Freitag, 18. November 2016

Mark Forster: Chöre



Ich steh überhaupt nicht auf deutsches Liedermachergut. Und das meiste was an deutschsprachigem Zeug erscheint finde ich oberpeinlich. Wenn es allerdings von Mark Forster kommt, dann bin ich doch jedesmal wieder völlig überrascht und erfreut: Deutsche Texte müssen nicht dumm sein. Singer-Songwriter können auch moderne Arrangements kreieren. Doch – Mark Forster ist tatsächlich einer der sehr sehr talentierten und einfallsreichen Sänger Deutschlands momentan.

Und kann sich ganz gehörig auch mit den alten Recken des Deutschrockpop messen. Wobei er die allermeisten in Sachen Zeitgeist ohnehin schon längst überholt hat.

Chöre ist sein neuester Hit. Bekannt und beliebt wurde der Song vor allem durch seinen Einsatz in der deutschen Komödie Willkommen bei den Hartmanns. Na gut – da hat er also ordentlich Unterstützung gehabt. War aber eigentlich gar nicht nötig.

Denn Chöre geht anständig nach vorn. Beginnt mit ein paar Piano-Akkorden, die in ihrer Wiederholung absolut groovy daherkommen. Der Gesang setzt ein – und lässt schon deshalb aufhören, weil sich hier erstmal nichts reimt. Das ist Alltagssprache, die aber perfekt auf den Rhythmus passt. Auch das eher eine Seltenheit im deutschsprachigen Liedergeschäft. Mark Forster kriegt das richtig gut hin, authentisch zu bleiben ohne seine Texte wegzunuscheln. Dadurch erhält sein Gesang genau das Stückchen Pep, was seinen Songs den Schwung und Drive gibt. Um so etwas hinzukriegen, ist schon eine Menge Arbeit nötig.

Dass Mark Forster auch sonst nicht faul ist, schon gar nicht im Kopf, belegen seine Geschichten. In Chöre ruft er genau dazu auf: Hör mal auf mit der ewigen Bauchnabelschau und Jammerei – dir geht es gut, du kannst was, mach was draus! Er ruft uns zu: Nehmt euer Leben in die Hand und geht aufeinander zu!

Das Ganze so hübsch verpackt in eine persönliche Ansprache, fast schon Liebesgeschichte. Kann ich mich dem eigentlich noch entziehen?



Schön, dass es doch eine Menge Menschen gibt, die Chöre mögen. Diese Haltung kommt derzeit viel zu selten vor: Positives Denken, mit Energie Probleme angehen, Aktiv bleiben – und sich Feiern. Mark Forster wäre ein cooler Kandidat fürs Bundespräsidentenamt.

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