Ich weiß noch, wie dieser Titel von mir entdeckt wurde. Da war er schon längst ein millionenfach angehörter und geladener Track auf Soundcloud. Ich brauchte da erst einen Hinweis, einen Tipp. Dann hörte ich also One Day und dachte: Hmm, feine Sache, könnte tatsächlich ein Sommerhit werden. Dass das nun genauso passiert ist, war natürlich alles andere als abzusehen. Obwohl von dieser ersten Begegnung an der Titel immer wieder auftauchte irgendwo. Und überall war da so ein freudiges Leuchten in den Gesichtern. Irgendwie auch etwas von einem geheimen Wissen.
Mittlerweile ist der Remix allerorts bekannt. Zwar immer noch nur als digitaler Track zu haben, also irgendwo doch noch so ein bisschen alternativ, aber so oft gekauft, dass ihn sogar die offiziellen Verkaufscharts listen. Das erstaunliche an diesem Erfolg ist vielleicht, dass bis jetzt kein Werbeclip und keine Show den Titel irgendwie verramscht hat. One Day ist einer der wenigen Produktionen, die sich einfach durchsetzen, weil sie den Nerv der Zeit treffen und aus sich heraus Menschen glücklich machen können. Ein kleines Meisterstück.
Nun ist natürlich klar, dass diese Magie nicht permanent zu wiederholen ist. Und schon höre ich da ein Raunen: Naja, das Stück ist toll, aber der Rest von Wankelmut ist eher durchschnittlich. Mag sein. Mit Sicherheit hat der Remix dem DJ eine Menge Türen geöffnet und jetzt steht er irgendwie unter dem Druck, mit jedem Set und jeder neuen Produktion das Unmögliche zu vollbringen. Kann man ihm nur wünschen, dass er völlig unbeeindruckt vom Hype einfach weiter macht. Vielleicht auch wieder eine wenig in Vergessenheit gerät. Um uns dann in eins zwei drei Jahren vielleicht noch einmal solch einen großen Moment zu schenken. Bisher scheint es ja noch zu funktionieren. Zumindest sind es noch die kleinen Clubs, die ihn auf dem Programm haben und nicht die Mega-Open Airs.
So wie DJ Wankelmut plötzlich im Licht der Aufmerksamkeit steht, so geht es auch Asaf Avidan, der die musikalische Vorlage zum Remix lieferte. The Reckoning Song erschien bereits 2008 auf seinem Album The Reckoning. Die Legende besagt, dass bei Erscheinen des Albums einige Major Labels darauf aufmerksam wurden, Asaf Avidan allerdings auf eine Lizensierung verzichtete und per eigenem Label das Werk zu Platinstatus brachte. Laut wikipedia ist The Reckoning das erfolgreichste Independent Album in Israel überhaupt.
Der mehr oder weniger titelgebende Song kann vielleicht symbolisch für das Album stehen. Ein zutiefst trauriges Lied über eine Liebe und deren Ende. Natürlich ganz besonders ans Herz gehen durch die brüchige Stimme des Sängers. Und wer es denn so richtig kitschig mag, der/die ist sicher mit der Klassik-Version hervorragendst bedient.
Die Stärke des Mixes von Wankelmut ist, dass er diese bittere Süße, diese Melancholie mit in seine Produktion nimmt. Der Remix ist tanzbar und auf eine Art deshalb auch freudvoll, aber er trägt diese Gewissheit in sich, dass das alles nur ein kurzer Moment ist der genau deshalb um so mehr zu genießen ist. Lässt sich eigentlich eine Clubnacht besser beschreiben?
Genau deshalb lohnt es sich auch, immer wieder die ganz lange Variante auszuhalten.
