Wer hätte das gedacht: eine absolut knallhart berechnete Kombination von Proleten-Stars schafft es doch wirklich sich breit durchzusetzen. Dabei sah es mit Mr. Worldwide Pitbull beinahe schon nach einem Schwächeanfall aus. Genug hoch und runter gedudelt schien sein Rotzfrech-Party-Rapstyle. Wiederholung des Immergleichen. – Und Madame White Trash KE$HA? Was bitte hatte die denn jetzt noch genau zu melden? TiK ToK – ok, das war anständig auf die Glocke gehau’n und für 2010 auch eine Art ,sich dümmlich-frech in Szene zu setzen, die in ihrer Dreistigkeit ungewohnt war. Aber danach war das Luder-Ding aus dem Vorort irgendwie durch. Wer will schon immer mit zerrissenen Strumpfhosen Whiskey schlürfen und auf Schlampe machen?
Jetzt haben sich also beide zusammen geschmissen – oder schmeissen lassen. Das passt erstmal ganz gut: betonte und zur Schau gestellte Gripslosigkeit in Potenz – Party bis zum Abwinken ist angesagt. Die Atzen haben’s schön vorgemacht und lassen grüßen.
Neu ist, dass beide zusammen jetzt auch noch das verbraten, was einem als Sound bei dem Begriff “Provinzeinöde” so einfällt: Mundharmonikasound. Dank AVICII und dem Country-Folk-Hype im Mainstream-Pop finden das natürlich eine Menge Leute großartig. Ich hab’ mich an dieser Stelle schon über die Parallelen zu den Rednex ausgelassen. Würde mich nicht wundern, wenn die jetzt auch gleich noch ein Comeback feiern. Nichts Neues also an der Partyfront.
Zu dem Ganzen gehört natürlich auch eine visuelle Umsetzung, die genauso gnadenlos alle Scheiß-Klischees aus der Vorort-Langeweile bedienen die nur so existieren: wackelnde Frauenärsche in Hot Pants, die Music Box aus den 50ern, eine Farm mit Ziegen und ein Rodeo-Ritt. Mister Worldwide bevorzugt es dagegen weißsträndig-karibisch, wie immer im Drogendealer-Anzug und auch hier umgarnt von einer Inselschönheit.
Dass genau diese Bilderwelt dem Song nochmal einen Popularitätsschub verleiht (bislang war Timber zwar ein Top 10-Hit in den deutschen Singlecharts, jetzt mausert er sich gar zur Nr.4) verweist auf die Vorlieben des deutschen Publikums: Südsee, Jungs-Träume und Macho-Scheiße. Wo richtig starke Männer ungebändigte Tiere zurechtreiten, da darf auch gefeiert werden. Und die blöden Frauen, die sich potthässlich zurechtmachen, sind ordentlich geil und lassen sich gern zum Nachtisch vernaschen. Früher lief so was als enorm langweile Nachtschleife bei RTL und Sat.1. Und war da schon an grenzenloser Debilität nicht zu überbieten.
Gibt es in dieser enorm satten und oberflächlichen Gesellschaft eigentlich überhaupt noch ein anderes Thema als die hirntote Dauerparty?
Die Konsequenz, mit der hier diese ganze Stupidität und Doofheit umgesetzt wird, die ist wirklich verblüffend. Das ist fast schon ein Grund, Timber einen Platz in den Pop-Geschichtsbüchern einzuräumen. – Wenn da nicht schon vor fast 20 Jahren die Rednex gewesen wären.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen