal Gordy aka RedFoo und Skyler Husten Gordy aka SkyBlu sind seit etwa zwei Jahren heiß gehandelt. In Deutschland wurden sie einer breiten Masse vor allem durch ihren Gastauftritt auf David Guettas Single Gettin’ Over You bekannt. Immerhin schaffte es die Single bis auf Platz 15 der deutschen Charts und verkaufte sich anständige 30 Wochen lang so gut, dass es jeweils für eine Notierung in der Hitliste reichte. – Den wirklich letzten Kick gaben sie sich durch das unglaublich durchgeknallte Video zu ihrem aktuellen Track. Wundert eigentlich nicht, dass die beiden auch ein eigenes Klamottenlabel am Start haben – Alltagstauglichkeit würde ich dem Outfit allerdings nicht bescheinigen (auch wenn ich es total geil fände, würden in Deutschland die Menschen wirklich so rumlaufen).

Für alle, die Party Rock Anthem schon jetzt nicht mehr hören können – ist ja nun auch schon gut zwei Monate auf dem Markt – in Großbritannien ist gerade der Nachfolger Chmpagne Showers (featuring Natalia Kills eingestiegen ...