Freitag, 27. Juli 2012
Freitag, 20. Juli 2012
Gusttavo Lima: Balada (Tchê tcherere tchê tchê)
Brasilien-Hit Nummer 2. Und damit erübrigt sich schon jegliches weitere Wort, denn alles was zu Nooossaa! Ai Se Eu Te Pego! gesagt wurde, kann bei Balada (Tchê tchererer tchê tchê) wiederholt werden. Sogar Fußballstar Neymar ist wieder mit von der Partie. Wie langweilig. Da fällt’s mir echt schwer, die Euphorie von anderen Netzplattformen zu teilen.
Was sind die Unterschiede? Bei Gusttavo Lima gibts zwei Zeilen mehr Text. Der ist dafür noch schlimmer als der Vorgänger. Denn Gusttavo Lima muss erstmal sein Auto waschen um als echter Kerl überzeugen zu können. Scheint was dran zu sein an dem Gerede der Potenzmaschine Auto. Wenn er dann fertig damit ist, dann holt er sein Kätzchen ab – da singt er ja allen Ernstes von gata – und los geht’s zur Party.
Kann natürlich sein, dass die Fans von Gusttavo Lima sich gern als Katze bezeichnen lassen. Und der Sänger selber ist ja auch alles andere als ein realer Mensch. In seiner Gepflegtheit mit viel Haargel und Cajal stellt er eher eine total künstliche Kopie eines Mannes dar. Schade, dass diese Art Pop trotzdem ganz ordentlich prägend ist und Menschen vermittelt das Leben wäre wirklich so.
Warum Kontinentaleuropa in diesem Sommer so sehr auf brasilianischen Pop-Sound abfährt, bleibt mir ein Rätsel. Die Affinität zum Sorglos-Urlaubssound, die gibt es schon lange und schon immer irgendwie. Und damit ist das Multikulti-Ethno-Gefühl dann auch ganz positiv besetzt. Nun ja, und Tango-, Merengue- oder Zumba-Kurse erfreuen sich auch seit geraumer Zeit immer noch wachsender Beliebtheit. Positiv gedeutet ist also die Freude am Tanzen, an der Bewegung, am Körper ein wesentlicher Hintergrund für den Erfolg von südamerikanischen Rhythmen. Und das passt schon ganz gut: elektronisch durchproduziert sind die Baladas und Nooossaas! der Saison wahrhaftig nicht. Allerdings drücken sie dann doch mehr die Sehnsucht nach dem Direkten und Unverfälschten aus und haben mit dem echten Leben wenig zu tun. Pop als Flucht – durchaus ein bekanntes Motiv. Das auch prima funktioniert. Hoffentlich einfach nicht noch 100x nach dem selben Strickmuster, denn noch so einen Brasilien-Hit halt ich wahrscheinlich nicht aus.
Was sind die Unterschiede? Bei Gusttavo Lima gibts zwei Zeilen mehr Text. Der ist dafür noch schlimmer als der Vorgänger. Denn Gusttavo Lima muss erstmal sein Auto waschen um als echter Kerl überzeugen zu können. Scheint was dran zu sein an dem Gerede der Potenzmaschine Auto. Wenn er dann fertig damit ist, dann holt er sein Kätzchen ab – da singt er ja allen Ernstes von gata – und los geht’s zur Party.
Kann natürlich sein, dass die Fans von Gusttavo Lima sich gern als Katze bezeichnen lassen. Und der Sänger selber ist ja auch alles andere als ein realer Mensch. In seiner Gepflegtheit mit viel Haargel und Cajal stellt er eher eine total künstliche Kopie eines Mannes dar. Schade, dass diese Art Pop trotzdem ganz ordentlich prägend ist und Menschen vermittelt das Leben wäre wirklich so.
