Freitag, 11. März 2016

RIHANNA Feat. DRAKE: WORK



Kennen Sie Rihanna? Dann vergessen Sie alles, was Sie über diese Frau wissen. Denn mit ihrem jüngsten Album Anti hat sich diese Sängerin nach mehr als 10-jähriger Karriere komplett neu erfunden.

Alles begann zum Ende 2015 als die Digitalkampagne für Anti startete. Ein Video, das rätselhaft und kryptisch daher kam, zerlegt in acht Schnipsel, Räume genannt und scheibchenweise in die Welt geworfen. Wir sehen Rihanna, die Prinzessin, so wie wir sie durchaus kennen. Sie geht durch Räume, die David Lynch nicht gruseliger hätte inszenieren können. Wir sehen sie in technoiden Umgebungen, bewacht und umringt von Gestalten eines dunklen Untergrunds oder strengen Gehilfinnen des Grauens. Und schließlich sehen wir Rihanna als Königin der eiskalten Zukunft.



Diese visuelle Serie trug zwar den Album-Titel Anti schon im Namen, aber Rihanna ist mittlerweile sehr viel mehr als nur ein Star der Popmusik. Sie steht derzeit auch für die futuristische Seite von PUMA und inspiriert Samsung. Und kürzlich ließ sie verkünden, dass sie eine Jeanswear-Schuh-Collection mit Manolo Blahnik entwickelt.

Wer so erfolgreich und vernetzt ist, muss sich nicht mehr besonders nach dem richten, was besonders angesagt ist oder massenrelevant scheint. Trotzdem liefert Rihanna mit ihrer neuen visuellen Inszenierung eine dicke Überraschung: Sie verzichtet darauf, sich als sexy zu darzustellen. Sie tritt auf, perfekt gestylt, absolut künstlich, irgendwie auch reizvoll, magisch, aber sie bleibt kühl, unnahbar, ein Wesen von einem anderen Stern.

Mit diesem neuen Image wirft sie ANTI auf den Markt – und verliert an Zuspruch. In den USA reicht es zwar noch für Platz 1, in Deutschland ist wieder nur Platz 3 drin und in Großbritannien gar nur Platz 7. Das ist schon fast desaströs.
Die neue Rihanna muss sich ihr Publikum erst wieder erobern. Überzeugend ist, dass sie sich dafür nicht besonders krumm macht. 10 Jahre smart im Mainstream herumgeschippert – das hat ihr genug Stolz mitgegeben, dass sie jetzt einfach mal das macht, was SIE für die Zukunft hält. Und das ist auch musikalisch keine lauschige Kost mehr.

Work die Lead-Single kommt daher als eine minimale und knochentrockene Rhythmus-Nummer, die vor allem auf die Stimmen von Rihanna und Rapper Drake setzt. Die muss man also entweder total mögen – was jetzt im Sinne von klassischem Wohlklang nicht ganz so leicht fällt – oder man lässt sich vom Text einfangen. Der ist allerdings mindestens genauso spröde und unverständlich.
In kryptischen Fetzen wird da etwas beschrieben, was eine Beziehung sein könnte. Man weiß aber nicht genau, ist es eine emotionale oder dann doch eher eine materielle...

So gibt uns also Rihanna eine ganze Menge Rätsel auf mit ihrer neuen, verschrobenen Art. Und das finde ich sehr faszinierend. Ganz überschwenglich, nennt es Taj Rani vom billboard Magazin eine politische Haltung, die mit Stolz etwas zeigt, dass nicht dem konservativen Mainstream der USA entspricht – und trotzdem eine Menge Menschen erreicht.

Nach all diesen überraschenden neuen Seiten von Rihanna wirken die beiden Videos zu Work fast schon enttäuschend. Director X filmt einen Dancehall-Club, der nur ganz selten cool ist und vor allem auf Bootyshakin' und Genitalanmache setzt. Und bei Tim Erem wird zwar nochmal sehr schön das Farbkonzept aus DRAKEs Hotline Bling zitiert, aber das war's dann auch schon. Drake und Rihanna spielen auch hier nur das Paar, das sich umkreist, umzingelt, beargwöhnt – bekannte Szenen der westlichen Kultur.
Aber vielleicht wär' das jetzt wirklich zu viel verlangt, auch noch das Business der Musikvideos völlig umzukrempeln zu wollen.




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