Freitag, 31. Oktober 2014

Robin Schulz Feat. Jasmine Thompson: Sun Goes Down


Robin Schulz finally really goes international by collaborating with British Jasmine Thompson
Musik einer gelangweilten Generation: Nothing's ever what we expect ... no matter what we are, no matter where we are
zufrieden mit ich-bezogenen Kleinigkeiten If there's a moment when it's perfect / it will cover me as the sun goes down
eingelullt in romantischer Selbstzufriedenheit

der dritte Hit für Robin Schulz in 2014 – das ist dann wohl der Newcomer und Aufsteiger 2014
wenigstens sind die Remixe ein bisschen abwechslungsreicher als das Original

Freitag, 24. Oktober 2014

Gregor Meyle: Keine ist wie du

Natürlich werden mit Fernsehshows Hits gemacht. Diese Weisheit ist so alt wie ... vielleicht das Fernsehen selbst. In den vergangenen Jahren (oder mittlerweile Jahrzehnten?) waren es vor allem die Casting-Formate, die uns Hits bescherten. Zunehmend wurde vor etwa fünf bis sieben Jahren dann bemerkbar, wie der Erfolg von den eigentlichen Casting-Stars wegschwappte zu den Songs, die während der Shows interpretiert wurden. Das hatte viel zu tun mit der digitalen Verfügbarkeit der teilweise älteren Singles und Hits.

Mit Philipp Poisel wurde dann vor zwei Jahren sogar ein Sänger durch ein interpretiertes Lied während einer Casting-Show so richtig zum Medien-Hype und damit wesentlich erfolgreicher als bis dato. Natürlich war er zuvor nicht komplett unbekannt. Und natürlich war es nicht nur DER EINE Auftritt, aber so etwas wie der letzte Funken oder Tropfen, der dann alles nochmal ordentlich vervielfachte.

Und diese Geschichte scheint sich gerade mit Gregor Meyle zu wiederholen. Dieser wurde 2007 durch Stefan Raab dem Fernsehpublikum bekannt, wurde dort in einem der Nebenbei-Casting-Shows des Entertainers Zweiter – immerhin. Das brachte ihm ein paar erste Achtungserfolge ein. Und dann verschwand er mehr oder weniger wieder von der Bildfläche.

Das ist für Casting-Teilnehmer zunächst eine recht gewöhnliche Biographie. Egal in welcher Variante sie auftreten. Gregor Meyle entschied sich dann – auch das nicht total ungewöhnlich – von der großen Musikindustrie unabhängig weiter zu machen und gründete ein eigenes Label. Spätestens hier ist dann wirklich für die allermeisten Schluss. Denn wer hat schon genug lang die finanzielle und emotionale Kraft, Songs zu schreiben, aufzunehmen, zu veröffentlichen ... und dann doch kaum wahrgenommen zu werden?

Immerhin, Gregor Meyle blieb fünf Jahre dabei und wurde offenbar doch wahrgenommen. Zumindest folgte im Frühjahr 2014 die Einladung von Xavier Naidoo ins Sing meinen Song-Ferienlager, wo er ein bisschen die Rolle des kleinen Newcomers hatte. Zumindest waren die anderen Lagerteilnehmer ander – sichtbarer – im Business verankert.

Und dann wählte sich Sarah Connor Keine ist wie du als Song aus, den sie zum Besten gab. Was ihr nach Jahren der Chart-Abstinenz ein Comeback im Medienrummel verschaffte. Und auch der Originalaufnahme eine gewisse Aufmerksamkeit brachte. Immerhin konnte sich der Titel, der nie als Single ausgekoppelt war, ebenfalls für kurze Zeit in den Charts platzieren.

Damit war das Eis gebrochen ... und nun taucht der Titel wieder auf, in einer Casting-Show und ... ja, jetzt wird er vollends geliebt, geladen, gekauft. Kurz – er wird zum Hit.

Wie gesagt, eine Geschichte, die wir durchaus schon kennen. Anders ist in diesem Fall höchstens, dass es sich bei Keine ist wie du eben nicht um einen von klugen Managern oder den Schöpfern selbst ausgewählten Titel handelt, der in deren Augen das Potenzial zu einem Song für viele zu haben. Hier hat die Qualität der Komposition ganz wesentlich ihren eigenen Anteil gehabt. Und das ist dann eine Geschichte, die nicht allzu oft im Pop-Business vorkommt.

