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Freitag, 6. September 2013

Flo Rida Feat. Pitbull: Can't Believe It



Erinnert sich noch jemand, wann Flo Rida den letzten coolen Track veröffentlicht hat? – Ok, Good Feeling war schon ein ordentlicher Ohrwurm. Aber das war ganz wesentlich den Anleihen bzw. der Vorlage von AVICII zu verdanken. Sonst kam ja von Flo Rida eher überproduzierter Kindergartenquatsch mit alberner Bildsprache. Mit Can’t Believe It ändert sich das schlagartig. Denn dieser Song ist wirklich verdammt cool.

Natürlich ist das Ganze – wie sollte es auch anders sein – sexistisch in Hochpotenz. Es reduziert Frauen auf Ärsche und macht sie auch sonst zu nichts anderem als Objekten der männlichen Lustbefriedigung. Sich daran abzuarbeiten ist im Falle von Flo Rida und seinem Steigbügelhalter Pitbull völlig sinnlos. Neu ist in dieser Machotour, dass Flo Rida sich seit langem mal wieder einer Atmosphäre und eines Sounds bemüht, der tatsächlich so sexualisiert daherkommt wie der Inhalt. Das ist ihm seit seinem Debut-Album Mail On Sunday von 2008 kaum mehr passiert. Besinnt sich da ein Pop-Artist auf das, was er tatsächlich kann und ist?

Nun muss man natürlich zugeben, dass ein Großteil der Coolness aus den schlauen Anleihen und Zitaten stammt die in größerer Anzahl Can't Believe It bevölkern. Das heißt, hier hat Flo Rida vor allem mal mit der Wahl der Produzenten ordentlich Glück gehabt. Diese benutzen ziemlich unverkrampft eine ganze Reihe von Erfolgsrezepten.

Zunächst mal bedient sich Can’t Believe it sehr frech einer Hookline / eines Riffs, dass wir fast haargenau so von den White Stripes kennen. Sich an einem Hit wie Seven Nation Army heranzumachen finde ich ziemlich gewagt. – Nun, das Publikum kann damit umgehen und findet’s offenbar sogar gut.



Referenz Nummer 2: Sexy Back von Justin Timberlake produziert von Timbaland. Auch hier ist es wesentlich mehr als die Hintergrundmurmelrufe, die tatsächlich 1:1 übernommen wurden. Die Art wie der Rhythmus in einen peitschenden Elektro-Funk verwandelt wurde ist ziemlich identisch.

Und schließlich entdeckt man auch einen hübschen Verweis auf Yellos Oh Yeah aus dem Jahr 1987.





Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe mehr an Verweisen und direkten Zitaten – allein die Kombination der drei oben genannten ist eine ziemlich irrsinnige Mischung, die auch zeigt, dass Sampling und Remixing eine spannende, freudvolle und inspirierende Sache sein kann.

Und so wie sich der Sound durch die Jahrzehnte und Stile arbeitet, so bedient das Video einen Cut-and-Paste-Stil, der auch ein wenig an frühe Computergrafiken aus den 90ern erinnert. Die Regisseure Geremey & Georgie Legs zeigen damit, dass sie sehr genau die aktuellen Entwicklungen in Sachen Musikbebilderung studiert haben. Diplos Butter’s Theme macht nämlich genau dasselbe (und dreht es noch um einige Stufen weiter ins Extreme, was die tatsächlich neue Qualität ausmacht).


Flo Rida Feat. Pitbull – Cant’t Believe It


Diplo – Butter’s Theme

Der Vergleich der beiden Videos scheint mir spannend. Denn auch Diplo spart ja nicht mit Anzüglichkeiten und vor Sexualität strotzenden Wort- , Musik- und Bildspielchen. Im Gegensatz zu Flo Rida & Co. kommt er aber völlig ohne den Macho-Blick aus und ist alles andere als frauenverachtend. Da kann so mancher Pop-Star noch ein bisschen was lernen.

Zum Ende bringe ich hier mal noch einen aktuellen Track ins Spiel, der in Sachen Coolness locker mit Can’t Believe It mithält und den ich hier sicher in wenigen Wochen auch nochmal genauer abfeiern kann: Give It 2 U von Sexyfunk-Master Robin Thicke … haltet mal Ausschau danach.



