Freitag, 13. April 2012

CALIGOLA: Forgive Forget

Die schwedische Band Mando Diao existiert seit 1999 – zumindest unter diesem Namen. Und ziemlich bald, dann auch recht ausdauernd galt sie in gut informierten und meist auch eher jugendlichen Kreisen als absolutes Muss. Die Verkaufszahlen ihrer Alben sprechen da eine deutliche Sprache. 2009 änderte sich dann alles. Es erschien Give Me Fire und daraus die Single Dance With Somebody. Diese entwickelte sich in Windeseile zum waschechten Hit. Irgendwie war das Ganze ja auch sehr viel sanfter als die vorher veröffentlichten Stücke. Mit dem Hit waren dann aber auch die Teenies und Gelegenheitsmusikkonsumenten samt Radiostationen gewonnen – durchaus ein nicht ganz einfaches Publikum. Wer will schon auf der nächsten BRAVO Hits wirklich drauf sein. Und ein Auftritt bei der Ultimativen Chartshow irgendwann in den kommenden Jahren wünscht man höchstens seinen ärgsten Feinden, denn das bedeutet ja, dass die Karriere nunmehr gelaufen ist.

Mando Diao taten also das einzig Richtige. Sie hielten sich mit Veröffentlichungen zurück und verschwanden mehr oder weniger. Natürlich ist das für Vollblutmusiker nicht ganz so einfach, gar nichts mehr zu veröffentlichen. Zum Glück existiert in Schweden schon seit den 70er Jahren ein Künstlernetzwerk namens CALIGOLA. In dieses begaben sich Björn Dixgård und Gustaf Norén, produzierten ein Video und schließlich ein Album. Daraus erschien am 24. Februar die Single Forgive Forget. Auch wenn für die Produktion eine Menge weiterer Musiker und Musikerinnen (unter anderem auch ganz verblüffenderweise Paul van Dyk eingeladen wurden, die Single klingt sehr nach dem, was zuletzt von Mando Diao auch schon veröffentlicht wurde. Weshalb CALIGOLA nunmehr auch eher als Side-Projekt der Band gehalten wird, denn als ein lange bestehendes Netzwerk verschiedenster Akteure.

Nun ist Forgive Forget tatsächlich gut eingängiger Alltagspop. Treibend, ohrwurmmäßig, auch ein klein wenig rauh. Trotzdem setzte sich der Titel zunächst mal nur mäßig durch. Was irgendwie auch ganz schön war. Wie schon erwähnt, wer will schon auf jeder Vorstadtparty Ü30-Publikum zum Tanzen bringen. Am 17. März hatte die Band dann einen Auftritt bei Schlag den Raab. Das brachte der Band einen ordentlichen Schub im Verkauf und der Single eine erste Top 20-Platzierung. Der Erfolg war allerdings nicht wirklich anhaltend. Bis am 31. März der DSDS-Kandidat Daniele Negroni den Titel aussuchte, um ihn in der Show zu präsentieren. Das Publikum (Zielgruppe 9-18 Jahre) war offensichtlich derart beeindruckt, dass nun auch CALIGOLA in dieser Altersgruppe wahrgenommen wurde. Platz 4 im Verkauf – jetzt kann sich die Band eigentlich nur noch wünschen, dass möglichst viele schnell wieder vergessen, wer sie sind. Oder vielleicht sind sie auch froh, endlich richtig gefragt zu sein, Geld zu verdienen und wenigstens ein wenig mehr Qualität in die Charts zu bringen.



Die visuelle Umsetzung bleibt mir trotzdem irgendwie ein Rätsel. Weißgeschminkte Skelett-Gesichter hinter dunklen Mönchskutten sind irgendwie schon auch albern. So ganz ernst meinen es Mando Diao/Caligola dann auch wirklich nicht mit ihrem incognito-Spielchen. Warum sonst reißen sie sich schon nach wenigen Minuten bei ihrem Stefan Raab-Auftritt die Kapuzen vom Kopf. Und warum sind dann doch im Video die Gesichter zu erkennen?

Die Maskerade bleibt also leere Inszenierung, reiner Effekt und CALIGOLA freut sich am Ende tatsächlich über den jüngsten Verkaufserfolg. Sei es ihnen gegönnt.




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