Warum Kontinentaleuropa in diesem Sommer so sehr auf brasilianischen Pop-Sound abfährt, bleibt mir ein Rätsel. Die Affinität zum Sorglos-Urlaubssound, die gibt es schon lange und schon immer irgendwie. Und damit ist das Multikulti-Ethno-Gefühl dann auch ganz positiv besetzt. Nun ja, und Tango-, Merengue- oder Zumba-Kurse erfreuen sich auch seit geraumer Zeit immer noch wachsender Beliebtheit. Positiv gedeutet ist also die Freude am Tanzen, an der Bewegung, am Körper ein wesentlicher Hintergrund für den Erfolg von südamerikanischen Rhythmen. Und das passt schon ganz gut: elektronisch durchproduziert sind die Baladas und Nooossaas! der Saison wahrhaftig nicht. Allerdings drücken sie dann doch mehr die Sehnsucht nach dem Direkten und Unverfälschten aus und haben mit dem echten Leben wenig zu tun. Pop als Flucht – durchaus ein bekanntes Motiv. Das auch prima funktioniert. Hoffentlich einfach nicht noch 100x nach dem selben Strickmuster, denn noch so einen Brasilien-Hit halt ich wahrscheinlich nicht aus.
Samstag, 14. Juli 2012
LYKKE LI: I Follow Rivers
Schwedischer Pop ist also das, was derzeit wirklich zieht. Gerade gewann Loreen den Eurovision Song Contest. Und schon ist die nächste schwedische Dame am Start und schlägt deutsche Musikhörerinnen in ihren Bann: LYKKE LI.
Schon 2008 avancierte sie quasi von heut auf morgen zum Liebling der Indie-Szene. Ich kann mich noch recht gut erinnern wie coole Radiomoderatorinnen in Verzückung gerieten und immer wieder Lykke Li ins Programm brachten. So richtig verstehen konnte ich das nicht. Ich weiß nicht, ob es ein zu viel oder ein zu wenig an Pop war, dass es verhinderte, den Funken zu mir überspringen zu lassen. Zwischen magischer Eingängigkeit und Belanglosigkeit ist es nur ein schmaler Grat, und was für genial gehalten wird oder für anbiedernd alles andere als Konsens.
So ging es dann auch Lykke Li. Ihr nächstes Album Whounded Rhymes wurde von einer Reihe Fans als Verrat gewertet – zu viel Pop. Andere wieder feierten begeistert die dunkel und etwas schräge Mischung, die in Alltagsproduktionen nur selten zu finden sind. Für diese Uneindeutigkeit könnte I Follow Rivers von dem Album stehen. Im Original ist es tatsächlich ein wunderschöner, auch eingängiger Popsong, der aber irgendwie auch widerspenstig daher kommt. Zumindest ist nicht gleich die erste Begegnung auch sofort der Beginn einer großen Liebe.
Welche Qualitäten in dem Song wirklich stecken, wurde spätestens deutlich, als eine Coverversion in Umlauf kam, die auf pompöse Produktion und Inszenierung verzichtete. Die belgische Band Triggerfinger spielte nämlich kurzerhand eine mehr oder weniger akustische Version des Titels bei einem Radioauftritt ein.
Die Version wurde in den Beneluxstaaten dann sogar wesentlich erfolgreicher als das Original. Und auch in Deutschland kommen mehr und mehr Freunde hinzu. Für den einen oder die andere wurde die Coverversion auch zur Brücke um das Original zu entdecken.
Ob nun über die abgespeckte Variante oder durch ein untrügsames Bauchgefühl. Auch die Macher der Sat.1-Sendung ran erkannten das Potenzial von I Follow Rivers. Zur Übertragung des UEFA Pokal-Endspiels wurde der Magicians Remix als musikalische Umrahmung gewählt und so einer großen Masse von Konsumenten nahe gebracht. Auffällig bei dieser, äußerst populären Version ist das Fehlen jeglicher Eigenheit, die noch das Original hatte. Die Melodie ist übrig, der Gesang irgendwie auch, trotzdem ist dieser Remix enorm farblos. Überraschend ist das natürlich nicht, denn natürlich möchte Sat.1 mit Hintergrund Musik alles andere als verstören oder aufhorchen lassen. Es sollen alle erreicht werden, am liebsten irgendwie unbemerkt und unterschwellig.
