Freitag, 20. Mai 2016
JT: Can't Stop The Feeling
Und das hier ist definitiv die Fortsetzung von Happy. In jeder Hinsicht.
Und es ist der Song, mit dem sich Justin Timberlake definitiv in die Liga der Pop-Superstars spielt, die auch über ihre Gegenwart hinaus Bedeutung haben könnten. In dem Bereich ist ja durch einige Todesfälle auch etwas Platz geworden – hier kommt Nachrücker Nummer 1.
Nachdem Justin Timberlake vor drei Jahren fleißig daran mitgewirkt hat, dass Funk wieder zu einem relevanten Einfluss und Stil im Mainstream-Pop geworden ist, dreht er mit Can't Stop The Feeling das Ganze noch ein Stück weiter. Das ist nicht einfach nur funky, sondern tatsächlich sofort im Ohr und in den Beinen – gute Laune auf Knopfdruck.
So wie Pharrell Williams vor zwei Jahren dieses überschwengliche Gefühl besang und gleichzeitig transportierte, so bekommt das auch Justin Timberlake im Jahr 2016 hin. Und ein bisschen bin ich auch überrascht, wie zeitgemäß dann doch so ein klassisches Arrangement klingen kann. Es gibt sie also, die Werte und Stilmittel, welche länger Gültigkeit haben.
Noch eine Parallele zu Happy und damit gleichzeitig der Unterschied zu den 70ern etc.: Das Video. Hier tanzt der Durchschnittsbürger. Alt, jung, schwarz, weiß, angestellt, herumhängend, dick, schlank, durchtrainiert, modisch, zeitlos, runtergekommen … Das war zwar auch schon die Idee für den Funk vor 50 Jahren, aber da wurde die Gleichheit vor allem in einem ganz bestimmten Kosmos hineintransportiert: den Club, die Disco. Dort war der Gegenentwurf zur Realität, dort konnten alle gleich sein und Spaß haben.
Heute ist das also ein bisschen anders – die westliche Gesellschaft ist insgesamt toleranter und offenere geworden. Es ist eben nichts Besonderes mehr, als schwarzer Arbeiter um die 60 neben der jungen, gutaussehenden Weißen im Fernsehen aufzutauchen. Fast jedenfalls.
Denn so schön diese Idee von Justin Timberlake ist, ein bisschen bleibt es auch ein Märchen. Die sozialen Unterschiede nehmen seit einigen Jahren wieder drastisch zu. Und so geschieht es mit den Abstiegsängsten und der Aggressivität allem Andersartigen gegenüber.
Also lese ich dieses Lied und dieses Video auch als einen Aufruf: So einfach kann es sein. So simpel und doch mitreißend. Lasst euch nicht das Leben vermiesen, glaubt an euch und das Miteinander. Und tanzt!
Für alle, die nicht so sehr auf youtube/goolge und deren Geschäftsgebarenstehen stehen, hier auch der Link zum Video auf VEVO
Warum ich alles das Justin Timberlake sogar abkaufe?
Weil seine Auftritte zwar bis ins Letzte durchinszeniert aber in keinem Moment übersteigert, gekünstelt oder abgehoben wirken. Da wo sich Pharrell dann doch als männliche Mode-Ikone hochstilisiert, da ist Herr Timberlake einfach völlig durchschnittlich. Schick angezogen – ok, die Choreographie stimmt auch, aber irgendwie könnte er eben auch der Nachbar aus dem Haus gegenüber sein. Wer es nicht glaubt, guckt sich am besten mal das "First Listen"-Video zu Can't Stop The Feeling an. Da tanzt der Mann mit der Filmcrew von Trolls im Studio als wäre es das Normalste auf der Welt. (Isses ja eigentlich auch, bloß weil einer Popstar ist, heißt das ja nicht, dass er nicht auch ein ganz normaler Mensch ist - oder sein könnte.)
Noch einen Beweis? – Die 1:30 min als Justin Timberlake im "Green Room" der Eurovision-Show auftrat. Ganz selbstverständlich, ohne Allüren und voller Respekt vor seinen Kolleg*innen.
Bei allen Überraschungen, politischen Gemengelagen, Bombast-Inszenierungen und auch hübschen Einfällen was das vermutlich einer der ehrlichsten und am meisten überzeugenden Momente des Abends.
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