Freitag, 5. Juni 2020
AK Ausserkontrolle x Bonez MC:
In meinem Benz
Auch diese Woche gehört den Hamburger Holzhackern. Ok ok ok - ich weiß auch, dass AK Ausserkontrolle aus Berlin kommt. Trotzdem ist der Sound, für den er steht, mittlerweile mehr mit Hamburg verknüpft als mit der Hauptstadt. Dank der 187 Straßenbande und nicht zuletzt auch Bonez MC. Das wissen alle längst.
Also nochmal anders: Auch in dieser Woche ist es der richtig böse Sound, der als beliebtester Track durchgeht. Noch mehr und wahrscheinlich sogar ein bisschen spektakulärer: es ist auch die zweite Woche in Folge, dass der Capi mit einer Neuveröffentlichung nicht auf die 1 geht. In dieser Woche ist es sogar nur ein ernüchternder Platz 10. Schlechter als Shirin David.
So weit zum Umfeld, in dem In meinem Benz spielt. Zum Track selber:
Nach wie vor ist der Benz das Statussymbol, das angehimmelt wird. Das war schon vor 10 Jahren nicht anders - nur wurde das Objekt da noch mit wesentlich mehr Augenzwinkern verlangt. Kann man sich ja mal Miss Platnum geben und vergleichen, was sich so in 12 Jahren getan hat.
Na ist schon klar: die Lady aus Rumänien war immer noch am Träumen. Sie hätte gern einen Benz gehabt. - AK Ausserkontrolle und Bonez MC haben den schon lange unterm Hintern. Und lassen ihr Glück ordentlich raushängen.
Das kann man jetzt auch als Treue lesen. Denn die richtig modebewussten und tonangebenden Rapstars sind schon vor einer ganzen Weile auf ganz andere Marken umgestiegen. Mit mehr Style und Eleganz. Wenn man in den Modeblog will, muss man sich eben immer wieder neu erfinden.
Die beiden lassen sich davon aber nicht irre machen und feiern fleißig weiter gute deutsche Wertarbeit. Sind Bonez und Ausserkontrolle also eher die konservativen Verteidiger langsam sterbender Werte?
Die Antwort fällt leicht. Da brauch ich nicht diesen Track, um die rückwärtsgewandte bis spießige Haltung der beiden Rapper mitzukriegen. Da muss ich auch nicht erklären, dass LV und Fendi jetzt eher so die Marken für die nicht ganz so hippen ist. Protzig bis zum Abwinken - und mittlerweile in jeder mittelgroßen, deutschen Stadt auf den Haken der Boutiquen zu finden. Das ist alles irgendwie nicht so richtig Luxus. Zumindest keiner, der einen Unterschied macht. Immerhin kostet er noch einigermaßen Geld, so dass nicht jeder Verkäufer sich das leisten kann. Das reicht als Unterschied. Und bestätigt auch nur das, was sonst ganz gern mit durchgegeben wird. Der Härtere/Stärkere oder eben einfach der mit dem größeren Bankkonto darf sagen, wo es lang geht. Punkt. Gesellschaftliche Abmachungen sind langweilig. Erst recht Regulierungen, die von einem anonymen Staatsapparat angewiesene wurden. Da pfeifen die beiden drauf. Und mit ihnen die Fans. Die freuen sich immer wieder, dass mal jemand sagt, wie es sein soll. - Kennen wir ja auch aus genügend anderen Kontexten. Der feige Mob braucht immer Helden, die ohne Scheu aussprechen, was sie zwar denken, aber nie sagen würden.
Erfahrungsgemäß sind diese Typen es auch, die sehr wohl wissen, was sie so vom Amt zu kriegen haben. Oder was doch bitte die da oben jetzt mal zu unternehmen haben, damit die gute deutsche Automobilindustrie nicht krachen geht.
Wahrscheinlich ist es nur Zufall, dass In meinem Benz genau zu dem Zeitpunkt erscheint und zum Hit wird, da sich in anderen, bildungselitären Kreisen ordentlich gestritten wird, wie denn nun die Kaufanreize für veraltete Karossen auszusehen haben. Der Track, der eigentlich als ausgestreckter Finger an alle gemeint ist, wird plötzlich zur Werbebotschaft für den deutschen Mittelstand.
Da hat das Management der beiden offenbar nicht gut aufgepasst. Ist schon auch ein bisschen Mist, wenn man sich für nichts anderes interessiert als für seinen eigenen Schwanz. Allerdings - die beiden merken es ja nicht, was sie da anstellen. Und es ist ihnen sehr sehr wahrscheinlich auch völlig egal. Würde ich jetzt mal so in den Raum stellen.
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