Freitag, 7. Februar 2014

MARTERIA: OMG!

Jetzt entwickelt er sich also zum Everybody’s Darling und tatsächlichen Star. Kurz bevor sein Album Zum Glück in die Zukunft II erscheint, sind alle völlig am Durchdrehen und reißen sich die kleinen Vorab-Häppchen förmlich gegenseitig aus der Hand. Kids (2 Finger an den Kopf) ist tatsächlich ein dauerhafter Mainstream-Erfolg geworden und – wer hätte das gedacht – schafft es trotzdem, Menschen zu verwirren und zu erschrecken. Ich hab jedenfalls ordentlich gestaunt und mich am Ende riesig gefreut, dass eine ganze Ansammlung von mittelalten Spießern überhaupt nicht wusste, wie sie mit diesem Text jetzt umgehen soll?

Da lässt sich also recht simpel schlussfolgern, dass OMG! noch mehr Unsicherheiten verbreiten wird: Macht der sich da jetzt wirklich über Religion und Glaube lustig? Auweia!

Natürlich hat sich die Kirche (vor allem die katholische) in den letzten Monaten ordentlich in die Schusslinie gebracht mit allerlei befragenswerten Statements und Skandalen. Dass daraufhin die Ergebnisse der Vatikan-Umfrage nicht besonders euphorisch ausfallen, ist eigentlich nur das I-Tüpfelchen. Wenn eine Mehrheit der Gläubigen gepredigte Moralvorstellungen und –regeln als lebensfern empfindet, dann gerät dort vermutlich etwas in Bewegung. MARTERIA packt das Ganze hier in einen flotten Hit.



Im Text wird eine Menge aufgezählt, was nicht stimmt. Da wird aber auch die Sehnsucht formuliert nach so etwas wie Werten und Orientierung. Das mit dem Himmel klingt trotz aller Ironie ja doch irgendwie auch verlockend. Diese Mehrdeutigkeit ist ziemlich clever.

Musikalisch schafft es MARTERIA einmal mehr sich zwar treu zu bleiben, aber trotzdem anders zu klingen als mit seinen letzten Tracks. Allein dass er es schafft ein Saxophon so einzusetzen, dass es nicht das große Entsetzen auslöst, find’ ich großartig. Ein funky Loop gepaart mit Sprechgesang und ein paar elektronischen Versatzstücken – ich mag diese Mischung und würd’ mir wünschen ein paar mehr Produzenten hätten die Coolness zu solchen Kombinationen. Und damit wär’ ich schon bei einem Trio, ohne welches MARTERIA vermutlich nicht das wäre, was er jetzt ist. Sehr wesentlich für den Erfolg seiner Tracks ist nämlich die Produktion, welche The Krauts besorgten. Seit mittlerweile gut acht Jahren liefern sie infektiöse Beats und Tracks ab – in regelmäßigen Abständen auch mit ordentlich kommerziellem Erfolg. Und beweisen, dass Umsätze nicht zwangsläufig einfallslos machen müssen.


Mehr von The Krauts: Lila Wolken




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen