Freitag, 24. Januar 2014

BASTILLE: Of The Night

Das 90er Revival scheint sich ernsthaft durchzusetzen. Genauer gesagt: Das Eurodance-Revival. Denn das ist es, was sich da in den letzten zwei Jahren immer wieder mal Aufmerksamkeit verschaffte. Und bislang war es tatsächlich die Frage: Warum nur?

Weder Think About The Way noch Freeed From Desire würd’ ich jetzt als die Sternstunden der Kreativität bezeichnen. Sicherlich, da hat man wohl nach gefeiert – mehr oder weniger gezwungenermaßen. Aber waren das wirklich die wichtigen und maßgeblichen Tracks für Jugendliche oder jung Gebliebene?

Warum wiederholt sich offenbar alle 20 Jahre vor allem der Trash?

Ich schätze, das hat etwas mit dem Generationenwechsel zu tun. Die Jungs von BASTILLE waren Anfang der 90er zwischen 10 und 14 Jahre alt. Selbständig und bewusst genug um Musik zu konsumieren, zu jung und unerfahren um schon einen eigenen, ausgeprägten Geschmack zu haben. Sie sangen einfach das mit, was da täglich im Radio dudelte. Eurodance zum Beispiel. Und zwar eher der möglichst glatte, einfallslose, wenig störende. Belangloses Zeug, das im Hintergrund hübsch dahinwabern kann. Und dieses Zeug ist nun in den Köpfen von jungen Musikern und DJs. Das ist mitunter ganz schön furchtbar.

Wenn sich dann diese jungen Menschen auch noch an ihrem Kindheitsfundus bedienen, dann möchte ich erstmal ganz schnell in Deckung gehen. Und so war ich ordentlich auf der Hut als BASTILLE sich Rhythm Is A Dancer als Vorlage aussuchten. Das finde ich reichlich gewagt, fast schon übermütig. Wer will sich solch einem Überhit – egal ob man ihn nun mag oder nicht – ernsthaft stellen. Da kann man doch eigentlich nur verlieren.

Aber, BASTILLE sind da doch ordentlich clever. Sie spielen nicht einfach noch eine Coverversion oder einen 2013er Remix ein (so wie es olle Dr. Alban oder der unsägliche DJ Bobo mit sich machen lässt), sondern sie nehmen sich ein Stückchen ihrer Erinnerung und schmeißen sie zusammen mit einer anderen Erinnerung, aus der gleichen Ecke. In diesem Fall Rhythm Of The Night von Corona. Damit nicht genug, sie interpretieren das Ganze dann auch auf eigene Art.



Das ist dann auch das Neue an diesem Revival. Anders als bei den 80ern besteht hier die Wiederbelebung in einem freudvollen Zitieren und neu Kombinieren – zumindest bei den erfolgreicheren Stücken. Junge Menschen haben also keineswegs Lust permanent das Gleiche nur zu wiederholen. Da gibt es schon eine eigene Sicht auf die Dinge, eine eigene Meinung.

Bei BASTILLE wird demzufolge aus der hedonistischen Hymne auf ein exzessives Nachtleben eine eher düster-zynische Geschichte. Der Rhythmus der Nacht wird durch das Video zur blutigen Spur von Morden und Suiziden, das Stroboskop ist das Blaulicht der Rettungs- und Polizeiwagen, und die selbstverlorenen Tänzer werden zu emotionslosen und abgestumpften Straßengangs. Dass diese Party nur im eigenen Untergang enden kann ist da nur konsequent.

BASTILLE liefern keine Lösung oder Idee, was nach der großen Hoffnungslosigkeit und Desillusion kommen könnte. Ein bisschen klingt das nach Ratlosigkeit und Ergebenheit in’s Schicksal. Das ist vielleicht der Grund, warum mir nach einigenmalen Hören der Beat doch zu tanzbar ist. Mehr von den Alarmsirenen, welche den Song einläuten, würde mir besser gefallen. Weil es verstörender ist, weniger gefällig. So kann ich mich in meiner zynischen Haltung wohlfühlen und genauso weiter machen wie bisher. Wie lang das funktioniert werden wir ja sehen.






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