Freitag, 12. April 2013

James Arthur: Impossible

Und damit haben wir also den ersten Hit des Jahres 2013, der durch die Superstar-Maschine entstand: Impossible.



Der Titel ist mittlerweile knapp drei Jahre alt ohne dass jemand hierzulande von ihm groß Notiz genommen hätte. Im September 2010 veröffentlichte die barbadische Sängerin Shontelle die Single. Damals versuchte man mit ihr noch so etwas wie eine zweite Rihanna zu etablieren. Das hat nicht ganz geklappt – vielleicht war es Shontelle selber auch zu langweilig.

2010 war zumindest eine Zeit, in der das Musikpublikum in den USA noch nicht viel von “New Electronic Music” gehört hatte, David Guetta war dort nahezu unbekannt und R’n’B ungebrochen erfolgreich. So brachte es dann auch Impossible mit bekanntem Pathos zu einigem Erfolg in den Staaten und in Großbritannien. Mit dem eher sparsam instrumentierten Beginn des Liedes ließ sich durchaus erahnen, dass der Song einige Qualitäten hat. Spätestens beim Einsetzen des Refrains aber mit Echo-Effekt war dann Schluss. Zu viel Weichspüler für den Kontinentaleuropa, das sich mit Lady Gaga, KE$HA und stromae gerade auf eher synthetischen Dancefloor-Sound orientiert hatte. Für ein paar verkaufte Singles reichte es immerhin.



Dass Impossible berühren kann, war in der einen oder anderen Version zu spüren, die von Fans und hoffnungsvollen Amateur-Talenten auf diversen Plattformen hochgeladen wurden. 2010 – da war das Phänomen Amateur-Coverversion noch relativ jung. Da wurde noch nicht so gnadenlos jede noch so beknackte Komposition nachgesungen.

Nun, der Song gelangte auch in diverse Casting-Shows und Ende letzten Jahres zum britischen X Factor . James Arthur wurde mit seiner Version Sieger und zum Star. Das mag nun die meisten Über-20-Jährigen ziemlich kalt lassen: wer will schon was von Casting-Stars wissen? Allerdings bedeutet Superstar oder Idol zu sein in Großbritannien noch mal etwas anderes als in Deutschland. Klar sind diese Art von Shows mindestens genauso verhasst wie hierzulande, alle Jahre wieder gibt es Aktionen und Versuche mit Sinnlos-Downloads die sichere Nummer 1 für den Sieger oder die Siegerin zu verhindern. Auch die Kritik an der künstlichen Produktion von Pop-Stars und der Riesenvermarktungsmaschine drumrum wird immer wieder geäußert. Allerdings haben die Briten da wohl noch nie die deutsche Variante erlebt. Zumindest haben die meisten der Gewinner und Gewinnerinnen doch tatsächlich was auf dem Kasten, hin und wieder sogar einen eigenen Stil und sie sind eben nicht 15 oder 16, sie sind Mitte 20 oder auch älter und haben schon einige Erlebnisse mehr hinter sich. Was man an den Interpretationen durchaus hört.

Im Fall von James Arthur und seiner Version von Impossible wird das ganz schön deutlich. Der junge Mann mit dem Waschbärgesichtchen darf nämlich vor allem eines: mit viel Inbrunst singen und sogar die Brüchigkeit seiner Stimme zeigen. Zum Abschluss der Show mit aller Freude und Überwältigung über den Sieg natürlich noch ein Stückchen mehr als auf der sauberen CD-Aufnahme.



Nun ist so ein Sieg natürlich wirklich eher ein Hindernis im Business. Alle, die nicht Woche für Woche mitfieberten winken ab und so ein Titel hat nirgendwo ernsthaft eine Chance. Und ein Sieger aus Großbritannien? Noch uninteressanter. So blieb also auch James Arthur erstmal der europaweite Erfolg verwehrt. Ein kleiner Achtungsaufenthalt in den deutschen Singlecharts im Januar, das war’s dann auch schon. Da brauchte es also auch hier eine Initialzündung. Und die kam mit der zweiten Mottoshow der aktuellen DSDS-Staffel. Ricardo Bielecki sang den Song und plötzlich finden ihn Millionen von Teenies geil und laden den Track. Passiert jede Woche mit mindestens einem Titel immer wieder. Ungewöhnlich ist dagegen, dass der Titel auch eine Woche danach noch gefragt ist, dass auch andere Medien beginnen den Titel einzusetzen. Das dürfte dann schon daran liegen, dass dieser Titel eben auch abseits von TV-Inszenierungen funktioniert. Auch ohne Milchbubikandidatenhintergrundwissen.

Natürlich lässt sich auch eine ganze Menge kritisieren an Impossible. Die gerade gepriesene Hörbarkeit der Gefühle ist mit Sicherheit ordentlich kalkuliert. Authentizität ist nicht erst seit ein paar Tagen ein Verkaufsvorteil, Passenger macht nichts anderes, nur verheimlicht er eher, dass auch sein Hit von ausgeklügelter Produktion und Technik abhängt. Deshalb funktioniert’s bei vielen auch noch besser. (Und deshalb kriegt man umso mehr Schelte, wenn man es ausspricht.)

Es lässt sich an James Arthur auch bemängeln, dass die Streicher im Hintergrund wirklich ganz schön fett aufgetragen sind und die Tränendrüsen arg bedrängen. Und auch das ordentlich vordergründige Schlagzeug ist eher nervend…

Aber nochmal: man sollte in diesem Fall auch das Umfeld in Betracht ziehen und schauen, wo diese Produktion herkommt. Für ein sehr genau kalkuliertes Casting-Produkt ist Impossible erstaunlich überzeugend. Wer’s nicht glaubt, der/dem sei noch mal das deutsche Superstar-Ergebnis von 2012 ans Ohr gelegt.




1 Kommentar:

  1. Jetzt werd' ich also schon von Fritz zitiert .... na hoppla!
    http://www.fritz.de/neue_musik/kuenstler_a_z/j/james_arthur12088.html

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