Nun kommt sie also, die ultimative DSDS-Geschichte des Jahres 2012. Am 28. April flimmerte das Finale der neunten Staffel über die Bildschirme und gekürt wurde der Schweizer Luca Hänni als Gewinner. Bereits im Vorfeld wurde durch einen Fauxpas eine Seite probeweise freigeschaltet, auf der sein Widersacher daniele negroni als neuer Superstar benannt wurde. Aber das war alles nur Unsinn. Man könnte auch boshaft meinen: Gut inszenierte Promotion, denn immerhin gab es darüber eine Menge Schlagzeilen.
Nun muss man sich wirklich nichts mehr vormachen. DSDS ist eine Veranstaltung für Kinder und Teenies. Schon ab einem Alter von 15 Jahren aber lässt das Interesse an der Show merklich nach. Demzufolge ist das ganze Motto-Show-Tamtam absolut kindermäßig inszeniert. Die Bewertungen durch die Jury inklusive. Logischerweise ist auch der von Mastermind Dieter Bohlen komponierte Siegertitel Don’t Think About Me auf diese Zielgruppe ausgerichtet. Schmusekuschelpop, der seicht überall durchdudeln kann und in Kinderzimmern für Verzückung sorgt. Innerhalb dieses Genres ist der Song vermutlich nicht mal schlecht, da gab’s schon ganz andere, die bereits beim ersten Hören Übeldruss hervorriefen. Bei Don’t Think About Me geht’s schon fast. Das hängt auch damit zusammen, dass die Melodie irgendwie auch gleich wieder aus dem Kopf draußen ist. Oder man summt irgendwie den Refrain, hat aber das Gefühl einen komplett anderen Titel zu singen. Also die Single hinterlässt mal definitiv absolut keine Spuren.
Dass der Titel nicht nur durch Belanglosigkeit glänzt, könnte sich durch einen Vergleich der beiden Versionen untersuchen lassen. Denn wie immer sang auch Finalkandidat Nummer 2 Don’t Think About Me. Die Schwierigkeit der genauen Analyse besteht jedoch darin, dass die Version von daniele negroni so gut wie gar nicht existent ist. Kein Video weit und breit verfügbar. Nicht mal vom Show-Auftritt. Und die altbekannten 30 Sekunden Snippets sagen nicht sehr viel aus. Da hat das Label inklusive Chef Bohlen ordentlich vorgesorgt. Meldungen von ein paar hämischen Internetseiten zufolge hatte negroni ja in Deutschland wesentlich mehr Fans und sein Schweizer Konkurrent konnte nur gewinnen, weil sich die Kids aus CH mehrmals am Voting beteiligten. Das ist natürlich auch alles fürchterlich albernes Trallalla, aber den Labelmanagern und Musikverkäufern hats offensichtlich genügend Angst gemacht. Wär’ ja irgendwie auch peinlich gewesen, wenn der soeben gekürte Superstar letztendlich im Verkauf hinter dem Zweiten läge …
Das alles ist ja nun nicht passiert. Aufatmen! Auch wenn Show-Zweiter Negroni mit seiner Version doch ganz gut punkten kann. Mir scheint diese andere Version ein klein wenig rhythmischer, etwas unseichter … Wirklich besser macht das weder die Komposition noch das ganze inszenierte Drumrum.
Da sich nun bei dieser Single alles um die Medienmaschine und das Theater dazu dreht, macht es vielleicht Spaß die Chartsstatistiken noch ein wenig zu bemühen. Luca Hänni stürmt mit seinem Siegertitel also in den deutschen Verkaufscharts (ermittelt von media control) auf Platz 1. Keine Überraschung! Er ist damit der erste Pop-Newcomer, der mit seiner ersten Single direkt auf der 1 einsteigt nach Vorjahressieger Pietro Lombardi. Keine Überraschung! – Bei dieser Gelegenheit: wo ist der laut umjubelte und bekreischte Star von 2011 eigentlich derzeit? – Luca Hänni ist mit seinem Sprung an die Spitze der deutschen Charts allerdings der erste Schweizer seit 1996, der es hierzulande bis an die Nummer 1 schafft. Das ist ordentlich. Damals, vor 16 Jahren, war es der DJ und Produzent Robert Miles, der mit seinem Dreamhouse-Track Children europaweit durchstarten konnte. In Deutschland dauerte der Ruhm für ihn sieben Wochen, und danach noch einmal zwei Singles lang. Mal schauen, wie sehr das Glück Luca Hänni hold ist.
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