Ich weiß noch, wie dieser Titel von mir entdeckt wurde. Da war er schon längst ein millionenfach angehörter und geladener Track auf Soundcloud. Ich brauchte da erst einen Hinweis, einen Tipp. Dann hörte ich also One Day und dachte: Hmm, feine Sache, könnte tatsächlich ein Sommerhit werden. Dass das nun genauso passiert ist, war natürlich alles andere als abzusehen. Obwohl von dieser ersten Begegnung an der Titel immer wieder auftauchte irgendwo. Und überall war da so ein freudiges Leuchten in den Gesichtern. Irgendwie auch etwas von einem geheimen Wissen.
Mittlerweile ist der Remix allerorts bekannt. Zwar immer noch nur als digitaler Track zu haben, also irgendwo doch noch so ein bisschen alternativ, aber so oft gekauft, dass ihn sogar die offiziellen Verkaufscharts listen. Das erstaunliche an diesem Erfolg ist vielleicht, dass bis jetzt kein Werbeclip und keine Show den Titel irgendwie verramscht hat. One Day ist einer der wenigen Produktionen, die sich einfach durchsetzen, weil sie den Nerv der Zeit treffen und aus sich heraus Menschen glücklich machen können. Ein kleines Meisterstück.
Nun ist natürlich klar, dass diese Magie nicht permanent zu wiederholen ist. Und schon höre ich da ein Raunen: Naja, das Stück ist toll, aber der Rest von Wankelmut ist eher durchschnittlich. Mag sein. Mit Sicherheit hat der Remix dem DJ eine Menge Türen geöffnet und jetzt steht er irgendwie unter dem Druck, mit jedem Set und jeder neuen Produktion das Unmögliche zu vollbringen. Kann man ihm nur wünschen, dass er völlig unbeeindruckt vom Hype einfach weiter macht. Vielleicht auch wieder eine wenig in Vergessenheit gerät. Um uns dann in eins zwei drei Jahren vielleicht noch einmal solch einen großen Moment zu schenken. Bisher scheint es ja noch zu funktionieren. Zumindest sind es noch die kleinen Clubs, die ihn auf dem Programm haben und nicht die Mega-Open Airs.
So wie DJ Wankelmut plötzlich im Licht der Aufmerksamkeit steht, so geht es auch Asaf Avidan, der die musikalische Vorlage zum Remix lieferte. The Reckoning Song erschien bereits 2008 auf seinem Album The Reckoning. Die Legende besagt, dass bei Erscheinen des Albums einige Major Labels darauf aufmerksam wurden, Asaf Avidan allerdings auf eine Lizensierung verzichtete und per eigenem Label das Werk zu Platinstatus brachte. Laut wikipedia ist The Reckoning das erfolgreichste Independent Album in Israel überhaupt.
Der mehr oder weniger titelgebende Song kann vielleicht symbolisch für das Album stehen. Ein zutiefst trauriges Lied über eine Liebe und deren Ende. Natürlich ganz besonders ans Herz gehen durch die brüchige Stimme des Sängers. Und wer es denn so richtig kitschig mag, der/die ist sicher mit der Klassik-Version hervorragendst bedient.
Die Stärke des Mixes von Wankelmut ist, dass er diese bittere Süße, diese Melancholie mit in seine Produktion nimmt. Der Remix ist tanzbar und auf eine Art deshalb auch freudvoll, aber er trägt diese Gewissheit in sich, dass das alles nur ein kurzer Moment ist der genau deshalb um so mehr zu genießen ist. Lässt sich eigentlich eine Clubnacht besser beschreiben?
Genau deshalb lohnt es sich auch, immer wieder die ganz lange Variante auszuhalten.
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