Freitag, 3. Juni 2016

DNCE: Cake By The Ocean



Nun haben also beide Jonas Brothers eine Karriere nach ihrem Teenie-Brüder-Projekt erfolgreich laufen. Das ist der eher langweilige Fakt hinter Cake By The Ocean.
Auf der anderen Seite ist genau dieser Klatsch-Tratsch-Aspekt bei DNCE momentan wesentlicher Bestandteil ihrer Inszenierung. Interessant dabei ist, wie kink und queer US-Amerikanischer Mainstream-Pop im Jahr 2016 also sein darf. Das ist dann tatsächlich ordentlich erstaunlich, denn was sonst so an gesellschaftspolitischen Meldungen über den Atlantik schwappt, das deutet ja eher auf das Gegenteil hin.

Kann also gut sein, dass die etwas jüngere und gerade nachwachsende Popkultur-Generation hier eine ganze Menge Spaß auslebt, den die Spießer und Landbewohner nicht so richtig geil finden. Und vielleicht gerade deshalb so verbissen und aggressiv drauf sind. Das darf ja nicht sein, dass das Leben auch Spaß machen darf...

DNCE haben also mit ihrer übermedialen Präsenz sehr viel Freude und schaffen es, ihre richtig gute Laune an mich zu übertragen. Das gelingt ihnen vor allem, weil sie doch eine Menge Zeug quer durcheinander hauen und einen eigenen Stil definieren. Überraschung und Lebenslust ist das vorherrschende Prinzip. Konsequenter durchgehalten und zugelassen als es beispielsweise ihre australischen Kolleg*innen von Sheppard tun. Und zwar musikalisch genauso wie visuell.

Fang ich mal mit der Musik an. Was mit den ersten Tönen zwar sehr funky anfängt, könnte aber dann doch auch noch so ein Jungsband-Hit aus dem Poprocktopf werden. Passiert aber nicht, denn der Song nimmt ganz schnell Fahrt auf und dreht sich spätestens mit dem Falsett-Refrain auch emotional in Hochstimmungen, die von schrillen Pfeiftönen im Hintergrund begleitet werden. Das ist mal 'ne Partry! Da kann ich sogar Gitarren richtig gut finden.

Dass der Song so hochgepeitscht daherkommt ist ganz klar – hier geht es nämlich um eine Menge Anzüglichkeiten und Lust. Da bleibt keine Zeit für lange Balzrituale. Zur Sache Schätzchen!
Und wie das bei zwei- und mehrdeutigen Texten immer ist, es bleibt viel Spielraum für eigene Interpretationen und vor allem auch reichlich lustige Missverständnisse. Da darf man sich schon mal die hübschen Gossip-Geschichten aus wikipedia reinziehen und gleichzeitig auch den Kopf schütteln über den Fakt, dass das US-Amerikanische Radio allen Ernstes auf einer Clean-Version besteht. Wie oben schon angedeutet: man kann sich auch jegliche Freude am Dasein verbieten.

Entsprechend der musikalischen Performance, lässt sich auch das Video nicht lumpen und inszeniert wortwörtlich eine Tortenschlacht am Strand. Auch hier hübsche Verdrehung der gewohnten Sehweisen, denn während die erste Strophe vor allem eine Horde weiblicher Models in altbekannten Posen abgefilmt wird, taucht dann glücklicherweise auch Josh Ostrovsky auf und darf sämtliche Posen auch nochmal wiederholen. Und natürlich sind die Cheerleader Jungs in knappen Badehosen. Da beginnt dann der Spaß – Klischees kennen, bedienen und brechen. Man schaue sich dagegen die langweilig glatte Inszenierung der Fifth Harmony an – hier liegen Welten dazwischen.



Im Hintergrund zum Video war auch Gigi Hadid aktiv. Muss man als Model-Schönheit jetzt nicht unbedingt mögen, als Pop-Ikone hat sie sich allerdings schon einige Lorbeeren erarbeitet – zuletzt als VideoPartnerin in ZAYN's Pillowtalk (klar – mittlerweile sind sie ja auch offiziell ein Paar).

Cake By The Ocean repräsentiert also mit jeder Facette aktuelle, junge Popkultur. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass DNCE hier mal so ganz nebenbei an dem Faden weiterspinnen, den die Scissor Sisters vor einigen Jahren auf die Bühne geworfen haben. Naja und Adam Levine hätte an der prallen Lebenslust der vier Musiker sicher auch seine Freude.
Mal schauen, wie lange sie das durchhalten und ob es nach diesem Debüt-Versprechen auch so prall weitergeht.

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