Als Superstar ermittelt zu werden heißt nicht unbedingt auch tatsächlich zum Popstar zu werden. Zumindest musste das Brian Melo erfahren, als er vor fünf Jahren die kanadische Version von Idols (entspricht so ziemlich dem, was hier DSDS heißt) für sich entschied. Nach einem Hit (Platz 11 in den kanadischen Charts) und einer nachgeschobenen Single war es dann schon fast aus für ihn. Das heisst, er produziert und singt weiterhin, nur eben der versprochene Erfolg, das Vergöttert Werden, das stellte sich nicht recht ein.
Nun ist in Kanada generell die Hysterie um Casting Formate wesentlich geringer als hierzulande oder in Britannien. Nach der sechsten Staffel im Jahr 2008 wurde die Show sogar abgesetzt. Richtig bitter dürfte es für den Gewinner aber sein, dass die damals Drittplatzierte nun zum internationalen Pop-Sternchen geworden ist. Carly Rae Jepsen hat nämlich im vergangenen halben Jahr mit ihrem Titel Call Me Maybe die USA, Neuseeland, Britannien und nunmehr auch Europa überzeugt. In Deutschland erschien die CD zwar irgendwie erst ein paar Wochen verspätet – oder vielleicht waren es in den anderen Ländern auch nur die Digitalkäufe, die den frühen Charteintritt bewirkten – aber nun ist der Titel da angekommen, wo er sich auch in allen anderen Ländern befindet. In allen Ohren und in allen Hitparaden. Nur beim Radio-Airplay läufts noch nicht so richtig gut, was enorm seltsam ist, denn einen geeigneteren Radiosong als Call Me Maybe gibt es doch eigentlich gar nicht.
Und damit wären wir auch schon beim Problem des Titels. Ja, das ist schon ordentlich eingänger Pop, eine nette Geschichte und auch ganz schön instrumentiert. Der Einsatz der Streicher ist zwar nicht explizit aufregend neu, aber im Brei der elektronisch überproduzierten Bass-und-Dance-Hits doch schon richtig angenehm. Im Radio klingt er allerdings zwischen den größten Hits aus den 80ern und 90ern und natürlich von heute dann doch ein klein wenig farblos. Oder anders gesagt: was genau macht den Titel eigentlich zu einem aus dem jahr 2012?
So wie der Sound ist auch die Geschichte schöner und einfacher Pop. Nicht mehr, nicht weniger. Carly ist angetan von einem Jungen/Mann und kann kaum an sich halten, als sie endlich ihre Telefonnummer an ihn los wird. Natürlich heißt es erstmal vorsichtig “Ruf mich an, wenn du magst”. Realität für Teens und Twens – immer wieder aufregend, immer wieder auch mehr oder weniger lustig (zumindest wenn man sich 15 Jahre später daran erinnert wie kompliziert man sich das immer gemacht hat). Normalität in ein hübsches Liedchen gepackt.
Das Video inszeniert das Ganze dann allerdings wirklich clever. Von Beginn an ist die Story mit einem Schmunzeln gedreht. Carly Rae Jepsen ist sich auch nicht zu schade die Autowaschnummer zu drehen, zu verulken und trotzdem nicht völlig zum Clown zu werden. Das ist schon eine schöne Leistung. Wenn am Ende, der von ihr angebetete hübsche Junge von nebenan seine Nummer dem Gitarristen ihrer Band gibt, dann ist klar, das wir uns im Jahr 2012 befinden. Ich würd sagen, vor 15 oder 20 Jahren wär das so nicht gedreht worden.
Überhaupt die Vermarktung per Video. Mittlerweile gibt es auf allerlei Videoplattformen Spin Off’s und Coverversionen nicht nur von Fans, sondern auch von solchen Stars wie Justin Bieber, Selena Gomez oder Katy Perry. In Deutschland sind solche Versionen ja häufig sehr schnell geblockt, in diesem Fall hat sich aber UNIVERSAL gedacht, dass sie lieber nicht ihre Anwälte und die GEMA auf die Jagd schicken. Wäre ja auch eine ziemliche Einbuße an Werbung, denn das ist klar: Wenn man erstmal all die Varianten und Versionen angesehen hat, dann spätestens hat man auch das Hit- und Spaß-Potenzial des Songs begriffen.