Die Rechnung ging auf. I Follow Rivers wurde zum Überraschungshit und stürmte die Verkaufscharts. In diesen wird zwar nicht nach verschiedenen Versionen getrennt, die Platzierung beinhaltet also sowohl die Verkäufe der Originalversion wie die des Remixes, ich würde aber mal davon ausgehen, dass der durch Sat.1 promotete Remix wesentlich mehr Käufer gefunden hat. An dieser Stelleunterlasse ich mal Überlegungen, warum Menschen hierzulande sich so sehr von Seichtheit verzücken lassen.
Die Story ist damit noch nicht beendet. Kurzzeitige Hits, verursacht durch prominenten TV-Einsatz gibt es eine Menge. I Follow Rivers konnte den kurzen Erfolg nutzen als Startschuss für eine weitere Faszination und Präsenz. Und ich würde mittlerweile so weit gehen zu sagen, dass der Titel zu einem Stück der aktuellen Populärkultur geworden ist. Und wieder ist es die Wandlungsfähigkeit (die Allgemeingültigkeit) des Songs, die diese Entwicklung begünstigt. Triggerfinger dürfen zum Boxkampf Wladimir Klitschko gegen Tony Thompson auftreten und den Titel spielen und gerade erscheint eine Sonderedition von Whounded Rhymes, die auch neue Remixe von I Follow Rivers enthält. Derweil meldet media control, dass I Follow Rivers der meistverkaufte Song der Woche ist. Ich behaupte an dieser Stelle einfach mal, dass die Qualität eines Songs sich eben einfach durchsetzt.
Schon 2008 avancierte sie quasi von heut auf morgen zum Liebling der Indie-Szene. Ich kann mich noch recht gut erinnern wie coole Radiomoderatorinnen in Verzückung gerieten und immer wieder Lykke Li ins Programm brachten. So richtig verstehen konnte ich das nicht. Ich weiß nicht, ob es ein zu viel oder ein zu wenig an Pop war, dass es verhinderte, den Funken zu mir überspringen zu lassen. Zwischen magischer Eingängigkeit und Belanglosigkeit ist es nur ein schmaler Grat, und was für genial gehalten wird oder für anbiedernd alles andere als Konsens.
So ging es dann auch Lykke Li. Ihr nächstes Album Whounded Rhymes wurde von einer Reihe Fans als Verrat gewertet – zu viel Pop. Andere wieder feierten begeistert die dunkel und etwas schräge Mischung, die in Alltagsproduktionen nur selten zu finden sind. Für diese Uneindeutigkeit könnte I Follow Rivers von dem Album stehen. Im Original ist es tatsächlich ein wunderschöner, auch eingängiger Popsong, der aber irgendwie auch widerspenstig daher kommt. Zumindest ist nicht gleich die erste Begegnung auch sofort der Beginn einer großen Liebe.
Welche Qualitäten in dem Song wirklich stecken, wurde spätestens deutlich, als eine Coverversion in Umlauf kam, die auf pompöse Produktion und Inszenierung verzichtete. Die belgische Band Triggerfinger spielte nämlich kurzerhand eine mehr oder weniger akustische Version des Titels bei einem Radioauftritt ein.
Die Version wurde in den Beneluxstaaten dann sogar wesentlich erfolgreicher als das Original. Und auch in Deutschland kommen mehr und mehr Freunde hinzu. Für den einen oder die andere wurde die Coverversion auch zur Brücke um das Original zu entdecken.
