Vor etwa einem Jahr tauchte Lana del Rey erstmals auf. Wie heutzutage üblich, zunächst im Netz per Video. Ein Jahr danach redet man immer noch von ihr. Damit dürfte sie es wohl geschafft haben, mehr als ein Augenblicksfeuerwerk zu sein. Ob sie das Zeug zu einer langzeitig kreativen Künstlerin hat, das ist trotzdem noch ein bisschen fragwürdig. Zumindest lässt sich ein gewisser Ermüdungseffekt nicht verleugnen. Ihr Album Born To Die liefert doch vor allem einen Sound und ein Gefühl – sehr schön ausproduziert sicherlich, aber eben auch nicht wirklich überraschend. Und so frage ich mich bei Summertime Sadness auch: Hab ich das nicht irgendwie alles schon zur Genüge gehört und gesehen? Gibt es auch noch etwas anderes als diese romantisch inszenierte Gelangweiltheit?
Eine Menge wurde über Lana del Rey geschrieben und philosphiert. Vieles blieb bei ihrem Äußeren stehen, an dem irgendwie so gar nichts echt schien. Ein paar kluge Beiträge nahmen auch auseinander was da musikalisch und ästhetisch passierte. Und landeten meist bei einem Flickenteppich von Verweisen und Zitaten, die alle zusammengenommen die ganze Tragik der modernen, westlichen Kleinstadt beschreiben. Im Grunde ist alles vorhanden, um nichts muss man sich sorgen, aber die ständige Verfügbarkeit von allem bringt nichts anderes als eine ungestillte Sehnsucht hervor. Ein Verlangen nach Neuem, Überraschendem, echtem Gefühl, nach Wechsel, vielleicht auch einfach mal nach einem Wunsch, der nicht sofort in Erfüllung geht. Und so zimmert sich diese Generation, die alles hat, ein romantisches Bild von einer Vergangenheit zusammen, in der es irgendwie komplizierter war und nicht immer nur lustig, bunt und trallala. Eine Zeit, die verdammt nach den 60ern aussieht.
Lana del Rey ist eine Frau, die vielleicht auch von sich behaupten würde, dass es in ihrer Jugend gegen nichts mehr zu rebellieren gab. (Wobei diese Jugend ja noch gar nicht zu Ende ist – auch das vielleicht ein tragischer Aspekt: so lange jung und jugendlich sein zu müssen.) Vielleicht würde sie erzählen, dass alles schon erfunden und gesagt war. Und dass sie deshalb einfach zusammenklaubt, was ihr irgendwie gefällt. Oder in irgendeiner Art etwas in ihr berührt. Ohne zu sehr zu fragen, warum. Wen interessiert schon immer was dahinter steckt, wenn doch die Oberfläche schon so wunderbar zerflickert ist.
Was bleibt ist ein Soundtrack für eine Gefühlswelt, die ordentlich vom Medienkonsum geprägt ist und deshalb auch kaum unterscheiden kann zwischen dem, was wirklich geschieht und dem, was eher so aus einem heraus passiert, weil man glaubt das jetzt sagen, fühlen, tun zu müssen. Am Ende ist es ja auch egal, ob die Traurigkeit echt ist im Sinne von einem wirklich gefühlten Verlust, oder ob es eben ein Gefühl ist, dass sich einstellt, weil wir es schon 1000 mal so vorgespielt bekamen. Am Ende ist traurig dann doch traurig. Wer wollte sich schon hinstellen und ernsthaft sagen: dein Gefühl ist nicht echt und deshalb nichts wert. Es mag sein, die ganze Inszenierung drumrum ist eben auch ordentlich romantisch und kitschig und darum irgendwie auch unangenehm peinlich. Vielleicht sind Menschen aber auch einfach so: verklärt, sehnsuchtsvoll und völlig unrational. Da kann man sich auch schon mal einer Sommertraurigkeit hingeben.
Der Post zu Video Games.
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