Freitag, 1. März 2013

arash feat. sean paul: She Makes Me Go



Jetzt höre ich diesen Titel also schon das siebte mal und mir fällt immer noch nicht viel dazu ein. Eher finde ich arash zunehmend debil. Das liegt vor allem daran, dass er so unsichtbar und ungreifbar bleibt. Mehr als den Refrain She Makes Me Go gibt er nicht von sich, das Gesicht und sein Auftritt im Video ist so glatt und auswechselbar – da hätte jetzt auch ein videoanimiertes Männel herumhüpfen können. Ich frage mich mehr und mehr, warum diese Single eigentlich unter arashs Namen veröffentlicht wurde. Sean Paul hat wesentlich mehr Präsenz.



Also irgendjemand tut hier einem nahezu Nobody einen Riesengefallen. Obwohl es arash ja in den letzten acht Jahren doch immer wieder mal geschafft hat mit dem einen oder anderen Auftritt doch ein paar Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Aber lassen wir mal die Karriere des Herrn arash …

Schauen wir auf die Referenz. Durch das Soundsample haben wir hier mal wieder einen waschechten Vertreter der Sparte 90er Revival vorliegen. Noch wird darum gewettet, ob dieses Jahrzehnt so flächendeckend die laufende Dekade bestimmen wird wie es die 80er vor gut 13 Jahren taten. Wirklich weltbewegend war es ja wohl eher nicht: alles war möglich, praktisch musste es sein, ein bisschen Techno-Subkultur vielleicht. Und daran anschließend jede Menge schlechter Dancefloor-Sound. Wahrscheinlich waren die 90er mit 2unlimited und Scooter tatsächlich so etwas wie die Wiege der Eurodisco.

Bei She Makes Me Go hat sich das Produzententeam mal ordentlich bei Ice MC bedient. Der war um 1990 herum für kurze Zeit so etwas wie semi-berühmt und holte dann vier Jahre später zum Comeback aus, als er es mit Think About The Way bis auf den Soundtrack des Films Trainspotting schaffte.



Reichlich uninspiriert war das Ganze schon damals - immerhin passte es recht gut zu der erstmals in die Breite schwappenden Partydrogenwelle, die aufgrund von überschwenglich synthetischer Euphorie so allerlei an Sound möglich und erfolgreich machte.

Offenbar gleichen sich die Drogeneffekte von Mitte der 90er mit den heutigen doch einigermaßen, denn vor einem Jahr holte das deutsche Eurodance-Projekt Groove Coverage den Song wieder aus der Kiste. Da gab's so gut wie gar nichts Neues zu entdecken. Vielleicht eine minimal melancholische Note, immerhin spielte das Video mit so einer verlorenen-Chance-Geschichte. Das hat aber kaum noch jemanden interessiert.



Sean Paul und arash drehen die Produktion ein bisschen weiter: neben den üblichen 90er Dancefloor-Anleihen gibt es auch Großraum-Rave-Sounds wie sie seit DJ Antoine und David Guetta massenhypnotisierend eingesetzt werden. Ein paar Pfeiftöne dürfen im Hintergrund auch sein und natürlich verleiht Sean Paul dem Ganzen den nötigen Schwung Dancehall – ohne geht's ja derzeit nicht wirklich. Und am Ende ist auch das Video nicht mehr bloß ein Candle-Light-Dinner und eine 0815-Tanzbar – nein, es ist ein Schloss mit noch mehr Kronleuchtern und Swimmingpool ...

So sieht es also aus im Jahr 2013 – das sind die Träume sattgefütterter und zugedrogter Mittelschicht-Kinder. Da muss man schon reichlich selbstbezogen und interesselos drauf sein, um das wirklich gut zu finden. Und das sind offenbar einige mehr als 1994 – denn schon jetzt ist die neue Version erfolgreicher als das Original.





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