Freitag, 3. November 2017

Ed Sheeran. Perfect




Wo sind eigentlich die coolen Songs von Ed Sheeran hin? So etwas wie seine großartige Zusammenarbeit mit Hoodie Allen? Oder sein funky hit Sing?

Irgendwie scheinen die Zeiten mit dem Album Divide vorbei zu sein. Gerade mal noch, dass Shape Of You ein Meilenstein moderner Poesie und Produktion war–der Rest ist dann doch eher reichlich romantisch-retrospektive Gefühlsduselei. Allerdings – auch das muss ich im Fall von Perfect zugeben - doch sehr sensibel auf den Punkt gebracht.

Genau genommen ist Perfect nämlich ganz schön schrecklich: Geigenbegleitung, eine Geschichte über eine ewig dauernde Kinderliebe, eine fast schon Schubidu-Melodie und dann auch noch diese furchtbare Romantik-Sologitarre. Gut, dass es im Hintergrund ganz fein ein repetetives Piano gibt, dass Ed Sheeran so gut wie nie singt, ohne sich bis zum Exzess zu steigern, bis die Stimme versagt. Das ist dann doch schon ganz ordentlich an glaubhaftem Begehren dran. Halte ich also staunend aus. Oder je nachdem, wie verliebt ich bin, spricht es mir direkt aus dem Herzen.

Weniger überzeugend ist das dazugehörige Video. Ich weiß nicht, wer dem jungen Mann diese bräsige Choreographie auf den Leib geschrieben hat. Und dann auch noch ein Liedermacher in Anzughose und Weste ... das machen dann auch der Struwelkopf und die Tattoos nicht wirklich wett. Das ist ordentlich bieder, die Mütter dieser Welt haben ihre Freude dran und wünschen sich genau diesen Typen zum Schwiegersohn.



Ed Sheeran gehört dieses Jahr 2017. Da können keine Latino-Hits oder Strassenbanden mithalten. Der Liedermacher-Junge hat die Menschen derart verzaubert, da kann er momentan machen was er will. Ich wünsche mir jetzt allerdings, dass er einfach mal wieder ein bisschen weniger Erfolg hat und dafür mehr Lust auf ungewöhnliche Kooperationen, auf Funk und vielleicht auch Elektronik, kurz: auf 21. Jahrhundert.

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