Freitag, 6. Januar 2017
AW: Alone
Weiß irgendjemand nicht, was diese beiden Buchstaben bedeuten? Das scheint mir schier unmöglich, nachdem der Norweger Alan Walker 2016 so etwas wie das beste Debüt hingelegt und mit seiner ersten Single Faded gleich auch noch den bestverkauften Hit des Jahres abgeliefert hat.
Ein paar Pop-Kommentatoren wie Henning Uhle haben in dem Song den Soundtrack zur Flüchtlingskatastrophe gehört. Vielleicht gar nicht so abwegig. Sing Me To Sleep hat es dann immerhin auch noch zu Top 10-Status gebracht mit einer fast schon optimistischen Zustandsbeschreibung. Mit Alone macht der DJ und Produzent aber nochmal eindeutig klar: Das Leben ist nicht lustig. Es ist hart, einsam, erfordert eine Menge Mut und vor allem die Gewissheit, dass man nicht allein ist, einem größeren Zusammenhang angehört, einer Bewegung.
Im Gesang geht das Ganze noch ordentlich als One-Night-Stand oder ähnlich gelagerter Liebesflirt durch. Mit dem Video wird es dagegen schon deutlich politischer. Dort verabreden sich nämlich die Einzeltäter und Sleeper zu einer gemeinsamen Aktion. Wer angesichts der momentanen Terrorattacken keine Parallelen erkennt, der/die hat wahrscheinlich wirklich nur mit dem eigenen, kleinen Sein zu tun.
Da rätseln also soundso viele schlaue Menschen, was Jugendliche bewegt sich einer Organisation anzuschließen, die etwas Größeres verspricht – muss ja nicht immer Terror sein – und eigentlich liegt es hier doch ganz klar auf der Hand. Gemeinsam auf einen Berg steigen, die gleiche Musik hören, Menschen finden, die sich genauso wenig aufgehoben in ihrer Umgebung finden wie ich … so einfach ist das.
Bei Alan Walker steht am Ende so etwas wie ein Glücksversprechen: Die Walkers treffen sich und erfahren auf einem norwegischen Gipfel das Gefühl von Gemeinsamkeit. Die Masken sind nicht mehr nötig. Und vielleicht ist das auch der erste Schritt zurück in das bestehende soziale Umfeld. Denn mit solch einer Sicherheit lässt sich schon eine Menge mehr aushalten.
Könnte also gut sein, dass Alan Walker hier schon wieder eine Zeitgeist-Hymne produziert hat. Anders als Faded lässt er hier aber durchaus ein paar Möglichkeiten offen. Das Rave-Signal tönt euphorischer – die Zeit der apathischen Trauer scheint vorbei zu sein.
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