Keine ist wie du ist wie du, ist eine großartige Ballade. Eine der wenigen, die es schafft Gefühle zu transportieren ohne zu sehr ins schwiemelige Pathos abzugleiten oder einen Haufen Romantik-Geigen-Soße drüber zu schütten. Gregor Meyle beschränkt sich auf eine ganz sparsame Instrumentierung (ja, ein paar Violinen tauchen da auch auf, aber nur ganz ganz vorsichtig) und vertraut auf seine Stimme. Die – und auch das ist für deutsche Künstler nicht so gewöhnlich – eben nicht permanent beweisen muss, wie gut ausgebildet und schön sie sein kann. Gregor Meyle traut sich, hier auch zu zeigen, dass es für ihn Grenzen des Gesangs gibt. In einzelnen Momenten hab ich das Gefühl, das ist doch jetzt nur so dahin gesagt. Und genau das ist das Schöne. Weil es eben nicht in eine kunstvolle Form gegossen wurde, sondern so da steht, wie ich es auch formulieren würde. Der schöne Begriff Authentizität kommt hier wieder mal ins Spiel. Offenbar immer noch etwas, an dem sich der deutsche Pop abarbeiten kann.

Und so authentisch (oder ehrlich) sind auch die von ihm gewählten Worte. Da kommen auch solche großen Versprechungen und Wünsche wie "immer", "nie wieder", "keine" vor – Verheißungen, die im Moment wirklich so scheinen, trotzdem ja aber auch ganz schön übergroß und unglaubwürdig sind. Und genau das teilt Gregor Meyle ebenfalls mit. Er benutzt sogar solch ein Wort wie "irgendwie": Du bist immer noch irgendwie da. – Nicht gerade das, was uns der Gute-Manieren-Index als Kompliment definieren würde. Deshalb aber nicht weniger überzeugend.

Es sei denn, die Frau ist eine völlig eitle Ziege, die immer nur beschenkt und angebetet und rumgezeigt werden will. (Soll es ja geben!) Dann wäre sie aber niemals mit so einem wie Gregor Meyle zusammen.

Nun kommt in unserer überinszenierten Welt Ehrlichkeit und Authentizität immer ganz gut an. Muss deshalb aber nicht dauernd gut gehen. Zum einen ist das ja nicht so einfach, sich selbst erstmal so weit zu haben, dass man rauskriegt, was einen wirklich umtreibt. Gregor Meyle brauchte da offenbar auch eine Weile ehe er sagen kann "Ich geb's jetzt endlich zu."

Zum anderen haben wir so viel Quatsch-Bilder und -Vorlagen um uns rum, dass es eben auch ganz schnell geht und ich denke, das muss alles so sein. Auch hier hält sich Gregor Meyle an sein Gefühl: er redet nicht von Hochzeit, Kinder, Haus, Familie ... obwohl sein Liebeslied ganz konventionell gedacht darauf hinzielen würde. Ist für ihn aber alles nicht der Sinn der Beziehung und der Liebe. Es geht um die Person, es geht um das Gemeinsame, egal unter welchen Umständen.

Da bin ich ordentlich beeindruckt. So viele Möglichkeiten und Varianten muss man erstmal zulassen.

Vielleicht ist es genau das, diese Offenheit, die den Song so überzeugend macht. Und vielschichtig. Eine Zeile wie "Ich will nie wieder so einsam sein ... wegen dir" kann eine ganze Menge bedeuten. Je nachdem wie man es betont oder wo man das Komma setzt. Oder auch nicht. – So transportieren wenige Worte ein ganzes Universum, ein ganzen Stapel an Lebensmöglichkeiten. Das schaffen auch nicht viele Textzeilen.

Kurzum: Im Februar hatte ich Revolverheld für Ich lass für dich das Licht an schon die Trophäe "Schönstes und überzeugendstes Liebeslied" überreicht. Ich glaube, die Jungs müssen jetzt ein bisschen Platz machen für Gregor Meyle und ihm mindestens die Hälfte Ihres Ruhmes abgeben.

