Freitag, 17. Februar 2012

Sean Paul: She Doesn't Mind

Jetzt schlägt er also wirklich nochmal richtig zu. Definitv, Sean Paul is back! Und er zeigt es allen nochmal so richtig. Sein Album Tomahawk Technique erschien just dieser Tage und schon das Cover lässt keinen Zweifel daran, dass es hier um Pop geht. Quietschbunt und ikonenhaft überzeichnet. Irgendwas zwischen Elektronoise und New Age. Monster Disco à la Grace Jones lässt sich hier genauso erwarten wie der Cyper-Punk des späten Billy Idol. Soweit zumindest die graphischen Referenzen.



Die Single She Doesn’t Mind selbst hält sich da mit den Verweisen eher zurück. Als zweite Auskopplung besitzt sie allerdings enorme Attraktivität und stürmt sofort sämtliche Verkaufsauswertungen. Schon jetzt stellt sie so etwas wie den erfolgreichsten Hit des Jamaikaners dar. In der Schweiz langt es sogar zum zweiten Nummer 1-Hit in Folge. Das ist vielleicht erstmal überraschend, aber dann bei genauem Hinsehen doch nicht verwunderlich. Denn schon nach den ersten Tönen ist auch hier klargestellt: das ist ganz fett und bedacht produzierter Pop. Glücklicherweise sind da immer noch genügend original Dancehall-Beats drin, so dass das Endergebnis nicht komplett identisch klingt zum Rest der momentanen Charts. Faszinierend finde ich, dass Sean Paul tatsächlich unbeirrt so toastet als wär’s noch 2002. Das hat schon wieder Charakter.

Schlimm ist allerdings das Video. OK – Mr. Obermacho hatte schon immer was für sexualisierte Clips übrig und die Rolle der Damen war jeweils eindeutig. Allerdings erinner ich mich an Bilder, in denen die Frauen auch eine gewisse Coolness ausstrahlten. Begehrenswerte Objekte, die nicht gleich für jeden Typen die Bluse aufmachen. Im Filmchen zu She Doesn’t Mind sind’s dann nur noch pseudo-lesbische Szenen, die aufgeführt werden. Regisseur Evan Winter hat dabei seine feuchten Träume in Airport-Kulisse ausgelebt. Das ist ziemlich nah am billigen Softporno dran und alles andere als irgendwie überraschend. Wenn das alles ist, was an Phantasie in Sachen Erotik vorhanden ist, na dann Danke. Die Jungs vorm Computer macht’s offensichtlich trotzdem (genau deshalb?) an – wo käme sonst der Erfolg her?



Vielleicht ist diese simple Einfallslosigkeit aber auch schwer berechnet. Zumindest das wieder mal unglaublich sensible Product Placement spricht da eine eigene Sprache. Remy Martin war und ist weder besonder mondän oder nobel noch in irgendeiner Art cool. Vielleicht gilt es gerade mal in irgendwelchen Einöden als Luxusprodukt, da wo der nächste Supermarkt 20 km entfernt ist.

Fazit: Sean Paul inszeniert sich auch nach dem Upgrade weiter als der Mann aus dem Volk. Eher einfach und bloß nicht zu abgedreht. Ein bisschen edel darf es sein, aber nicht zu fett bitte. Diese Art von Bodenständigkeit macht den Unterschied zu Taio Cruz und Timati. Das ist fast schon wieder sympathisch. Aber zu oft sollte man sich den Sound nicht reinziehen. Die Akustik-Variante ist da schon wesentlich überraschender und frischer.






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