Freitag, 21. Februar 2014

MR PROBZ: Waves



Jetzt muss ich mich schon ganz schön zusammenreißen um den belanglosen Schubidu-Sound nicht wirklich zu hassen. Das wirklich Nervende ist vor allem, dass derzeit gerademal alles durch den Mixwolf gedreht wird. Egal wo es herkommt und was es ist. Beliebig.

Jüngstes Beispiel also MR PROBZ und sein Waves im Robin Schulz Mix.

Was zunächst ganz hübsch daherkommt, beinahe zum Mitwippen animiert - das ist ja so ein bisschen das Kennzeichen dieser Welle: unscheinbar gefällig plätschert es mich an – das erweist sich spätestens beim dritten Hören als der 117. Aufguss desselben Themas: Klingklanggartenkarussell für Menschen die schon alles haben. Ok – hier ist es mal kein Saxofon, sondern eine nette Akustikgitarre, aber das ändert am Dudelfaktor nicht viel.

Dazu ein Video, dass die Neohippiemasche kombiniert mit Eurodance-Konsumluxus-Klischees und einer spießig-romantischen Geschichte samt aller möglichen Billigromanheftstereotype: Er und sie zusammen in Mexiko, er immer ein bisschen verträumt, sie will nur Spaß, fühlt sich eingeengt und macht einen drauf – mit anderen Typen natürlich – er kriegt’s nicht gebacken und strandet auf der Insel der Melancholie, wo er aber – ganz Mann – sich von Kokosnüssen zu ernähren weiß und auch sonst die schöne Landschaft mit bunten Papageien wenigstens ganz passend zu seiner Stimmungslage findet.



Wenn's ohne diese Bildinszenierung vielleicht noch ganz prima unter belanglos ungefährlich hätte abgetan werden können, spätestens nach so einer Geschichte ist es wirklich vorbei mit wohlgefälligem Drüberwegsehen. Das was hier geboten wird ist die schlimmste Gesellschaftsversion des Jahres: Der deutsche Wohlstandsnachwuchs haut sich die Rübe zu mit billigem Sound und träumt sich weg ins Aussteigerleben. Immer schön abgesichert natürlich und hübsch Urlaubskataloginszeniert. Soll heißen: bloss nicht zu echt. Von da aus lässt sich wunderbar über die schlechte Welt jammern und an vormals glückliche Zeiten denken. Ach ach – was ist da nur schief gelaufen in meinem Leben? Hab’ ich nicht eigentlich alles richtig gemacht? Ich hab’ sie doch wirklich geliebt. Bin ich zu gut für diese Welt?

Nun muss man natürlich dazu sagen, dass Mr Probz eine Vorlage zu dieser Weltschmerzhymne geliefert hat, die kaum besser passen könnte. Seine Sterbensfantasien (oder Fiebervisionen?) triefen bereits vor Selbstmitleid und passiver Traurigkeit. Da hat einer tatsächlich schon aufgegeben und sich der Schlechtheit der Welt ergeben (oder mit ihr arrangiert)? Da kann einer nur noch sein Leiden beschreiben, nicht aber, was ihn da so genau fertig macht. Es ist eher so ein unbestimmtes, aber stets vorhandenes Gefühl. Zu klein und schwach für das Getriebe dieser Welt.

Das alles eingepackt in lieblichen Violinensound hat für mich nicht viel mit Auseinandersetzung zu tun. Das ist eher wohliges Baden in Breitwandgefühlssauce. Da hilft mir auch nicht, dass der harte Rapper stimmlich ganz ganz sacht und gebrochen singt. Das ist dann alles doch zu viel Hollywood drumrum.



So schnappt sich also der DJ, der zuvor schon den Antidrogenrapsong Willst du hübsch auf Partylänge getrimmt hat, dieser DJ findet nun also ein willfähriges Opfer, muss gar nicht viel dran rumdrehen an der Geschichte oder irgendwelchen Ecken und Kanten und baut daraus den nächsten Werbeunterbrechungssong. Ach nee – war ja der hübsche Sonnenuntergangsmitwipphit zwischen zwei Aperol-Sprizz. Fehlt eigentlich nur noch Chris Rea, der noch ein bisschen mitmischt. Wo steckt der nur? - Irgendwie schade, dass der nur noch zu Weihnachten ausgepackt wird.

Ich geh’ dann mal dahin, wo mir Menschen wirklich was zu erzählen haben.



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