Freitag, 25. Mai 2012
Freitag, 18. Mai 2012
Norbert Dickel & Der BVB-Jahrhundertchor: Borussia, schenk uns die Schale
Es ist Mai – und damit die Zeit, in der am nationalen Fußball niemand vorbeikommt. Zumal es Borussia Dortmund zum zweiten mal in Folge schafft, den Bundesligasieg zu holen. Es ist das fünfte mal seit 1990, dass der Titel an die Borussia geht und insgesamt das dritte mal, dass dies zwei Jahre in Folge so war. Dass am 12. Mai dann noch der DFB-Pokal dazukam, beschert dem Musikmarkt unter Garantie einen etwas länger währenden Fußballhit.
Und damit wär ich auch schon bei der Erklärung, warum hier von Fußball und Sport die Rede ist. Es ist ja seit einigen Jahren kein Geheimnis mehr und auch gar nicht überraschend, dass König Fußball ein ordentliches Potenzial hat Hits zu erzeugen. In den meisten Fällen sind es zwar Europa- oder Weltmeisterschaften, die allerlei (möglichst multikulturell angefärbte) Titel populär machen. Aber spätestens seit die Disco Boys mit ihrem Titel For You zur Stadionhymne avancierten und sich nahezu drei Jahre immer wieder in den Charts tummelten, dürfte auch die kulturelle Kraft eines einzelnen Clubs deutlich geworden sein. Bezeichnenderweise war es schon bei den Disco Boys die Borussia, die den Titel zum Dauerbrenner im Popbusiness machte.
Anlässlich des 100jährigen Bestehens des Vereins – im Jahr 2010 – wurde der BVB Jahrhundertchor ins Leben gerufen und veröffentlichte das Geburtstagsständchen Schon seit 100 Jahren. Es langte für eine Einzelplatzierung in den deutschen Charts. Im vergangenen Jahr war die Aufmerksamkeit schon wesentlich größer. Nachdem die Bundesliga gewonnen war, schoss die Saison-Hymne in die Charts. Platz 6 war das sehr beachtliche Ergebnis. Und in diesem Jahr? Da kann Borussia, schenk uns die Schale sogar den gerade gekürten Superstar Pietro Lombardi vom Thron kicken und kommt auf einen unglaublichen Platz 2.
Ob dieser Erfolg nun daran liegt, dass die Borussen in dieser Saison wahrhaftig kaum zu stoppen waren. Oder ob es der Borussia-Held Norbert Dickel ist, welcher den Gesangspart zur Aufnahme liefert. Oder ob es das zuvor schon zum Dauerbrenner avancierte Original des Titels ist, welches hier zum entscheidenden Moment des Erfolges führte … wer wird das schon genau sagen können. Mit Sicherheit ist es ohnehin die clevere Kombination von allen drei Faktoren.
Musikalisch ist der Titel ziemlich schnell abgehandelt. Im Original aufgenommen von den Gebroeders Ko (hierzulande vermarktet als Ko&Ko) wurde Schatje mag ik je foto 2009 auch in Deutschland populär. Die Mallorca- und Après Ski-Fraktion von Vollker Racho bis Marc Pircher schmiss eigene Versionen auf den Markt. Am erfolgreichsten war dann aber doch die Variante von Mickie Krause, die ab November 2009 erhältlich war und in der folgenden Karneval-Saison tatsächlich zum Hit wurde. Von der ehemals volkstümlichen Bläser- und Harmonika-Stimmung, die genauso auch als Eurovision-Beitrag hätte durchgehen können, war da schon nicht mehr viel übrig. Endgültig zum Gassenhauer wurde der Titel dann im Sommer 2011, als Mickie Krause nochmal neue Remixe veröffentlichte und die Gebroeders Ko gleich komplett aus den Credits schmiss. Ob sie das so wollten, weil sie sich nicht mehr mit der neuen Version identifizieren konnten oder weil ihnen das ohnehin egal ist … Geld fließt an sie als Urheber ja weiterhin … nun, wer weiß das schon.
Vom Baudenhit und Strandbarheuler hat sich das Lied nun also entwickelt zum Stadion-Gröler. Die Stimmung dürfte sich in allen Fällen ähneln. Wir sind viele, wir taumeln vor Freude. Lasst uns gemeinsam singen. Oder vor Emotion dann doch lieber gleich grölen.