Freitag, 17. Oktober 2014

Sheppard: Geronimo

Ich weiß wirklich nicht, was ich von Sheppard halten soll. Einerseits sind sie als Band großartig. Das kann man schön im Video beobachten, wie sie da performen: mit Spaß und Herzblut, engagiert und trotz allem irgendwie auch cool.



Das hat natürlich auch mit ihrem Styling zu tun. Ein bisschen angehipstert, ein bisschen independent, schräg genug um noch einen Hauch Art-Act abzubekommen. Schöne Mischung.

Und Geronimo selber kommt als Song dann ganz hübsch eingängig daher, bedient sich aus dem Kasten von handgemachtem Pop-Rock ohne die nötige Prise Verspieltheit zu vergessen, die das Ganze dann doch erst genießbar macht.

Und trotzdem gibt es da Punkte, die gehen gar nicht.

Welcher beschissene Marketing-Berater hat ihnen eigentlich dieses debile CD-Cover eingeredet?



Da ist gar nichts mehr übrig von der hübschen, versponnen Schrägheit, die sie sonst verkörpern. Das ist glattgebügelter Normcore im ach so authentischen Country-Style. Weil's grad so übermäßig in ist, sich naturverbunden und bodenständig zu geben. Ganz laaaaangweilig.

Gleiches beim Video. Der Live-Auftritt zwischen den übergroßen Buchstaben und den hübschen Licht/Schatten-Effekten hätte doch völlig genügt. Überzeugend und mit Spaß (siehe oben). Nee, da muss jetzt noch ein Laufband dazu und ein zwei optische Täuschungsmätzchen, um ... Ja, um was eigentlich zu tun? Mir zu zeigen, dass das Leben ein Hamsterrad ist? Dass wir armen kleinen Würmer uns ganz schnell aus dem Gewicht bringen lassen? Damit ich ja auch verstehe, was der Text meint?

Ehm – und das lässt eine Band mit sich machen, die sich doch gerade so schön unkompliziert und fröhlich aufgestellt hat. Ihre Auftritte im Radio und TV machen Spaß. Mensch, so einfach ist das mit dem Pop und der Musik und dem ganzen Leben.

Schade, dass die unbeschwerte Leichtigkeit, die unabhängige Produktionen in ihren besten Momenten haben, sich hier so vertreiben lässt. Geronimo wäre der weitaus bessere Titel, wenn er nicht so bekannt geworden wäre. Und ich vermute, Sheppard wäre auch die um Längen interessantere Band ohne den ganz großen Erfolg. Jetzt kann man eigentlich nur noch drauf warten, dass sie zu den Vorreitern des New Country ausgerufen werden.

Freitag, 10. Oktober 2014

Meghan Trainor: All About That Bass

Es ist nicht schlimm, wenn die Körpermaße nicht dem Hungermodell-Index entsprechen. Das ist die Botschaft, welche über All About That Bass steht. Und damit kann sich Meghan Trainor positiver Reaktionen sicher sein. Denn die überbordende Präsenz von dünnsten Frauen (und gern auch Männern) als Schönheitsideal ist nach wie vor erschreckend. Da hat auch der Hype um Beth Ditto – sogar mit der kraftvollen Unterstützung von Karl Lagerfeld – nichts ändern können.

Und schon bin ich drauf und dran mich zu einer Äußerung empor zu schwingen wie: Die Pop-Welt ist offenbar um einiges weiter als die Modewelt, denn Sängerinnen, die ein paar mehr Pfunde auf den Rippen haben sind tatsächlich nicht mehr mit der Lupe zu suchen. Allerdings ist es auch reichlich erschreckend, wie lange solch ein Thema braucht um im Mainstream anzukommen. Ich erinnere mich an das Auftreten von Missy Elliott Ende der 1990er Jahre, die bereits sehr vehement auch ihr Gewicht thematisierte.

Auch Pop ist also sehr sehr langsam und ich wage zu bezweifeln, dass mit Meghan Trainor nun das klapperdürre Schönheitsideal ausgedient hat. Germany's next Top Model dürfte weiterhin wesentlich erfolgreicher laufen als das fast schon emanzipatorisch zu nennende GLEE. Und was bei Heidi Klum propagiert wird, wissen wir ja.

