Freitag, 17. Januar 2014

Ed Sheeran: I See Fire

Die Riege der Singer-Songwriter und Folksänger ist mir ja von Grund auf suspekt. Zu viel an melancholischer Weltverklärung findet da statt. Nur wenige schaffen es, eine zeitgemäße Version von Folk oder emotionalem Songwriting zu entwickeln. Die allerwenigsten entkommen den vielfach herumstehenden Kitsch- und Romantiksuppentöpfen. Vielleicht ist der Brite Ed Sheeran so einer. Zumindest erscheint er mir als recht bodenständig, mit beiden Beinen im 21. Jahrhundert stehend.

Das heißt natürlich nicht, dass es keine Romantik und keine Märchen gäbe. Im Gegenteil. Und deshalb ist es erstmal gar nicht so sehr überraschend, dass Ed Sheeran zum Abspann des gerade in den Kinos abgefeierten Hobbits-Märchens Smaugs Einöde auftaucht. - Obwohl ich im ersten Moment leicht irritiert war über diese Wahl.

Mit I See Fire hat der Brite glücklicherweise einen Song aufgenommen, der auf die Überinszenierung des Films mit Reduzierung antwortet. Gitarre, ein bisschen Rhythmusgruppe, Violine – das war’s auch schon fast. Lediglich zum Ende hin wird es etwas großformatiger elegisch. Das bedient die Bildwelten über weite Strecken nicht und schafft trotzdem eine Atmosphäre, die mir das Hobbit-Land in meine Vorstellung ruft: Grüne Hügel, mildes Klima und eine Menge handgemachter Landwirtschaft. Vielleicht gibt es hier tatsächlich so etwas wie Elfen und Zwerge.



Selbst der kitschig aufgebrezelte Remix kommt noch ganz unangestrengt rüber und treibt mich nicht in’s jammervolle Selbstmitleid.



Es kann also Gefühl, Emotion und sogar Phantasie auch im Jahr 2014 einen Platz haben. Ehrlich und aufrichtig. Ich empfehle allen James Blunts und Passengers dieser Welt, bei Ed Sheeran Kurse zu nehmen. Und vielleicht mit ihm auch mal anständig ein Wochenende durchzumachen. Das Leben besteht nämlich nicht nur aus Traurigkeit. Auch nicht in Smaugs Einöde.



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