Das Original der Gebroeder Ko
Und damit wär ich auch schon bei der Erklärung, warum hier von Fußball und Sport die Rede ist. Es ist ja seit einigen Jahren kein Geheimnis mehr und auch gar nicht überraschend, dass König Fußball ein ordentliches Potenzial hat Hits zu erzeugen. In den meisten Fällen sind es zwar Europa- oder Weltmeisterschaften, die allerlei (möglichst multikulturell angefärbte) Titel populär machen. Aber spätestens seit die Disco Boys mit ihrem Titel For You zur Stadionhymne avancierten und sich nahezu drei Jahre immer wieder in den Charts tummelten, dürfte auch die kulturelle Kraft eines einzelnen Clubs deutlich geworden sein. Bezeichnenderweise war es schon bei den Disco Boys die Borussia, die den Titel zum Dauerbrenner im Popbusiness machte.
Anlässlich des 100jährigen Bestehens des Vereins – im Jahr 2010 – wurde der BVB Jahrhundertchor ins Leben gerufen und veröffentlichte das Geburtstagsständchen Schon seit 100 Jahren. Es langte für eine Einzelplatzierung in den deutschen Charts. Im vergangenen Jahr war die Aufmerksamkeit schon wesentlich größer. Nachdem die Bundesliga gewonnen war, schoss die Saison-Hymne in die Charts. Platz 6 war das sehr beachtliche Ergebnis. Und in diesem Jahr? Da kann Borussia, schenk uns die Schale sogar den gerade gekürten Superstar Pietro Lombardi vom Thron kicken und kommt auf einen unglaublichen Platz 2.
Ob dieser Erfolg nun daran liegt, dass die Borussen in dieser Saison wahrhaftig kaum zu stoppen waren. Oder ob es der Borussia-Held Norbert Dickel ist, welcher den Gesangspart zur Aufnahme liefert. Oder ob es das zuvor schon zum Dauerbrenner avancierte Original des Titels ist, welches hier zum entscheidenden Moment des Erfolges führte … wer wird das schon genau sagen können. Mit Sicherheit ist es ohnehin die clevere Kombination von allen drei Faktoren.
Musikalisch ist der Titel ziemlich schnell abgehandelt. Im Original aufgenommen von den Gebroeders Ko (hierzulande vermarktet als Ko&Ko) wurde Schatje mag ik je foto 2009 auch in Deutschland populär. Die Mallorca- und Après Ski-Fraktion von Vollker Racho bis Marc Pircher schmiss eigene Versionen auf den Markt. Am erfolgreichsten war dann aber doch die Variante von Mickie Krause, die ab November 2009 erhältlich war und in der folgenden Karneval-Saison tatsächlich zum Hit wurde. Von der ehemals volkstümlichen Bläser- und Harmonika-Stimmung, die genauso auch als Eurovision-Beitrag hätte durchgehen können, war da schon nicht mehr viel übrig. Endgültig zum Gassenhauer wurde der Titel dann im Sommer 2011, als Mickie Krause nochmal neue Remixe veröffentlichte und die Gebroeders Ko gleich komplett aus den Credits schmiss. Ob sie das so wollten, weil sie sich nicht mehr mit der neuen Version identifizieren konnten oder weil ihnen das ohnehin egal ist … Geld fließt an sie als Urheber ja weiterhin … nun, wer weiß das schon.
Vom Baudenhit und Strandbarheuler hat sich das Lied nun also entwickelt zum Stadion-Gröler. Die Stimmung dürfte sich in allen Fällen ähneln. Wir sind viele, wir taumeln vor Freude. Lasst uns gemeinsam singen. Oder vor Emotion dann doch lieber gleich grölen.
Das Original der Gebroeder Ko
Freitag, 11. Mai 2012
Luca Hänni: Don't Think About Me
Nun kommt sie also, die ultimative DSDS-Geschichte des Jahres 2012. Am 28. April flimmerte das Finale der neunten Staffel über die Bildschirme und gekürt wurde der Schweizer Luca Hänni als Gewinner. Bereits im Vorfeld wurde durch einen Fauxpas eine Seite probeweise freigeschaltet, auf der sein Widersacher daniele negroni als neuer Superstar benannt wurde. Aber das war alles nur Unsinn. Man könnte auch boshaft meinen: Gut inszenierte Promotion, denn immerhin gab es darüber eine Menge Schlagzeilen.