Immerhin, ein 20jähriges Pop-Sternchen, dass sich so explizit positiv zu etwas mehr Gewicht bekennt und damit weltweit den Gassenhauer der Saison liefert, gab es bislang noch nicht. Selbst Lily Allen blieb da vor der ganz großen Medienpräsenz verschont – und damit ihre Botschaften auch immer ein klein wenig Understatement. Da schafft Meghan Trainor tatsächlich schon eine neue Qualität.

Trotzdem hinkt die Pop- und Medienwelt der Realität auf den Straßen ordentlich hinterher. Weshalb auch die Hymne auf "Mehr Gewicht ist auch schön!" irgendwie nicht ganz ohne Beigeschmack davon kommt. Gerade reiche Länder wie die USA oder Deutschland (aber auch die Niederlande oder Schweden) kennen das Problem Übergewichtigkeit zur Genüge. Wohlstand verbunden mit sozialer Verwahrlosung und billigem Essen ist ein handfestes Problem. Gerade auch unter heranwachsenden und jungen Menschen.

Der fröhlich tanzende, junge Mann in Meghan Trainors Video steht also einerseits für ein emanzipiertes Körperbild, auf der anderen Seite ist es aber Fakt, dass seine Lebenserwartung statistisch geringer ist als die der Damen im Video (die allesamt nicht klapperdürr sind, aber bei weitem eine gesundere Figur haben als ihr männlicher Partner).

Nun bin ich definitiv nicht angetreten, dem Mann seine Freude am Leben zu nehmen. Es ist toll, dass er ein positives Körpergefühl hat und dass er sich ungeniert bei seinem Spaß filmen lässt. Sogar das Hochrutschen seines Shirts macht ihm nichts aus. Die Zeile "My mama she told me don't worry about your size" ist dennoch nur bedingt ein guter Rat. Die überfütterten Kinder gutmeinender Mütter sind nicht unbedingt glücklicher.

Dass Meghan Trainor diese Kehrseite ungehemmter Esslust nicht beachtet ist verständlich. Das Thema ist im Pop- und Mainstream-TV-Kontext so gut wie gar nicht vorhanden. Wie schon erwähnt: Entgegen der Realität wird im Medien-Kosmos ja immer noch ein anderes Schönheitsideal propagiert.

Und deshalb ist All About That Bass wahrscheinlich doch ein ziemlich großartiger Wurf. Sich im Jahr 2014 am Doo-Wop-Stil der 50er zu bedienen ist vielleicht ein bisschen fragwürdig – aber gut, das verbuche ich einfach unter Atemporalität. Jeglicher Sound ist heute möglich und zeitgemäß. Und ehrlicherweise ist All About That Bass auch ordentlich infektiös, mitsingbar, ein Pop-Stückchen wie es besser nicht sein könnte. Dass es bei übermäßiger Präsenz auch ordentlich nervt, teilt der Song mit einer Menge anderer Tageshits.

Immerhin passt der Sound hervorragend zur Lollypop-Kitsch-Welt des Videos. Das Barbie-Girl in ihrem Puppenstuben-Outfit ist die ideale Märchenumgebung für die Träume kleiner Mädchen. Dass dort Figuren vorkommen, die nicht dem Ballerina-Ideal entsprechen und trotzdem ernst zu nehmende Akteure sind ist wirklich ein Fortschritt. Die kann man genauso hübsch herausputzen und zurechtmachen wie das staksige Original. Und akrobatische Körperverrenkungen kriegen die offenbar auch hin. Mal schauen, ob es wirklich demnächst die Meghan-Trainor-Variante bei Mattel zu erwerben gibt.




Freitag, 3. Oktober 2014

The Avener: Fade Out Lines

Ich bin kein Deephouse-Fan. Warum eigentlich nicht? Ich kann elektronisch produzierte Musik doch ganz gut leiden. Und ganz besonders mag ich Clubmusik. Selbst wenn es in Richtung Lounge geht, muss das nicht schlimm sein. Meist finde ich die Art, wie da mit akustischen Rauminszenierungen umgegangen wird äußerst spannend.

