Freitag, 28. September 2012

MARTERIA • YASHA • MISS PLATNUM: Lila Wolken

Schon wieder sind es Wolken, die einem Hit zum Titel verhelfen. Da scheint eine gehörige Sehnsucht nach diesen Dingern zu bestehen. Denn um bedrohliche Gewitterwolken oder andere gefährliche Dinger geht es weder bei Wolke 7 noch bei Lila Wolken. Vielleicht klingt es ein bisschen verstrahlt – und ist nach einer durchfeierten Nacht natürlich auch genauso gemeint – die Wolken morgens haben nunmal die allerwunderlichsten Farben. Und diese Wolken stehen für ein irgendwie nicht genau zu definierendes, wohltuendes Gefühl. Es ist so etwas wie Freiheit und Glück, die sich breit machen am frühesten Morgen. Es ist auch dieses unendliche Gefühl, leergefegter Straßen und Städte. Keine Grenzen, keine sozialen Zwänge.

Davon erzählt also Lila Wolken des Trios MARTERIA • YASHA • MISS PLATNUM. Und damit beschreiben sie ziemlich genau das Gefühl, die Sehnsucht einer Jugend, die aufwächst im Kommunikations- und Krisenstress des noch jungen Jahrhunderts. In den 90ern, da wurde es zur Normalität die Nächte durchzufeiern und frühestens Sonntagmittag ans Nachhausegehen zu denken. Eigentlich gings sogar dann noch weiter. 2012 muss man dieses Recht auf unbeschränktes Feiern schon wieder ordentlich einfordern. Ordnungshüter, unzählige Regelungen, ein immer härter werdendes Jobsystem und die allgemein wachsende Spießigkeit lassen es gar nicht mehr so selbstverständlich sein, sich seine Freizeit zu gestalten wie es einem gefällt. Lila Wolken ist ein bisschen die Hymne zu diesem Aufbegehren.

Das ist natürlich kein völlig neues Verlangen, dass sich da breit macht. Bei mir stellte sich auch bei der allerersten Begegnung mit den Lila Wolken sofort ein Deja vu-Effekt ein: Kennste das nich? Und dann hat es nochmal einen Tag und eine Nacht gedauert bis mir auffiel: Lila Wolken ist im Grunde die konsequente Fortsetzung von Augen zu, welches vor zwei Jahren allerorten präsent war.



Im direkten Vergleich hab ich sogar das Gefühl, dass Marteria & Co. mindestens mit einem Ohr ziemlich direkt auf diesen Titel gehorcht haben. Auch dort spielen zumindest rosarote Wolken eine Rolle. Und die Stimmung ist ohnehin genau dieselbe. Nur, dass Kobito&Sookee (aka Deine Elstern) sich nach der Nacht ganz frei und fertig einfach nur nach ihrem Bett sehnen dürfen. So einfach haben's die neuen Helden 2012 nicht. Aber die sind ja auch nicht mehr ganz so Underground und Independent – und wahrscheinlich auch viel weniger cool als Kobito&Sookee.

Das wird deutlich, wenn man sich mal das Video zu Lila Wolken betrachtet. Zuerstmal frappiert dieser Zufall: Lila Wolken löst Reckoning Song / One Day als Party Hymne ab. Und wie als wäre Popmusik eine Soap schließt auch die Bildwelt an die Ausgelassenheit und die Wildheit der ungehemmten Feierei des Vorgängers an. Allerdings belässt es Lila Wolken nicht bei der Einfachheit der direkt widergegebenen Wirklichkeit, das Video fährt schon eine ordentliche Portion Inszenierung und Protz auf. Da gibt es Kameraflüge, Marteria, Yasha und Miss Platnum klettern auf ein Riesengasometer, eine Gestalt mir Gesichtsmaske schleicht durchs Video und am Ende gibt es auch ein auf dem Wasser treibendes Bett. Das ist schon enorm pathetisch. Reicht das wirkliche Leben eigentlich nicht?

