Freitag, 28. Oktober 2016
The Weeknd Ft. Daft Punk: Starboy
Oh ja, The Weeknd ist auf dem Weg genau das zu werden – ein Mann, der nach den Sternen greift. Sein letztes Album Beauty Behind The Mask hat ihn in den USA zum Superstar gemacht, in Europa erreichte er ebenfalls erstmals weitreichende Anerkennung. Und was macht man mit so viel Ruhm? – The Weeknd entscheidet sich, alles hinter sich zu lassen und von ganz vorn zu beginnen.
Das Video zu Starboy bebildert genau das: Der alte Weeknd wird ermordet, die Platin-Schallplatte mit einem grellen Vorschlaghammerkreuz zertrümmert. All der Luxus, all der Erfolg ist nichts wert. Und dann fährt der Starboy einsam in die Finsternis, nur das wilde Tier neben sich auf dem Beifahrersitz.
Kein Mensch versteht alle Zeichen, die im Video bemüht werden. Das macht den Film so gespenstisch – ganz in der Tradition der Vorgänger. Völlig neu wird sich The Weeknd also nicht erfinden.
Auch musikalisch knüpft er mit Starboy an das an, was man von ihm kennt. Die Zusammenarbeit mit Daft Punk sieht erstmal überraschend aus. Am Ende halten sich die Franzosen aber ganz gut zurück – ohne völlig zu verschwinden. Das ist das Großartige an diesem Song: Beide Protagonisten sind genau herauszuhören, bleiben sich absolut treu und schaffen es trotzdem, etwas ganz Organisch-Gemeinsames zu erschaffen.
Dass das Ganze Produkt dann auch noch regelrechte Ohrwurmqualitäten besitzt – was will ich eigentlich mehr?
Ich bin an dieser Stelle also einfach still und genieße sehr verzückt wieder und wieder diesen Song. Und bin mittlerweile ein bisschen aufgeregt darüber, was das kommende Weeknd-Album wohl noch so alles bringt.
Freitag, 21. Oktober 2016
David Guetta * Cedric Gervais * Chris Willis: Would I Lie To You
Hmm – ein Rückgriff auf einen 90er Hit mit Anleihen in den 70ern – Atemporalität dürfte hier mal wieder das Schlagwort sein. Und einmal mehr die Versicherung, dass es sich dabei um ein Langzeit-Phänomen handelt. So schnell drehen wir den technischen Fortschritt nicht zurück.
David Guetta hat sich also den Nr.1-Hit von Charles & Eddie aus dem Jahr 1992 geschnappt, die Hookline von seinem Lieblingssänger aus den 00ern Chris Willis einsingen lassen und das Ganze dem französischen House-Kollegen Cedric Gervais zum Überarbeiten gegeben. Rausgekommen ist … zuallererst mal ein David-Guetta-Hit, der wieder ein bisschen weggeht vom Stadion-Brachialsound und allein schon deshalb wesentlich anhörenswerter als sein Vorgänger This One's For You.
Jetzt kann ich natürlich ganz gut dran rummosern, dass das ja arg nach French Filterhouse klingt, Daft Punk winken mal ganz fröhlich um die Ecke (deshalb ja auch die funky Gitarre im Stil von Nile Rodgers. Nun ja, warum auch nicht? Irgendwie kann ich damit sogar leben.
Das, wovon ich nicht so richtig überzeugt bin ist dieser Refrain. Vielleicht auch deshalb, weil ich das Original zwar früher mal mochte, heute aber wirklich nicht mehr hören will. Da ist nicht nur das Video aus einem Jahrhundert.
Die Version 2016 hat da wesentlich mehr Schmiss. Und hätte das Vocal-Zitat vermutlich gar nicht gebraucht. Aber dann hätte der Track keine Chance auf Radioeinsatz gehabt und damit niemandem so richtig aufgefallen.
Das ist das Schräge an den heutigen Hits: So richtig wollen und sollen Sie keine Geschichten mehr erzählen – ganz auf den Text verzichten können sie aber auch nicht. Das könnte ein Effekt der Generation twitter sein. Kurzmitteilungen in kryptischer Form – gern auch poetisch mit Sprache umgehend – aber nach 180 Zeichen ist die Aufmerksamkeitsspanne schon reichlich ausgereizt.
