Freitag, 20. März 2020

samra & capital bra:
Berlin



Das wievielte mal ist Berlin in einem Bra-Track Thema? Und wieder ist es eher das Bild als Gangsta-Hauptstadt und Kriminellen-Dschungle, das da gezeichnet wird. Nunja, es gibt eine Menge Realitäten, die offenbar nichts miteinander zu tun haben müssen. Und im Pop-Business geht es ja mehrheitlich um Träume bzw. Märchenwelten.

Die Kids wünschen sich also nach wie vor eine Welt, in der es kleine Jungs aus dem Neubau-Ghetto zu schwerreichen und unflätigen Gangstern bringen können. Nachvollziehbar - als 12-14-jähriger habe ich so sehr die Schnauze voll von Bevormundung und Fremdbestimmung, da kann ich nur träumen in der Art "Wenn ich mal groß bin..." Da offenbar die wenigstens auch nur den Hauch einer Idee entwickeln, welche Eigenschaft sie denn an dieses Ziel bringen könnte, ist es eben die Knarre mit Kugeln im Lauf, die Freiheit und Bosstum bedeutet. Das ist eine Welt, die Oben und Unten, Gewinner und Looser fest zementiert - entweder du gehörst hierhin oder dorthin, dazwischen gibt es nichts, und auf der einen Seite ist wirklich nur Platz für einszwei, basta.

Es ist nach wie vor die Sehnsucht nach Besonderheit, Einmaligkeit, Individualität, die in Berlin zum Ausdruck kommt: Vertrau niemandem, nur dir selbst - und dann wirst du deinen Weg schon machen. Das ist kindisches Superheldengetue. Zu viel X-Men & Co in der Vergangenheit konsumiert. Schade.

Könnte auch ein schönes Beispiel dafür sein, wie schädlich Marvel & Disney für Heranwachsende sind. Wolfgang M. Schmitt macht regelmäßig klar, dass einfache Unterhaltung eben nicht harmlos ist. Kann man übrigens genauso auch auf Popmusik anwenden.

In diesem Sinne machen Samra und Bra die Welt um keinen Deut besser. Wollen sie auch nicht. Sie sind lediglich aus auf das ganz egoistische eigene Glück. Das reicht ihnen dann schon. Und das reicht mittlerweile einer großen Menge. Solidarität, Zukunftsvisionen, Lust auf wirklich eigene Ideen - das ist alles so gestrig ...

Wenn man den schlau redenden Menschen glauben darf, dann sind diese Tage ja gerade entscheidend dafür, wie es so in den nächsten Jahren weitergeht. Welche Werte werden sich durchsetzen? Wer kann sich besser als Krisenmanager inszenieren? Und verabschieden wir uns demnächst vom Neoliberalismus?

Ich fürchte, der Zuspruch, den Samra & Bra nach wie vor haben, spricht eher dafür, dass sich eben nichts ändert. Brutaler, selbstverliebter, verschwenderischer - das ist die Devise. Mal seh'n wer es länger durchhält.




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