Richtig böse und leider auch bieder wird es aber durch die Einsprengsel von möglicherweise realen Partyszenen. Da wird mit nackter Haut und Freizügigkeit geprahlt. Guckt mal, was wir uns trauen! Keine Angst, keine Scheu, keine Grenzen! Großartig! – Aber im Video wird’s dann doch gepixelt oder mit schwarzen Balken versehen. Brüste oder Pimmel auf dem Bildschirm, das geht einfach nicht! So viel Freiheit ist dann doch eindeutig zu heftig.



Frag ich mich jetzt: in welcher Welt leben wir eigentlich, dass wir die komplette Nacktheit so sehr verstecken müssen? Selbst wenn sie nur Sekundenbruchteile auftaucht und also sowieso nicht wirklich wahrzunehmen ist? Da war die deutsche Öffentlichkeit schon mal wesentlich weiter. In den 80ern gab es in solchen Biedersoaps wie der Lindenstraße kaum eine Folge, in der nicht ein nackter Mann oder eine nackte Frau durch’s Bild lief. Ohne Balken oder Wegblenden.

Was in der Lindenstraße nicht mehr geht, geht im Musikfernsehen offensichtlich auch nicht mehr. Und hier meine ich den Vergleich sehr ernst. Lila Wolken ist insgesamt und mit seinem Erfolg eben doch zuallererst mal biederer Mainstream. Da hilft’s auch nicht viel, dass sich sowohl Marteria wie auch Miss Platnum in den letzten vier Jahren erst ganz langsam nach oben arbeiten mussten. Irgendwo war es nötig Kompromisse zu schließen, sich anzupassen, erwachsen und gesetzt zu werden. Warten wir auf die nächste Generation, die wirklich auf alles scheißt und nur ihr Ding macht.


Am Ende dann noch ein kleiner Ausblick: die EP enthält noch vier weitere Tracks, unter anderem Feuer welches vom musikkaufenden Publikum zum zweiten Lieblingstrack auserkoren wurde. Die Anleihen an Prodigys Firestarter sind deutlich, die visuelle Inszenierung noch grober: MARTERIA • YASHA • MISS PLATNUM sind angetreten, die nächsten Pop-Superstars zu sein.







Freitag, 21. September 2012

David Guetta feat. NE-YO & Akon: Play Hard

David Guetta die Zweite. Da ist sein Album Nothing But The Beat 2.0 draußen – wie schon erläutert ist es nur ein Neuaufguss – und es geht doch tatsächlich nochmal in die Top 10 der Albumcharts. Nicht nur dass, wie im vergangenen Jahr auch, geht tatsächlich ein Einzeltrack im Verkauf so gut über den virtuellen Ladentisch, dass er in der neuesten Ausgabe der Single-Charts an Position 9 notiert wird. In diesem Fall ist es Play Hard mit den featured artists NE-YO & Akon, zumindest der Zweite bereits Guetta-erprobt.

Vermerken muss man neben allem Jubel allerdings auch, dass es eben nur der eine Titel ist von sieben neuen, der offenbar überzeugen kann. Das sah vor einem Jahr noch wesentlich euphorischer aus. Könnte also sein, dass ganz ganz langsam der Zenit des Herrn Guetta überschritten wurde. Wie auch immer, der DJ ist auch in diesem Jahr einer der Sichtbarsten in den Hitparaden und für das laufende Jahrzehnt im Moment der erfolgreichste Act.

Warum setzt sich nun Play Hard so auffällig durch? Vermutlich, weil dieser Titel bei aller Wiedererkennbarkeit am meisten mit dem bricht, was vorher schon an Singles auf dem Markt war. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich mir die anderen Titel der Neu-Edition nicht reingezogen habe. Irgendwie bin ich von der Aufguss-Nummer dann doch zu sehr gelangweilt. Aber so viel lässt sich sagen, die sehr prominente Signal-Hookline ist für eine Guetta-Produktion doch eher ungewöhnlich. Erinnert enorm an Happy Hardcore Tracks aus den 90ern, und an der einen oder anderen Stelle blitzt auch mal ein Sirenen-Sample auf, welches ohne weiteres ebenfalls aus diesem Jahrzehnt stammen könnte. Neu ist das alles also garantiert nicht. Vielleicht clever und zur rechten Zeit wieder neu zusammengesetzt.