Look into my eyes, can't you see they're open wide – would I lie to you
Don't you know it's true, girl there's no one else but you
Noch dabei? – Naja, es wird ja glücklicherweise ungefähr 20 mal innerhalb von drei Minuten wiederholt.
Dass diese Wahrheits-Beschwörung alles andere als ehrlich ist, untermalt sehr hübsch das Cut & Paste-Video, dass eine kleine Gangster-Story erzählt. Oder besser doch, die Geschichte eines Grafitti-Künstlers. Beat Street lässt hier auch grüßen – ja, das ist alles sehr hübsch zusammengeklaut. Und bedeutet in seiner Zusammenstellung so gut wie nichts.
Would I Lie To You zelebriert also in ziemlicher Reinform, wie heutzutage Kulturproduktion erfolgt. Sein Erfolg untermauert obendrein, dass es sich hier wirklich um die aktuelle Form von Popkultur handelt. Das, was es auch vormacht ist: Inhalt ist Nebensache. Da ist mir die neue Daft Punk-Single dann aber irgendwie doch lieber … naja, vielleicht nächste Woche.
Freitag, 14. Oktober 2016
Calvin Harris: My Way
Ungewohnt soft dieser Calvin Harris. Statt Brettersound fast schon sanfte Beats. Ein Anflug von Südsee-Sound (Tropic House und KYGO lassen grüßen). Und eines der ganz seltenen Male, dass der DJ selbst zum Mikro greift. Und das ist nun wirklich nicht schlecht. So ehrlich hat man ihn vermutlich selten erlebt.
Ein bisschen übertrieben ist der Chorus. Da guckt dann doch zu viel gewollte Gute Laune raus.
Freitag, 7. Oktober 2016
257ERS: Holz
Mein neues Lieblingslied ist eigentlich Lost On You von Laura Pergolizzi (LP), aber das braucht vermutlich noch eine Weile bis es das deutsche Durchschnittsradio erreicht hat. Und wer weiß, ob es sich überhaupt durchsetzen kann. Stattdessen macht sich da ein deutsches HipHop-Trio, pardon Duo, in der allgemeinen Beliebtheit breit, dass sich vor allem durch überbordende Ironie und einen mindestens genauso großen Spaßfaktor auszeichnet. Fast schon möchte ich sagen: Hier kommen die Fanta 4 aus Essen.
Obwohl das ja eigentlich kein echtes Kompliment ist. Immerhin sind die richtig lustigen Zeiten der Stuttgarter auch schon ungefähr 25 Jahre her. Da aber gerade allerorten so schön versucht wird, die 90er zu revitalisieren, könnte ich hier auch sagen: Das ist mal ein ordentliches Retro-Revival-Remake. Um wen es geht? Die 257ers, die mit ihrem jüngsten Album Mikrokosmos vor kurzem zum zweiten Mal die Spitze der deutschen Albumcharts besetzten. Und aus diesem Album gibt es sogar einen richtigen Hit. Nein - ich meine nicht Holland, dass uns so manchen Sommertag mit etwas plattem Humor bespaßte. Der Herbst gehört dem Holz.
Ehrlich gesagt war ich schon ganz schön vorn Kopf gehaun, als ich das Werk das erste Mal hörte. Oder besser: zusammen mit dem Video sah. Was denn das? Eine Dauerwerbesendungverarsche? Back in the 90s? Warum nur?