Nun muss man sich wirklich nichts mehr vormachen. DSDS ist eine Veranstaltung für Kinder und Teenies. Schon ab einem Alter von 15 Jahren aber lässt das Interesse an der Show merklich nach. Demzufolge ist das ganze Motto-Show-Tamtam absolut kindermäßig inszeniert. Die Bewertungen durch die Jury inklusive. Logischerweise ist auch der von Mastermind Dieter Bohlen komponierte Siegertitel Don’t Think About Me auf diese Zielgruppe ausgerichtet. Schmusekuschelpop, der seicht überall durchdudeln kann und in Kinderzimmern für Verzückung sorgt. Innerhalb dieses Genres ist der Song vermutlich nicht mal schlecht, da gab’s schon ganz andere, die bereits beim ersten Hören Übeldruss hervorriefen. Bei Don’t Think About Me geht’s schon fast. Das hängt auch damit zusammen, dass die Melodie irgendwie auch gleich wieder aus dem Kopf draußen ist. Oder man summt irgendwie den Refrain, hat aber das Gefühl einen komplett anderen Titel zu singen. Also die Single hinterlässt mal definitiv absolut keine Spuren.
Dass der Titel nicht nur durch Belanglosigkeit glänzt, könnte sich durch einen Vergleich der beiden Versionen untersuchen lassen. Denn wie immer sang auch Finalkandidat Nummer 2 Don’t Think About Me. Die Schwierigkeit der genauen Analyse besteht jedoch darin, dass die Version von daniele negroni so gut wie gar nicht existent ist. Kein Video weit und breit verfügbar. Nicht mal vom Show-Auftritt. Und die altbekannten 30 Sekunden Snippets sagen nicht sehr viel aus. Da hat das Label inklusive Chef Bohlen ordentlich vorgesorgt. Meldungen von ein paar hämischen Internetseiten zufolge hatte negroni ja in Deutschland wesentlich mehr Fans und sein Schweizer Konkurrent konnte nur gewinnen, weil sich die Kids aus CH mehrmals am Voting beteiligten. Das ist natürlich auch alles fürchterlich albernes Trallalla, aber den Labelmanagern und Musikverkäufern hats offensichtlich genügend Angst gemacht. Wär’ ja irgendwie auch peinlich gewesen, wenn der soeben gekürte Superstar letztendlich im Verkauf hinter dem Zweiten läge …
Das alles ist ja nun nicht passiert. Aufatmen! Auch wenn Show-Zweiter Negroni mit seiner Version doch ganz gut punkten kann. Mir scheint diese andere Version ein klein wenig rhythmischer, etwas unseichter … Wirklich besser macht das weder die Komposition noch das ganze inszenierte Drumrum.
Da sich nun bei dieser Single alles um die Medienmaschine und das Theater dazu dreht, macht es vielleicht Spaß die Chartsstatistiken noch ein wenig zu bemühen. Luca Hänni stürmt mit seinem Siegertitel also in den deutschen Verkaufscharts (ermittelt von media control) auf Platz 1. Keine Überraschung! Er ist damit der erste Pop-Newcomer, der mit seiner ersten Single direkt auf der 1 einsteigt nach Vorjahressieger Pietro Lombardi. Keine Überraschung! – Bei dieser Gelegenheit: wo ist der laut umjubelte und bekreischte Star von 2011 eigentlich derzeit? – Luca Hänni ist mit seinem Sprung an die Spitze der deutschen Charts allerdings der erste Schweizer seit 1996, der es hierzulande bis an die Nummer 1 schafft. Das ist ordentlich. Damals, vor 16 Jahren, war es der DJ und Produzent Robert Miles, der mit seinem Dreamhouse-Track Children europaweit durchstarten konnte. In Deutschland dauerte der Ruhm für ihn sieben Wochen, und danach noch einmal zwei Singles lang. Mal schauen, wie sehr das Glück Luca Hänni hold ist.
