Freitag, 13. Dezember 2013

Faul & Wad Ad Vs. Pnau: Changes

Hit Nummer 3 im identischen Gewand! Nach Sonnentanz und Jubel ist es nun also Changes. Und es lässt sich an dieser Stelle wunderbar alles das wiederholen was schon gesagt wurde. Einlullender, flauschiger Schubidu-Lounge-Sound – das Ding der Stunde. Und ganz frech steht da immer noch Deep House dran.

Nun ja, wahrscheinlich war dieser Stil tatsächlich noch nie etwas anderes. Auch wenn in den 90ern gern das innovative Potenzial unterstrichen wurde. Aber ich will an dieser Stelle gar nicht die Vergangenheit verunglimpfen, zumal diese sich ja dann doch recht schwer rekonstruieren lässt. Im Jetzt und Heute dürfte Deep House mit den banalen Superhits der letzten Monate seinen Todesstoß erhalten. Eventuell war die hippieske Verklärung des Sounds noch irgendwie verständlich als Fluchtbewegung – wenigstens was für eine Nischenszene, die nach dem Radio-Tod-Gedudel weiter inbrünstig und unbeobachtet ihrem Sound frönen könnte. Mit dem neuesten Kapitel in Form von Changes dürfte auch das unmöglich geworden sein.

Deep House ist nun nämlich Kindersound. Aber nicht, weil dort ein Kinderchor-Sample verramscht wird. Wesentlich schädigender ist das mitgelieferte Video. Wie wir ja doch immer wieder feststellen ist die Visualisierung von Musik ein expliziter Erfolgsfaktor und die mitgelieferte Bildwelt wesentlich für das, was mit dem einen oder anderen Titel verbunden wird.

Faul & Wad Ad haben sich als Großstadt-DJ-Duo aus Paris eine debile, amerikanische Vorort-Kinder-Geschichte zu ihrer Produktion drehen lassen. Da rennen also kriegsbemalte Kinderkrieger mit Klopapiergewehren durch die Stadt um ihre von einer anderen Kindergang entführte Freundin zu befreien. Mama im Retro-50ies-Look guckt aus dem Fenster und freut sich an den Lieben. Pippi Langstrumpf lässt grüßen.



Jetzt bin ich also mal ganz ganz doll positiv und deute den Quatsch als Kinder-an-die-Macht-Wunsch, als Plädoyer für mehr Verspieltheit, weniger Bürokratie und Steifheit – macht euch mal locker und genießt euer Leben!

Warum funktioniert das aber trotzdem nicht? - Weil der Deep House-Saxophon-Soundtrack viel zu wenig von dieser ungestümen und unberechenbaren Freiheit transportiert. Das ist alles ordentlich vorhersehbar und stört eben kein bisschen. Da ist das Original zum verramschten Kinderchor-Sample um Lichtjahre spannender. Knarzig, trötig, ein bisschen schief und dazu mit einem völlig absurden Video sind Pnau in ihrer Haltung wesentlich mehr kindlich unverbraucht als ihre französischen Kollegen.



Und auch wenn man Pnau für alles mögliche ebenfalls kritisieren könnte und ihre große Zeit wohl auch schon 3 ... 4 ... 5 Jahre her ist – dass sie jetzt so gnadenlos weichgespült werden, haben sie ernsthaft nicht verdient.

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