Freitag, 12. Juli 2019

Loredana: Jetzt rufst du an



Miksu & Macloud sind sowas wie die Hitgaranten der Stunde. Erste Schlussfolgerung: Die beiden haben den Zeitgeist im Blut.

Schaut man sich die Liste der Acts an, die sie gerade produzieren, kommt man dann schon ins Zweifeln: Farid Bang, Kollegah, Summer Cem, KC Rebell ... aber dann auch Howard Carpendale (zumindest Miksu solo). Das ist dann schon ein bisschen wie Prostitution. Hauptsache, der Kunde zahlt.

Wie weit das auseinander liegt und wie wenig eigene Handschrift das dann doch hat, zeigt sich diese Woche: Platz 2 für Loredana Jetzt rufst du an und Platz 5 Summer Cem x Gringo Yallah Goodbye. Das eine ne cool-treibende Verramschung von I Like To Move It, fett und laut. Das andere ein liebliches Schlagerliedchen mit Schmollmund. Das einzige, was beiden Songs gemeinsam ist: Die Lust auf dicke Hose zu machen. Wir haben es halt drauf!

Und so denken wahrscheinlich auch die beiden Produzenten. Mir doch egal, was ihr andern über uns redet. Wir machen halt die Kohle.

Das ist dann auch genau die Haltung, die Jetzt rufst du an zelebriert. Genugtuung, Selbstbestätigung, egomane Streicheleinheiten - das wird gefeiert und ausgelebt.

Für eine Menge Menschen Gefühle, die sie auch gern hätten. Ein bisschen Bestätigung. Ein bisschen mehr Selbstwert.

Aber wie erreicht man das, wenn immer nur die anderen wahrgenommen werden? Wenn die eigenen Ideen nichts gelten, verlacht werden? Wenn es keine Unterstützung gibt?

Ist unsere Gesellschaft so eiskalt?

Im Pop-Biz offenbar schon. Loredana zieht demzufolge die Konsequenz: Ich muss Popstar sein, auf der Nummer 1 stehen und mein Auto mit Bargeld zahlen können, dann wollen mich alle kennen. Dann bin ich wer. Sogar wenn mein Rapstil eigentlich eher abgehackt holprig ist. Wen stört's? Ich kann in heißen Outfits umherturnen, ein bisschen auf lasziv machen und meinen Freund Mozzik im Video auftreten lassen. Wir beide haben viel Spaß. Die andern sind uns egal.



Schade, dass ausgerechnet dieser Song so erfolgreich ist. Schlager-Glöckchen-Coolness aus dem Weichspüler. Die eine 100%ige Fake-Welt vorgaukelt. Ehrlich, Ed Sheeran mit seiner Demaskierung der Beautiful People ist mir da wesentlich lieber. Und obendrein lustiger. Cool kann ich auch sein ohne den fetten Blingbling.




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