Nun muss man sich wirklich nichts mehr vormachen. DSDS ist eine Veranstaltung für Kinder und Teenies. Schon ab einem Alter von 15 Jahren aber lässt das Interesse an der Show merklich nach. Demzufolge ist das ganze Motto-Show-Tamtam absolut kindermäßig inszeniert. Die Bewertungen durch die Jury inklusive. Logischerweise ist auch der von Mastermind Dieter Bohlen komponierte Siegertitel Don’t Think About Me auf diese Zielgruppe ausgerichtet. Schmusekuschelpop, der seicht überall durchdudeln kann und in Kinderzimmern für Verzückung sorgt. Innerhalb dieses Genres ist der Song vermutlich nicht mal schlecht, da gab’s schon ganz andere, die bereits beim ersten Hören Übeldruss hervorriefen. Bei Don’t Think About Me geht’s schon fast. Das hängt auch damit zusammen, dass die Melodie irgendwie auch gleich wieder aus dem Kopf draußen ist. Oder man summt irgendwie den Refrain, hat aber das Gefühl einen komplett anderen Titel zu singen. Also die Single hinterlässt mal definitiv absolut keine Spuren.
Dass der Titel nicht nur durch Belanglosigkeit glänzt, könnte sich durch einen Vergleich der beiden Versionen untersuchen lassen. Denn wie immer sang auch Finalkandidat Nummer 2 Don’t Think About Me. Die Schwierigkeit der genauen Analyse besteht jedoch darin, dass die Version von daniele negroni so gut wie gar nicht existent ist. Kein Video weit und breit verfügbar. Nicht mal vom Show-Auftritt. Und die altbekannten 30 Sekunden Snippets sagen nicht sehr viel aus. Da hat das Label inklusive Chef Bohlen ordentlich vorgesorgt. Meldungen von ein paar hämischen Internetseiten zufolge hatte negroni ja in Deutschland wesentlich mehr Fans und sein Schweizer Konkurrent konnte nur gewinnen, weil sich die Kids aus CH mehrmals am Voting beteiligten. Das ist natürlich auch alles fürchterlich albernes Trallalla, aber den Labelmanagern und Musikverkäufern hats offensichtlich genügend Angst gemacht. Wär’ ja irgendwie auch peinlich gewesen, wenn der soeben gekürte Superstar letztendlich im Verkauf hinter dem Zweiten läge …
Das alles ist ja nun nicht passiert. Aufatmen! Auch wenn Show-Zweiter Negroni mit seiner Version doch ganz gut punkten kann. Mir scheint diese andere Version ein klein wenig rhythmischer, etwas unseichter … Wirklich besser macht das weder die Komposition noch das ganze inszenierte Drumrum.
Da sich nun bei dieser Single alles um die Medienmaschine und das Theater dazu dreht, macht es vielleicht Spaß die Chartsstatistiken noch ein wenig zu bemühen. Luca Hänni stürmt mit seinem Siegertitel also in den deutschen Verkaufscharts (ermittelt von media control) auf Platz 1. Keine Überraschung! Er ist damit der erste Pop-Newcomer, der mit seiner ersten Single direkt auf der 1 einsteigt nach Vorjahressieger Pietro Lombardi. Keine Überraschung! – Bei dieser Gelegenheit: wo ist der laut umjubelte und bekreischte Star von 2011 eigentlich derzeit? – Luca Hänni ist mit seinem Sprung an die Spitze der deutschen Charts allerdings der erste Schweizer seit 1996, der es hierzulande bis an die Nummer 1 schafft. Das ist ordentlich. Damals, vor 16 Jahren, war es der DJ und Produzent Robert Miles, der mit seinem Dreamhouse-Track Children europaweit durchstarten konnte. In Deutschland dauerte der Ruhm für ihn sieben Wochen, und danach noch einmal zwei Singles lang. Mal schauen, wie sehr das Glück Luca Hänni hold ist.
Freitag, 4. Mai 2012
train: Drive By
Die Geschichten wiederholen sich. Zumindest teilweise. Ein Song kann besonders punkten nachdem er in einer Casting-Show – gern sehr nah am Finale – von einem Kandidaten interpretiert wurde. Das hat zuletzt ganz großartig bei Philipp Poisel und seinem Eisernem Steg funktioniert. Sogar zweimal innerhalb eines Vierteljahres. Und auch Sean Paul erlebte mit She Doesn’t Mind nochmal einen ordentlichen Nachfrageschub nachdem der Titel bei DSDS performt wurde.