Ob nun über die abgespeckte Variante oder durch ein untrügsames Bauchgefühl. Auch die Macher der Sat.1-Sendung ran erkannten das Potenzial von I Follow Rivers. Zur Übertragung des UEFA Pokal-Endspiels wurde der Magicians Remix als musikalische Umrahmung gewählt und so einer großen Masse von Konsumenten nahe gebracht. Auffällig bei dieser, äußerst populären Version ist das Fehlen jeglicher Eigenheit, die noch das Original hatte. Die Melodie ist übrig, der Gesang irgendwie auch, trotzdem ist dieser Remix enorm farblos. Überraschend ist das natürlich nicht, denn natürlich möchte Sat.1 mit Hintergrund Musik alles andere als verstören oder aufhorchen lassen. Es sollen alle erreicht werden, am liebsten irgendwie unbemerkt und unterschwellig.
Die Rechnung ging auf. I Follow Rivers wurde zum Überraschungshit und stürmte die Verkaufscharts. In diesen wird zwar nicht nach verschiedenen Versionen getrennt, die Platzierung beinhaltet also sowohl die Verkäufe der Originalversion wie die des Remixes, ich würde aber mal davon ausgehen, dass der durch Sat.1 promotete Remix wesentlich mehr Käufer gefunden hat. An dieser Stelleunterlasse ich mal Überlegungen, warum Menschen hierzulande sich so sehr von Seichtheit verzücken lassen.
Die Story ist damit noch nicht beendet. Kurzzeitige Hits, verursacht durch prominenten TV-Einsatz gibt es eine Menge. I Follow Rivers konnte den kurzen Erfolg nutzen als Startschuss für eine weitere Faszination und Präsenz. Und ich würde mittlerweile so weit gehen zu sagen, dass der Titel zu einem Stück der aktuellen Populärkultur geworden ist. Und wieder ist es die Wandlungsfähigkeit (die Allgemeingültigkeit) des Songs, die diese Entwicklung begünstigt. Triggerfinger dürfen zum Boxkampf Wladimir Klitschko gegen Tony Thompson auftreten und den Titel spielen und gerade erscheint eine Sonderedition von Whounded Rhymes, die auch neue Remixe von I Follow Rivers enthält. Derweil meldet media control, dass I Follow Rivers der meistverkaufte Song der Woche ist. Ich behaupte an dieser Stelle einfach mal, dass die Qualität eines Songs sich eben einfach durchsetzt.
Samstag, 7. Juli 2012
TACABRO: Tacatà
Ist das jetzt der Sommerhit für das Jahr 2012? Abgesehen von fußballbeeinflussten Hymnen und Eurovisions-Gewummer scheint Proleten-Dance aus Süditalien im Moment das Ding zu sein, welches die Massen in Verzückung setzt.
Tacatá ist schon beim ersten Hören ordentlich debil. Und das nicht mal wegen der ziemlich direkten Kopie von zwei Rezepten aus dem letzten Sommer: Mr. Saxobeat meets Sak Noel.
Das, was den Track wirklich peinlich macht ist der sinnlos-spanische Mitmachtext:
La gente bailando il Tacatà, tu mondo gridando Tacatà.
Suona il volume de Tacatà.
Muovi tuo culito Tacatà.
Die Menschen tanzen den Tacatá, die ganze Welt schreit Tacatá
Es klingt der Druck des Tacatá.
Beweg dein Arsch, Tacatá.
Erfinde einfach eine irgendwie nachmachbare Schrittfolge (Powackeln inklusive) und preise diese in SCOOTER-Manier an. Fertig isser der Feger für die Mallorca-Ibiza-Sause. So betrunken kann man doch aber eigentlich gar nicht sein.
Das Rezept hat natürlich schon 10.000 mal funktioniert: Macarena, Ketchup Song und am Ende auch so etwas wie Noosssaaa!. Und nur damit ich nicht falsch verstanden werde, ich finde einfältige Sommerhits durchaus berechtigt. Is ja nicht so, dass wir nicht alle auch mal Situationen oder Tage haben, in denen es um nichts anderes gehen soll als ausgelassene Albernheit und gern auch mal stupide Triebbefriedigung auf niedrigstem Niveau. – Der Bedarf an völlig entindividualisierten Abläufen ist mir da allerdings irgendwie suspekt. Und dieser Bedarf scheint enorm groß zu sein. (und momentan zu wachsen) Ist der Zwang zum eigenen Ausdruck so unaushaltbar heutzutage? Was ist so spannend am gleichförmigen Mitmarschieren?
