Freitag, 18. Januar 2013

Olly Murs Feat. Flo Rida: Troublemaker




In Großbritannien gehört Olly Murs mit fünf Nr.1-Hits zu den erfolgreichsten Acts der letzten Jahre. Entdeckt in DER Casting-Show X Factor, anders als in Deutschland bedeutet das im Popland Britannien tatsächlich etwas längeranhaltenden Erfolg. Und so ein bisschen spielt Olly Murs den gute-Laune-Pop-Apostel. Wer Vergleiche liebt, der wird vielleicht auf so etwas kommen wie: “Das was Robbie Williams vor 15 Jahren mal war.” – Wobei hier vor allem gemeint ist: der Junge wird uns vermutlich noch eine Weile erhalten bleiben.

Troublemaker also ist sein neuester Streich, der als Appetithäppchen zum nächsten Album Right Place Right Time geliefert wird. Es ist – wie eigentlich alles von Olly Murs – eingängiger Tagespop. Sofort mitsingbar, ganz harmlos und tatsächlich ein luftig leichtes Lebensgefühl vermittelnd. Und damit wär ich hier auch schon fast am Ende meines Ergusses … nichts weiter zu sagen, so glatt ist das Ganze. Aber glücklicherweise gibt es da ja noch ein Video, das erzählt noch ein wenig mehr.




Im ersten Moment auch ganz belanglos und aalglatt. Aber dann denke ich: Hmmm – die junge Frau in dem Video ist also die Unruhestiefterin, die Stänkerin. Warum eigentlich? Weil sie sich nicht von alten Säcken anmachen und betatschen lassen will? Na gut, vielleicht ist sie ein bisschen eigensinnig und stellt sich auch ein bisschen tolpatschig an – aber das ist ja nur völlig in Ordnung in unserer durchorganisierten Welt. Klar, dass ich so eine Frau erstmal großartig finde. Die ist nicht einfach angepasst und funktioniert. Die hat offenbar einen eigenen Willen und vielleicht sogar ein bisschen was im Kopf. Verstehe ich völlig, dass auch Olly Murs mit ihr durchbrennt. Und dann verstehe ich es auch wieder nicht. Ausgerechnet Olly Murs. Der Typ, der im Anzug durch sein Video rennt. Der ist doch noch nicht mal 30 und macht auf legeren Preppy-Style. Warum denn das?

Gut – für solch einen jungen Menschen wie Olly Murs bedeutet ein Anzug mit Einstecktaschentuch nichts mehr. Das kann zwanglos getragen werden und fühlt sich wahrscheinlich wirklich locker an. Ich bin da hier wohl echt zu verklemmt , wenn ich bei Jackett sofort immer an Kleiderordnung und Banker und jede Menge Vorschriften denke.

Verzeihe ich also Olly Murs seine modischen Eskapaden und vertraue darauf, dass hinter dem grauen Baumwollstoff kein biederer Bürger steckt. Wenn ich dann allerdings seinen belanglosen Sound dazu höre, dann bin ich mir doch nicht sicher, wie sehr Olly Murs auf enge Konventionen pfeift. Am Ende geht es bei ihm wohl eher um den Weg des geringsten Widerstandes. Er macht sich zwar nicht viel aus all den ungeschriebenen Regeln, aber er tut auch nichts, was diese stören oder in Frage stellen würde. Und mit dieser Akzeptanz bestätigt und festigt er das bestehende System. Das ist ein bisschen das Problem an dieser affirmativen Haltung.

Und genau deshalb ist also diese sehr moderne und selbstbewusste Frau diejenige, die Unruhe in den Laden bringt – ein troublemaker halt. Dabei sollten die Anderen um sie herum doch eher die Bescheuerten sein. In dem Moment, in dem sie mit Olly Murs davon läuft, könnte das eine Hymne sein auf alle, die sich nicht völlig anpassen. Sie haben die Kraft uns alle ein bisschen aus dem Gleichgewicht zu bringen und dadurch auch (zumindest klein) Veränderungen und Entwicklungen zu bewirken. Gleichzeitig hab ich ein bisschen Angst, dass die beiden doch in einer Einfamilienhaussiedlung in irgendeinem Vorort landen und der smarte, angepasste Olly Murs das Sagen behält. Das wäre dann eigentlich ordentlich tragisch.




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