Nun ist es also Drive By von der US-amerikanischen Band train das nochmal ordentlich an Popularität gewinnt. Nicht, dass der Titel zuvor kein Hit gewesen wäre. Immerhin hatte er bereits Top 10 Status im deutschsprachigen Verkaufsraum. Nachdem allerdings Daniele Negroni den Titel im Halbfinale sang, gehts in der Schweiz sogar bis auf Platz 1. Das nenn’ ich mal Medienmacht. In Deutschland reicht es immerhin noch für Platz 3 – auch nicht zu verachten.
Aber lassen wir mal den DSDS-Effekt beiseite. Wie schon erwähnt, Drive By war schon zuvor recht beliebt. Und ich hab mich vom ersten Hören an gefragt: warum eigentlich? Eingängigkeit und Mitsingfaktor bis zum Abwinken. So viel, dass es im Grunde schon nicht mehr schön ist. Prompt tönt es auch aus allen Radios und durch alle Sendeanstalten hindurch. Derartige Berechenbarkeit nervt. Mich jedenfalls. Die Mehrheit der Musikkonsumenten offensichtlich nicht. Da scheint ein großer Bedarf vorhanden zu sein an simplen Melodien und beschwingtem Rhythmus. Ist das so, weil die Welt um uns rum so kompliziert geworden ist? Oder wollen wir abgelenkt werden von Problemen? Oder nehmen wir gar alles was da so passiert tatsächlich nur noch als einfach und weichgespült wahr? Ist ja alles da, alles irgendwie erreichbar, sofort, ohne große Anstrengung. Nur mit der Liebe, da wird's bisschen komplizierter.
Also setzen train mit ihrer Geschichte an einem Punkt an, der wahrscheinlich tatsächlich vielen bekannt ist. Da hat man sich eingelassen mit jemandem, es war sehr aufregend und schön, aber irgendwie war man selbst zu schnell weg. Warum auch immer. Angst, Unsicherheit, Gewohnheit … es gibt viele Gründe, der plötzlich drohenden Nähe zu entfliehen. Schwierig wird’s dann, wenn man wenig später realisiert: das hätte sich vielleicht gelohnt, etwas mehr zu investieren. Wie kommt man da jetzt nur zurück? Sänger Patrick Monahan versucht es mit Schwüren: “Ich werde immer für dich da sein. Du bist nicht nur eine kurze Affäre.”
Natürlich kommen solche Versprechen nur zustande aus einer Verklärung heraus. Die gemeinsame Nacht fühlt sich im Nachhinein einmalig und unwiederbringlich an. Das Einverständnis, die Gemeinsamkeit zwischen beiden scheinen unzerstörbar. Aber natürlich ist das alles Unsinn. Denn warum war denn dieses Gefühl nicht schon an dem Morgen da, als man wortlos ging? Irgendwas hat da wahrscheinlich doch auch gefehlt um zu ermöglichen, dass man bleibt. Das alles auf die Macht der Gewohnheit zu schieben wäre zumindest arg einfach.
Das, was einen am Ende fertig macht und zu solch absurden Versprechen führt, ist die Unsicherheit: Was wäre wenn …? Hätt’ ich anders reagiert, würde dann jetzt …? Und natürlich der total romantisch verklärte Wunsch nach diesem ewigen Beziehungs- und Vertrautheitsding. Der/die wär’s gewesen. Für ewig.
Hier passt die simpel eingängige Form zum enorm unhinterfragten Wunschdenken. Insofern: ein gelungenes Stück Pop. Jedenfalls wenn man Pop als Märchen begreift. Ich wiederhole nochmal: Märchen. Also unreale, niemals sich erfüllende Fantasie. Die absolut Berechtigung hat. Sofern man zwischen Medienzauber und Realität unterscheiden kann. Denn sonst ist das überraschte Erwachen irgendwann vorprogrammiert und meistens mit höllischen Konsequenzen. Was es dann erst für “Hätte” und “Könnte” gibt … Allerdings lassen sich daraus natürlich wieder hervorragende Popsongs machen. Die sind dann hoffentlich nicht ganz so trallalla-mäßig gestrickt.