Interessant an Tacatá ist die völlig verdrehte Darstellung von Männlichkeit. Die beiden DJs Mario Romano und Salvatore Sapienza entsprechen in ihrem Style noch ziemlich genau dem Italo-Sexprotz, der nichts weiter will als Party feiern. Natürlich mit einer gehörigen Portion an Stilbewusstsein. Sänger Martínez Rodríguez dagegen ist allerdings alles andere als ein Macho-Symbol. Als Fashion Victim, der sogar enge Nickerbocker zum Schrei der Saison erhebt, gehört er eher Fraktion Lachnummer an, der auch Choreograf Bruce Darnell entstammt. Feminin bis tuntig und niemals wirklich ernst zu nehmen. Als Grundlage für ein Star-Dasein wahrscheinlich enorm anstrengend. Oder will jemand ernsthaft die Ganze Zeit der Klassenkasper sein, der bei der erstbesten Gelegenheit mit Schlamm beworfen und verhöhnt wird? Und wer will mit solch einem Paradiesvogel wirklich feiern? Der Erfolg einer solchen Figur könnte entweder für sehr große gesellschaftliche Offenheit stehen in der Art: Sei einfach wie du bist, wir akzeptieren alles und haben gemeinsam Spaß, leben miteinander und es ist völlig ok so. Oder er steht für das genaue Gegenteil und eine eher menschenunwürdige Haltung: gut, dass es diesen exzentrischen Vogel gibt, der uns unterhält und animiert, aber reales Leben, das ist was anderes. Und in meinem Büroalltag möchte ich den Typen schon gar nicht haben, bzw. sorge dafür dass so etwas mit großen Augen begafft wird.
Dass der Titel als Teaser für die derzeit unglaublich populäre Soap Berlin Tag und Nacht benutzt wird, erzählt einiges. In der Serie geht’s ja im Grunde auch um nichts anderes als Party. Das Figurenensemble entstammt einer nicht gerade gesellschaftskritischen Schicht, die mit ihren kleinen Beziehungsproblemen bzw. der Sucht nach dem nächsten Kick schon ziemlich zu kämpfen hat um ihr Leben irgendwie erfüllt zu empfinden. Schön durchmischt mit allerlei schrägen Figuren und Paradiesvögeln könnte die Serie auch ein ganz sympathisches Abbild unserer Party-Gesellschaft sein. Aber irgendwie ist es dann doch immer wieder ordentlich peinlich zu sehen mit welcher Dummheit da Dinge passieren und getan werden.
Vielleicht ist zu viel Party dann doch nicht so gut für ein selbstbestimmtes Leben. Jedenfalls, wenn es da gar nichts Eigenes gibt. Aber vielleicht bin auch ich jetzt einfach der Spießer, weil ich nicht einsehen kann, dass auch meine Forderung nach Selbstbestimmung und Eigenverantwortung völlig überholt ist.
Tacatá ist schon beim ersten Hören ordentlich debil. Und das nicht mal wegen der ziemlich direkten Kopie von zwei Rezepten aus dem letzten Sommer: Mr. Saxobeat meets Sak Noel.
Das, was den Track wirklich peinlich macht ist der sinnlos-spanische Mitmachtext:
La gente bailando il Tacatà, tu mondo gridando Tacatà.
Suona il volume de Tacatà.
Muovi tuo culito Tacatà.
Die Menschen tanzen den Tacatá, die ganze Welt schreit Tacatá
Es klingt der Druck des Tacatá.
Beweg dein Arsch, Tacatá.