Die letzten Monate haben mir allerdings die Lust an den softeren Rhythmen und vor allem an House ordentlich vermiest. Was da alles an Müll erschien und dann auch noch erfolgreich war… unaushaltbar. Einige Kostproben gibt es hier im Blog zu finden.

Dementsprechend negativ war ich eingestellt bei der Meldung, dass schon wieder so ein Deephouse-Teil aus dem Nichts die Spitze der deutschen Charts erklommen hat. Dass das Ganze aus Frankreich kommt (wie der Löwenanteil derzeit erfolgreicher Deephouse-Nummern), war dann noch das letzte Quäntchen um mich zu vergraulen.

Völlig zu Unrecht. Denn The Avener macht bei Fade Out Lines trotz aller Stilbedienerei einiges richtig. Zum Beispiel gibt es statt des Saxofons eine E-Gitarre - und zwar eine die nicht jammernd dahinschrammelt sondern genau vier Akkorde endlos wiederholt. Kein Versuch wie bei anderen Stücken, daraus einen Melodiefetzen zu machen, altbekannte Pop-Strukturen zu bedienen, und dann irgendwann einen kompletten Refrain zu erzeugen. Keine Glöckchen oder Romantik-Kitsch. Einfach reduziert auf das Nötigste – und das Ganze entwickelt einen hypnotischen Sog.

Das ist natürlich bereits die Stärke, die das Original von Phoebe Killdeer And The Short Straws auszeichnet. Womit ich noch einmal meine These wiederholen möchte, dass es offenbar nahezu unmöglich ist, aus schlechtem Material etwas Gutes zu machen. Umgekehrt funktioniert das leider häufiger.

Fade Out Lines ist im Original ein düsterer Song. Es geht um die Angst vor dem Unbekannten, vor dem Kontrollverlust, vor dem Ende. Gleichzeitig ist dieses langsame Ausfaden eine Gewissheit. Und irgendwie in dieser Unausweichlichkeit reizvoll und faszinierend. In der zeitlupenhaften Langsamkeit des Originals liegt dann auch der Versuch, diesen Prozess bis in das letzte Detail auszukosten.

Das lässt durchaus Vergleiche zu: Lilly Wood & The Prick setzen sich ebenfalls mit dem Ende auseinander. Gleichzeitig distanziert sich Fade Out Line von der Endzeittrauer. Denn hier steht nicht das Leiden an der Situation im Vordergrund als vielmehr der Umgang damit. Wenn wir schon alle dem Ende entgegen gehen, dann wollen wir das doch bitte auch erhobenen Hauptes tun.



Und so ist auch die Club-Variante weniger romantisch-leidend als vielmehr bewusst auskostend. Der Tanz auf dem Vulkan – allerdings mit offenen Augen und reichlich genau wissend, was da kommt. Könnte sein, dass damit der allerletzte Moment gar nicht mehr so erschreckend und angsteinflößend ist. Man steht förmlich neben sich: Das ist er jetzt also der letzte Moment – interessant.

Natürlich ist das ein dünner Grad. Und ob diese Coolness wirklich echt ist, wer weiß das schon. Angesichts des Videos lassen sich durchaus auch zynische Untertöne bei The Avener finden. Er schlendert durch Paris mit dem Schachbrett unterm Arm und verbringt seinen Tag beim intellektuellen Spiel. Sie ist natürlich Modell (was sonst) und spielt das schöne Leben. Am Ende treffen sich beide vor der Haustür und küssen sich, bevor sie in ihr Privatleben verschwinden.



Das was Phoebe Killdeer And The Short Straw besingen, wird hier kurzerhand umgemünzt auf die Inszenierung und das Rollenspiel im öffentlichen Raum. Wir sehen so natürlich aus, aber wer wir wirklich sind, bleibt verborgen. Das wahre Gesicht zeigen wir nur hinter verschlossenen Türen.

Eine solche Aussage ernsthaft im Jahr 2014 mit all den google- und NSA-Erfahrungen der letzten Jahre zu formulieren, finde ich mehr als romantisch.