Freitag, 8. Januar 2016
Lukas Graham: 7 Years
Da gibt es also gerade eine Band aus Dänemark, die es wirklich schafft Musik aus dem kleinen Land auch in Deutschland populär zu machen. Das passiert nicht so oft. Vielleicht mal, nach einem Eurovision-Sieg, wie vor drei Jahren mit Emmelie de Forest – aber das hat irgendwie den Geruch von Casting-Star. Aura Dione? – War eigentlich zu international produziert um für so etwas wie Danske Musik zu stehen. Ich erinner mich gerade noch an Alphabeat ... das ist echt schon lange her.
Nun also: Lukas Graham.
Und was erzählen uns diese dänischen Jungs? – In 7 Years geht es reichlich autobiographisch zu. Gern auch ein bisschen melancholisch angehaucht. Sänger Lukas Forchhammer erzählt uns von den guten Ratschlägen seiner Mutter und seines Vaters, von seiner Band und davon, wie er in 30 Jahren auf sein Leben blicken wird, mit 1-2-3-4 Kindern, die ihm Liebe und Wärme zurückgeben. Familienglück als Lebensziel. Uiuiui...
OK - über seine Boys in der Band singt er auch ein bisschen. Da ist also nicht nur das Einfamilienhaus, da ist auch ein bisschen lebenslange Freundschaft. Menschen mit denen du – ohne wählen zu können – in eine Klasse oder in eine Nachbarschaft geworfen wurdest, gehören zu deinem Leben dazu, ob du nun willst oder nicht. Am Ende formen die gemeinsamen Erlebnisse die Gemeinschaft. Und wahrscheinlich auch die Einstellungen und Werte.
Diese Träume, diese vorgezeichneten Wege geben Sicherheit. Die europäische Jugend ist zu großen Teilen offenbar ordentlich verunsichert. Sie sucht Halt, Orientierung, Werte an denen man sich festhalten kann und die einem zeigen wo es lang geht. Ein bisschen schade finde ich, dass dabei so wenig Vertrauen in die Kraft und das Vermögen des Einzelnen gesetzt wird, in die Lust, auch mal einen anderen Weg zu gehen, auszuprobieren, sich vielleicht auch mal dem Unbekannten auszusetzen. Inspiration von außen? Lieber nicht.
So traditionell das textliche Weltbild daher kommt, so erwartbar und wertebewusst der Sound. Indie-Jungsband at its best. Hier ein bisschen romantisch verklärt mit Glöckchensound und Akustik-Piano. Und an den dramaturgischen Knackpunkten ("Soon I'll be 60 years old") mit breiten Streichern unterlegt. Da kann ich gut mein Feuerzeug in die Luft halten, ins Schunkelwogen verfallen und mitsingen.
Dazu ein Video aus Erinnerungsfotos: Kindheit, Jugend, Erwachsensein, Konzertauftritte … sehr privat und trotzdem irgendwie austauschbar. Hat nicht jeder solche Fotos in irgendeiner Kiste oder Festplatte liegen? Immerhin – schön perspektivisch in einer Endlos-Collage zusammengefügt.
Was mich abhält, dieses Lied zu mögen, ist die Normalität und Durchschnittlichkeit des Ganzen. Das bietet natürlich Anknüpfungspunkte für ganz ganz viele. Das, was Lukas Graham da singen, ist die Wirklichkeit für viele. – Aber nicht für alle. Ich glaub, das Leben ist bunter, vielfältiger und unberechenbarer. Sich einfach Freunde suchen, um nicht einsam zu sein, wie es Lukas' Mutter empfiehlt, reicht nicht.
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