Freitag, 7. Oktober 2016

257ERS: Holz

Mein neues Lieblingslied ist eigentlich Lost On You von Laura Pergolizzi (LP), aber das braucht vermutlich noch eine Weile bis es das deutsche Durchschnittsradio erreicht hat. Und wer weiß, ob es sich überhaupt durchsetzen kann. Stattdessen macht sich da ein deutsches HipHop-Trio, pardon Duo, in der allgemeinen Beliebtheit breit, dass sich vor allem durch überbordende Ironie und einen mindestens genauso großen Spaßfaktor auszeichnet. Fast schon möchte ich sagen: Hier kommen die Fanta 4 aus Essen.

Obwohl das ja eigentlich kein echtes Kompliment ist. Immerhin sind die richtig lustigen Zeiten der Stuttgarter auch schon ungefähr 25 Jahre her. Da aber gerade allerorten so schön versucht wird, die 90er zu revitalisieren, könnte ich hier auch sagen: Das ist mal ein ordentliches Retro-Revival-Remake. Um wen es geht? Die 257ers, die mit ihrem jüngsten Album Mikrokosmos vor kurzem zum zweiten Mal die Spitze der deutschen Albumcharts besetzten. Und aus diesem Album gibt es sogar einen richtigen Hit. Nein - ich meine nicht Holland, dass uns so manchen Sommertag mit etwas plattem Humor bespaßte. Der Herbst gehört dem Holz.

Ehrlich gesagt war ich schon ganz schön vorn Kopf gehaun, als ich das Werk das erste Mal hörte. Oder besser: zusammen mit dem Video sah. Was denn das? Eine Dauerwerbesendungverarsche? Back in the 90s? Warum nur?



Gut - diese Scheiß-Art des Fernsehens gibt es immer noch. Ein zu hoher Adrenalinspiegel nach durchfeierter Nacht ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches im Jahr 2016. Also gibt es vermutlich genügend druffe Menschen, die an HomeShopping TV ihren Spaß haben. Insofern ist auch der Rückgriff auf die 90er völlig in Ordnung. Tragisch finde ich eigentlich nur, dass diese Nummer, die ja eigentlich alles durch den Brei zieht, sogar den Kiffer-Reggea-Sound den sie nachmacht, dass dieser völlig nicht ernst gemeinte Track derjenige ist, der sich nun zum größten Hit der 257ers entwickelt. Kann man auf so etwas als Band eigentlich stolz sein? Sind die Fanta 4 stolz auf Die da? und Saft? (Na gut, ein paar andere Hits gab's danach auch noch - zum Glück)

Also ich hätte hier so meine Zweifel. Sicher, man kann allem noch etwas Gutes abgewinnen. Mit so einem Debilo-Hit macht man sich der Masse bekannt und kann später mit Qualität nochmal nachziehen und Leute erreichen, die man sonst nicht gekriegt hätte... Aber will ich die eigentlich erreichen? Sind die 257ers tatsächlich eine neue Version Sozialarbeiter? Das schlechte Gewissen der Jugendkultur?

Ähm - ich glaub' das irgendwie nicht. Denn die zwei 257er Druffis haben doch noch nie so richtig was ernst gemeint. Die sind genau deshalb so erfolgreich, weil immer alles nur ironisch und Spaß ist – YOLO und scheißegal auf alles andere. Ok – da muss man sich wenigstens nicht so viel den Kopf drüber zerbrechen. Entweder ihr feiert den Song oder ihr lasst es eben. Is sowieso irrelevant.
Next please!

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