Nun ist es also Drive By von der US-amerikanischen Band train das nochmal ordentlich an Popularität gewinnt. Nicht, dass der Titel zuvor kein Hit gewesen wäre. Immerhin hatte er bereits Top 10 Status im deutschsprachigen Verkaufsraum. Nachdem allerdings Daniele Negroni den Titel im Halbfinale sang, gehts in der Schweiz sogar bis auf Platz 1. Das nenn’ ich mal Medienmacht. In Deutschland reicht es immerhin noch für Platz 3 – auch nicht zu verachten.
Aber lassen wir mal den DSDS-Effekt beiseite. Wie schon erwähnt, Drive By war schon zuvor recht beliebt. Und ich hab mich vom ersten Hören an gefragt: warum eigentlich? Eingängigkeit und Mitsingfaktor bis zum Abwinken. So viel, dass es im Grunde schon nicht mehr schön ist. Prompt tönt es auch aus allen Radios und durch alle Sendeanstalten hindurch. Derartige Berechenbarkeit nervt. Mich jedenfalls. Die Mehrheit der Musikkonsumenten offensichtlich nicht. Da scheint ein großer Bedarf vorhanden zu sein an simplen Melodien und beschwingtem Rhythmus. Ist das so, weil die Welt um uns rum so kompliziert geworden ist? Oder wollen wir abgelenkt werden von Problemen? Oder nehmen wir gar alles was da so passiert tatsächlich nur noch als einfach und weichgespült wahr? Ist ja alles da, alles irgendwie erreichbar, sofort, ohne große Anstrengung. Nur mit der Liebe, da wird's bisschen komplizierter.
Also setzen train mit ihrer Geschichte an einem Punkt an, der wahrscheinlich tatsächlich vielen bekannt ist. Da hat man sich eingelassen mit jemandem, es war sehr aufregend und schön, aber irgendwie war man selbst zu schnell weg. Warum auch immer. Angst, Unsicherheit, Gewohnheit … es gibt viele Gründe, der plötzlich drohenden Nähe zu entfliehen. Schwierig wird’s dann, wenn man wenig später realisiert: das hätte sich vielleicht gelohnt, etwas mehr zu investieren. Wie kommt man da jetzt nur zurück? Sänger Patrick Monahan versucht es mit Schwüren: “Ich werde immer für dich da sein. Du bist nicht nur eine kurze Affäre.”
Natürlich kommen solche Versprechen nur zustande aus einer Verklärung heraus. Die gemeinsame Nacht fühlt sich im Nachhinein einmalig und unwiederbringlich an. Das Einverständnis, die Gemeinsamkeit zwischen beiden scheinen unzerstörbar. Aber natürlich ist das alles Unsinn. Denn warum war denn dieses Gefühl nicht schon an dem Morgen da, als man wortlos ging? Irgendwas hat da wahrscheinlich doch auch gefehlt um zu ermöglichen, dass man bleibt. Das alles auf die Macht der Gewohnheit zu schieben wäre zumindest arg einfach.
Das, was einen am Ende fertig macht und zu solch absurden Versprechen führt, ist die Unsicherheit: Was wäre wenn …? Hätt’ ich anders reagiert, würde dann jetzt …? Und natürlich der total romantisch verklärte Wunsch nach diesem ewigen Beziehungs- und Vertrautheitsding. Der/die wär’s gewesen. Für ewig.
Hier passt die simpel eingängige Form zum enorm unhinterfragten Wunschdenken. Insofern: ein gelungenes Stück Pop. Jedenfalls wenn man Pop als Märchen begreift. Ich wiederhole nochmal: Märchen. Also unreale, niemals sich erfüllende Fantasie. Die absolut Berechtigung hat. Sofern man zwischen Medienzauber und Realität unterscheiden kann. Denn sonst ist das überraschte Erwachen irgendwann vorprogrammiert und meistens mit höllischen Konsequenzen. Was es dann erst für “Hätte” und “Könnte” gibt … Allerdings lassen sich daraus natürlich wieder hervorragende Popsongs machen. Die sind dann hoffentlich nicht ganz so trallalla-mäßig gestrickt.
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