Erfinde einfach eine irgendwie nachmachbare Schrittfolge (Powackeln inklusive) und preise diese in SCOOTER-Manier an. Fertig isser der Feger für die Mallorca-Ibiza-Sause. So betrunken kann man doch aber eigentlich gar nicht sein.
Das Rezept hat natürlich schon 10.000 mal funktioniert: Macarena, Ketchup Song und am Ende auch so etwas wie Noosssaaa!. Und nur damit ich nicht falsch verstanden werde, ich finde einfältige Sommerhits durchaus berechtigt. Is ja nicht so, dass wir nicht alle auch mal Situationen oder Tage haben, in denen es um nichts anderes gehen soll als ausgelassene Albernheit und gern auch mal stupide Triebbefriedigung auf niedrigstem Niveau. – Der Bedarf an völlig entindividualisierten Abläufen ist mir da allerdings irgendwie suspekt. Und dieser Bedarf scheint enorm groß zu sein. (und momentan zu wachsen) Ist der Zwang zum eigenen Ausdruck so unaushaltbar heutzutage? Was ist so spannend am gleichförmigen Mitmarschieren?
Interessant an Tacatá ist die völlig verdrehte Darstellung von Männlichkeit. Die beiden DJs Mario Romano und Salvatore Sapienza entsprechen in ihrem Style noch ziemlich genau dem Italo-Sexprotz, der nichts weiter will als Party feiern. Natürlich mit einer gehörigen Portion an Stilbewusstsein. Sänger Martínez Rodríguez dagegen ist allerdings alles andere als ein Macho-Symbol. Als Fashion Victim, der sogar enge Nickerbocker zum Schrei der Saison erhebt, gehört er eher Fraktion Lachnummer an, der auch Choreograf Bruce Darnell entstammt. Feminin bis tuntig und niemals wirklich ernst zu nehmen. Als Grundlage für ein Star-Dasein wahrscheinlich enorm anstrengend. Oder will jemand ernsthaft die Ganze Zeit der Klassenkasper sein, der bei der erstbesten Gelegenheit mit Schlamm beworfen und verhöhnt wird? Und wer will mit solch einem Paradiesvogel wirklich feiern? Der Erfolg einer solchen Figur könnte entweder für sehr große gesellschaftliche Offenheit stehen in der Art: Sei einfach wie du bist, wir akzeptieren alles und haben gemeinsam Spaß, leben miteinander und es ist völlig ok so. Oder er steht für das genaue Gegenteil und eine eher menschenunwürdige Haltung: gut, dass es diesen exzentrischen Vogel gibt, der uns unterhält und animiert, aber reales Leben, das ist was anderes. Und in meinem Büroalltag möchte ich den Typen schon gar nicht haben, bzw. sorge dafür dass so etwas mit großen Augen begafft wird.
Dass der Titel als Teaser für die derzeit unglaublich populäre Soap Berlin Tag und Nacht benutzt wird, erzählt einiges. In der Serie geht’s ja im Grunde auch um nichts anderes als Party. Das Figurenensemble entstammt einer nicht gerade gesellschaftskritischen Schicht, die mit ihren kleinen Beziehungsproblemen bzw. der Sucht nach dem nächsten Kick schon ziemlich zu kämpfen hat um ihr Leben irgendwie erfüllt zu empfinden. Schön durchmischt mit allerlei schrägen Figuren und Paradiesvögeln könnte die Serie auch ein ganz sympathisches Abbild unserer Party-Gesellschaft sein. Aber irgendwie ist es dann doch immer wieder ordentlich peinlich zu sehen mit welcher Dummheit da Dinge passieren und getan werden.
Vielleicht ist zu viel Party dann doch nicht so gut für ein selbstbestimmtes Leben. Jedenfalls, wenn es da gar nichts Eigenes gibt. Aber vielleicht bin auch ich jetzt einfach der Spießer, weil ich nicht einsehen kann, dass auch meine Forderung nach Selbstbestimmung und Eigenverantwortung völlig überholt ist.
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