Gut - diese Scheiß-Art des Fernsehens gibt es immer noch. Ein zu hoher Adrenalinspiegel nach durchfeierter Nacht ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches im Jahr 2016. Also gibt es vermutlich genügend druffe Menschen, die an HomeShopping TV ihren Spaß haben. Insofern ist auch der Rückgriff auf die 90er völlig in Ordnung. Tragisch finde ich eigentlich nur, dass diese Nummer, die ja eigentlich alles durch den Brei zieht, sogar den Kiffer-Reggea-Sound den sie nachmacht, dass dieser völlig nicht ernst gemeinte Track derjenige ist, der sich nun zum größten Hit der 257ers entwickelt. Kann man auf so etwas als Band eigentlich stolz sein? Sind die Fanta 4 stolz auf Die da? und Saft? (Na gut, ein paar andere Hits gab's danach auch noch - zum Glück)
Also ich hätte hier so meine Zweifel. Sicher, man kann allem noch etwas Gutes abgewinnen. Mit so einem Debilo-Hit macht man sich der Masse bekannt und kann später mit Qualität nochmal nachziehen und Leute erreichen, die man sonst nicht gekriegt hätte... Aber will ich die eigentlich erreichen? Sind die 257ers tatsächlich eine neue Version Sozialarbeiter? Das schlechte Gewissen der Jugendkultur?
Ähm - ich glaub' das irgendwie nicht. Denn die zwei 257er Druffis haben doch noch nie so richtig was ernst gemeint. Die sind genau deshalb so erfolgreich, weil immer alles nur ironisch und Spaß ist – YOLO und scheißegal auf alles andere. Ok – da muss man sich wenigstens nicht so viel den Kopf drüber zerbrechen. Entweder ihr feiert den Song oder ihr lasst es eben. Is sowieso irrelevant.
Next please!
Obwohl das ja eigentlich kein echtes Kompliment ist. Immerhin sind die richtig lustigen Zeiten der Stuttgarter auch schon ungefähr 25 Jahre her. Da aber gerade allerorten so schön versucht wird, die 90er zu revitalisieren, könnte ich hier auch sagen: Das ist mal ein ordentliches Retro-Revival-Remake. Um wen es geht? Die 257ers, die mit ihrem jüngsten Album Mikrokosmos vor kurzem zum zweiten Mal die Spitze der deutschen Albumcharts besetzten. Und aus diesem Album gibt es sogar einen richtigen Hit. Nein - ich meine nicht Holland, dass uns so manchen Sommertag mit etwas plattem Humor bespaßte. Der Herbst gehört dem Holz.
Ehrlich gesagt war ich schon ganz schön vorn Kopf gehaun, als ich das Werk das erste Mal hörte. Oder besser: zusammen mit dem Video sah. Was denn das? Eine Dauerwerbesendungverarsche? Back in the 90s? Warum nur?
Gut - diese Scheiß-Art des Fernsehens gibt es immer noch. Ein zu hoher Adrenalinspiegel nach durchfeierter Nacht ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches im Jahr 2016. Also gibt es vermutlich genügend druffe Menschen, die an HomeShopping TV ihren Spaß haben. Insofern ist auch der Rückgriff auf die 90er völlig in Ordnung. Tragisch finde ich eigentlich nur, dass diese Nummer, die ja eigentlich alles durch den Brei zieht, sogar den Kiffer-Reggea-Sound den sie nachmacht, dass dieser völlig nicht ernst gemeinte Track derjenige ist, der sich nun zum größten Hit der 257ers entwickelt. Kann man auf so etwas als Band eigentlich stolz sein? Sind die Fanta 4 stolz auf Die da? und Saft? (Na gut, ein paar andere Hits gab's danach auch noch - zum Glück)
Also ich hätte hier so meine Zweifel. Sicher, man kann allem noch etwas Gutes abgewinnen. Mit so einem Debilo-Hit macht man sich der Masse bekannt und kann später mit Qualität nochmal nachziehen und Leute erreichen, die man sonst nicht gekriegt hätte... Aber will ich die eigentlich erreichen? Sind die 257ers tatsächlich eine neue Version Sozialarbeiter? Das schlechte Gewissen der Jugendkultur?
Ähm - ich glaub' das irgendwie nicht. Denn die zwei 257er Druffis haben doch noch nie so richtig was ernst gemeint. Die sind genau deshalb so erfolgreich, weil immer alles nur ironisch und Spaß ist – YOLO und scheißegal auf alles andere. Ok – da muss man sich wenigstens nicht so viel den Kopf drüber zerbrechen. Entweder ihr feiert den Song oder ihr lasst es eben. Is sowieso irrelevant.
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