Auch der Slogan „Work Hard – Play Hard“ ist bekannt. Nicht erst seit Wiz Khalifa vor wenigen Wochen einen seiner Tracks so betitelte. Auch vor 20 Jahren war das schon ein beliebter Slogan unter den ersten Dauerfeiernden. Scheint sich nicht viel verändert zu haben in der letzten Zeit. Anders formuliert würde das bedeuten, dass es weder neue Strategien der Alltagsbewältigung gibt, noch besonders andere gesellschaftliche Verhältnisse.

Einen Unterschied gibt es dann aber doch. Wenn ein ähnlicher Sound vor 20 Jahren noch mehr oder weniger ohne Mainstream-Erfolg existierte, ist er heute doch breit durchgesetzt. Und das macht vermutlich schon einen Unterschied. Play Hard reiht sich ein in eine ganze Reihe von Hits, die ganz ähnlich klingen. Also ist es vielleicht gar nicht so sehr die Verbeugung vor einer Bewegung, die angetreten war das Feiern zu revolutionieren. Dann ist es eben nur noch das Bedienen von Erwartungen. Das zumindest kann der DJ aus Frankreich offensichtlich gut.

PS: Der Herr Guetta und alle Mitlesenden mögen es mir verzeihen, dass ich mal wieder nur auf eine zutiefst unseriöse Quelle zurück greife, um zu dem Geschriebenen auch den entsprechenden akustischen Vergleich zu liefern. Aber wie fast immer hat der DJ keine Lust seine Sounds (nicht mal in schlechterer Qualität oder als Ausschnitt) zur Verfügung zu stellen. Er will halt nicht, dass man seine Musik hört ohne dafür bezahlt zu haben. Nun, im Grunde wär’s auch nicht schlimm, denn Sound hier nicht zu haben. Wie schon gesagt, das Ganze ist schon 100 x vorher in der Welt gewesen und nichts, was man unbedingt noch einmal hören muss. Schade ist nur, dass der geneigte Fan das im ganz legalen Fall erst mitbekommt, wenn er seine 99 Cent bereits gezahlt hat. Das nenne ich mal Liebe und Service für Freunde.

Freitag, 14. September 2012

David Guetta Feat. SIA: She Wolf ( Falling To Pieces )

Lasst uns doch mal wieder über David Guetta reden. Nachdem er vor ziemlich genau einem Jahr sein Album Nothing But The Beat veröffentlicht hatte, war kaum ein Vorbeikommen an ihm. Für einen Herbst lang war er der bestimmende Künstler auf dem kommerziellen Musikmarkt. Zeitweise tummelten sich acht Tracks gleichzeitig in der immer noch offiziellen Liste von media control. Und ein paar dieser Produktionen waren selbst in diesem Sommer noch immer so gefragt, dass sie unter den bestverkauften 100 Songs gelistet wurden. Am erfolgreichsten schnitt dabei Titanium mit Sängerin SIA ab.

Nach solch einer Überpräsenz ist es natürlich klar, dass sich auch eine Sättigung einstellt. So passierte es also im August, dass endlich niemand mehr von David Guetta sprach. Und ihn eigentlich auch nicht mehr hören wollte. Wohlgemerkt, erstmals seit Juni 2009 als der erste Vorbote zum Vorgängeralbum One Love erschien. So lange war mindestens jeweils ein Titel von dem DJ in den wöchentlichen Verkaufscharts platziert.