Sonntag, 10. März 2013

J T: Mirrors



Als vor etwas mehr als 10 Jahren das Solo-Debütalbum von Justin Timberlake Justified erschien, da brauchte ich einen kleinen Moment bevor ich mir sicher war: der hat was drauf – das ist sicher die Nachfolge von Pop-Titanen wie Michael Jackson. Da war Soul drin und es war glitzender Tagespop gleichzeitig.

Das durfte man natürlich nicht zu laut sagen. Ein Boyband-Aussteiger, das konnte doch niemand sein, der ernst zu nehmen ist. Robbie Williams war ja da eher die Ausnahme.

Dann vergingen ein paar Jahre und 2006 erschien FutureSex/LoveSound. Da waren alle Zweifel und alle Vergleiche weggefegt. Das war vielleicht die konsequenteste Weiterentwicklung der Popmusik der 2000er – in jedem Fall war es hoch infektiös und mit Produzenten-Freund Timbaland eine Partnerschaft entstanden, die ordentliches Kreativpotenzial besaß und bis heute anhält. - Danach war am Status von Justin Timberlake nicht mehr zu rütteln: Auftritte als Schauspieler, Modelabel, Songwriter … ab einem bestimmten Status dürfen sich Promis ja alles zutrauen. Ob das nun gut ist oder nicht.

Zu Beginn dieses Jahres tauchte nach schier endloser Ruhe dann die Meldung auf: J T war wieder im Studio – ein neues Album steht an. Die Ankündigung allein hat sofort dazu geführt, dass er bei den publikumsträchtigsten TV-Shows auftreten durfte: Super-Bowl, Grammy Awards … Klar, dass die erste Veröffentlichung Suit & Tie in den wichtigsten Pop-Märkten USA und Britannien ordentlich für Furore sorgte. Und: JT ist nicht nur so wichtig, dass schon eine Ankündigung genügt, um in den Schlagzeilen zu landen. Er gehört nun auch in die Kategorie der (selbst ernannten) Superheroes, welche nur noch mit ihren Initialen auftauchen müssen: R und K bekommen Gesellschaft … Mit solcherlei Status versehen, kann man sich auch mal einen Regisseur wie David Fincher leisten, der einem ein chices Video inszeniert.

Dass es mit Suit & Tie nicht zur weltweiten Nr.1 langte, das liegt womöglich daran, dass der Titel eher spröde daher kommt. Das ist zwar funky und in gewisser weise auch modern oldschool – aber es hat eben auch schräge Momente und Brüche. Nicht ganz einfach für Radios und Musikkaufende. Also wurde zur ersten offiziellen Single aus dem neuen Album Mirrors erkoren. Und das ist nun wirklich altbewährte Kost. Da klingt der Herr Timbaland ordentlich durch, das erinnert an Love Stoned genauso wie an What goes Around oder Senorita. Und für den Mainstream sind auch ein paar E-Gitarren mit dabei. Kann da eigentlich noch etwas schief gehen? – Um dann auch wirklich auf ganz sicher zu gehen, tritt J T enorm prominent bei Wetten dass…? auf – und schwups, noch vor Veröffentlichung als Single ist Mirrors einer der meistgekauften Songs in Deutschland.

Beeindruckend ist an dieser Stelle, dass die Ganze-Familie-Samstagabend-Show offenbar immernoch dauerhaft das Format mit den größten Verkaufschancen ist. Selbst Unser Star für Malmö hat vor einer Woche nicht so viele Interessenten mobilisieren können. Da ist also der farblose Markus Lanz ernsthaft Schwiegermamas Liebling und kann nicht nur den Sonntagmorgenkaffee gut anpreisen sondern auch allerlei Musik – und das ohne jeglichen eigenen Zugang oder Kompetenz irgendeiner Art. So funktioniert Unterhaltung im deutschen Fernsehen: eher seicht oberflächlich, nur nicht verunsichernd, vorsichtig konservativ, ohne große Überraschungen.

Insofern passte Mirrors auch gut ins Format. Kein schlechter Song – weniger innovativ als das was in den letzten 10 Jahren von Justin Timberlake insgesamt schon zu erleben war. Ich warte dann doch noch ein bisschen, was das kommende Album The 20/20 Experience sonst noch so zu bieten hat.