Für einen kommerziell orientierten Produzenten ist so eine Total-Abwesenheit wahrscheinlich ein Alarmsignal. Zumindest ist pünktlich zum abgeflauten Interesse an dem vorhandenen Material neuer Stoff am Start. She Wolf (Falling To Pieces) präsentiert erneut die australische Sia Furler und kündigt die Re-Edition des Nothing But The Beat-Albums in der Version 2.0 an. 2.0 heißt in diesem Fall: Ich kann mir das, was ich vor einem Jahr gekauft habe, jetzt noch einmal erwerben und dazu acht neue Tracks. Wofür dieser Marketing-Zug gut ist, hab ich noch nie richtig verstanden. Funktionieren wird es allemal, acht Tracks sind ja dann doch schon eine ganze Menge. Da würde es sich fast anbieten ein eigenes Album draus zu machen. Wirklich durchzurechnen wäre: lohnt es mehr acht Einzeltracks runterladen oder doch nochmal das komplette Bundle?

Da nun She Wolf (Falling To Pieces) sozusagen als direkte Ergänzung zum Album zu sehen ist und da die Konstellation Guetta/Furler schon erfolgserprobt ist, konnte man hier nicht wirklich Neues erwarten. Und das gibt es dann auch absolut nicht. Altbewährtes Prinzip: Strophe mit Piano-Untermalung, inbrünstiger Gesang und breiter Dance-Rave-Sound als Hookline. Kommt gut in der Großraumdisco oder ganz laut unter Kopfhörern. Die Bässe hauen ordentlich in den Bauch. Und wenn es dann an das viel geliebte Titanium erinnert, na das muss ja gar nicht schlecht sein. Da hat der Guetta also mehr Lautsträke und Basspower als Kreativität in seine neue Single investiert.



Die Reaktionen geben ihm trotzdem recht. Von Guetta-Müdigkeit ist nichts zu spüren. Der Song etabliert sich sofort ganz oben in allen möglichen Auswertungen. Und das ganz ohne Video oder anderweitige Big Promotion. Die Leute lieben es offensichtlich immer noch anständig weggepustet zu werden. Und das reicht dann auch schon.

Wenig innovativ, aber voll auf Linie. Zu beobachten bleibt, ob nach Erscheinen des Albums die große Nachfrage bestehen bleibt. Und wer sich am Ende tatsächlich das „neue“ Album zulegt. Zunächst bleibt David Guetta allerdings das Maß der Dinge auf dem Dancefloor.

Samstag, 8. September 2012

XAVAS: Schau nicht mehr zurück

Deutsche Musik ist derzeit ungemein erfolgreich. Etwa ein Drittel der deutschen Verkaufscharts von media control sind Produktionen aus Deutschland. Und derzeit bedienen sich etwa zwei Drittel der gelisteten Acts der deutschen Sprache. Am beliebtesten sind dabei HipHop und Rap-Produktion. So sind die zwei am häufigsten notierten Acts 2012 bisher Pop-Rapper CRO und Spaß-HipHop-Formation Deichkind. Die beiden werden gefolgt von Multikult-Band culcha candela, die ja auch nicht ganz so weit weg sind vom Sprechgesang. Erst dahinter rangiert Dancemusic von r.i.o..

Rap ist also angesagt. Und hier kommt das nächste Erfolgsprojekt: XAVAS sind – unschwer zu erkennen – Xavier Naidoo und Kool Savas. Schon bei der bloßen Ankündigung war mir klar, dass das ziemlich schlimm wird. Und nachdem der Titel nun offiziell veröffentlicht ist und sich in allen möglichen Listen ganz oben durchsetzte, fällt das Urteil kaum besser aus.

Es beginnt schwülstig mit Streichern, Klavier und Hammondorgel. Dann der Refrain:
“Und ich schau nicht mehr zurück
aber wenn ich zurückschau seh’ ich nur mein Glück.
Alles andre hab ich gerne zugeschüttet
und mit schönene Erinnerungen einfach überbrückt.
Glaub mir Bruder, ich schau nicht mehr zurück.”


Also an sich ist es ja ganz löblich, nicht permanent nur an der Vergangenheit zu kleben. Das Leben ist heute, nicht gestern. Aber schlechte Erinnerungen und Unliebsames einfach zu vergessen finde ich jetzt auch nicht unbedingt die Lösung. Wie war das zwischen 33 und 45? Das ist sicher keine schöne Zeit. Vergessen und mit guten Erinnerungen zuschütten (ach ja, damals haben Männer noch was erleben können im Krieg) ist da wohl eher fehl am Platze. Beides muss gehen: nach vorn schauen, das Jetzt genießen und trotzdem wissen, dass es auch mal totale Scheiß-Zeiten im Leben gab. Das macht es übrigens auch viel einfacher, die Schönheit und das Glück des Moments zu genießen. Was Herr Naidoo mit seiner Geschichtsglättung bezweckt – ich weiß es nicht.

Einsatz Kool Savas: der ist insgesamt doch ein wenig mehr reflektierter. Der weiß schon eher, dass es nicht immer nur rosa war. Allerdings gehört zu ihm auch immer dieses “Ich mach mein Ding”-Getue – ich der starke Killer, ich, der’s drauf hat. Das ist auch nervend, denn Stärke besteht ja vor allem darin auch mal zuzugeben, dass es jetzt eben nicht besonders cool war, was man da fabriziert hat. Fehler und Irrtümer zugeben zu können, das macht doch einen Typen erst richtig stark. Der unfehlbare Halbgott ist langweilig ohne Ende. Und außerdem umso lächerlicher, wenn’s dann wirklich mal etwas daneben war (und das kommt sehr oft vor). In solchen Momenten hilft dem Macho nur, seine Position mit Gewalt wieder einzufordern. Idiotisch!

Diese zwei Positionen befinden sich nun in einem Song. Das könnte ich jetzt enorm positiv auslegen: genialer Streich – die Zerrissenheit der Welt in einem Popsong eingepackt. Leider will mir das irgendwie nicht gelingen ... Allerdings find ich's auch schwierig zu behaupten, die beiden hätten das nicht bei der Produktion bemerkt, dass sie im Grunde von verschiedenen Dingen sprechen.



Wirklich gar keinen Sinn macht das Video: ein Mann, so ein Naturbursche, auf der Suche nach dem Bergsee. Hmm, was fang ich denn damit an? Der lonesome Cowboy, der allem trotzen muss, der es schafft aus eigener Kraft und mit seinem Willen alle Hindernisse und Widrigkeiten zu überwinden. Um dann die Wunder der Natur zu bestaunen? Naja, wenigstens fährt Xavier Naidoo ein schnelles Auto. (Find ich irgendwie auch lustig, dass der Soul-Gott neuerdings so auf Protz und BlingBling steht. – War das eigentlich schon immer so?)

Warum ist solch ein Titel so wahnsinnig erfolgreich? Ich nehme an, es ist die Einfachheit der Gedanken. Klingt ja erstmal total gut, wenn ich behaupte, alles Schlechte kann ich überwinden und vergessen. Dann kann ich auch vergessen, aus welchen tristen Verhältnissen ich komme, dass meine Familie und damit die mir anerzogenen Werte, eigentlich total spießig sind. Dann kann ich einfach so weitermachen wie bisher – und behaupten es wäre etwas anderes. Und ich muss niemals zugeben, dass auch ich mich erst entwickeln musste zu dem was ich bin. Ich war schon immer der kluge King.

Das klingt cool. Das gibt dem geplagten Menschen aus der Vorstadt und aus den abwegigsten Verhältnissen Selbstvertrauen und Stolz. Und das ist ja genau die Art, wie sich die deutsche Gesellschaft gerade aufführt. Intern enbenso wie international. Wir wissen's, wir haben's gepachtet das Glück und den Erfolg und die Stärke. Alle andern sind Looser.

Wahrscheinlich haben weder Xavier Naidoo noch Kool Savas diese Dimension im Kopf gehabt. Was sie wollen ist ja eher Musik für den Typen von der Straße. Dem will man Mut geben und Zuversicht. Der soll sich wiederfinden im Durchhalteparolenbrei. Das funktioniert auch recht gut. Platz 2 in der ersten Woche nach Veröffentlichung der Single. Für Xavier Naidoo nichts Besonderes, für Kool Savas immerhin die höchste Chartposition, die er jemals erreicht hat. Klar, dass er nichts mehr von gestern wissen will.