Zum Abschluss diesen Jahres 2012 können wir noch einmal mit einem Song die wichtigsten Themen der letzten Monate zusammenfassen: Casting-Show, Unplugged Minimal-Aufnahme, Coverversion.
Aktuell ist es die noch sehr junge Birdy welche all diese Aspekte der Vermarktung auf sich vereint – und trotzdem eine ganz überzeugende Aufnahme vorlegt. Sie selber wurde vor vier Jahren als 12-jährige in einer britischen Talent-Show entdeckt. Dann dauerte es (glücklicherweise) doch eine ganze Weile, bis sie ein eigenes Album vorlegte. Dieses beinhaltete vor allem Cover-Versionen – in einer sehr erlesenen Auswahl. Von Bon Iver über The XX bis hin zu The International sind da Künstler und Projekte versammelt, die in der Indie-Szene einen großartigen Ruf und Status besitzen ohne tatsächlich schon zu Tode genudelt zu sein. Mit Birdy erreichen einige der Songs tatsächlich erst echte Bekanntheit.
Zum Beispiel People Help The People. Im Juni 2007 von Cherry Ghost veröffentlicht, gelangte der Titel hierzulande zwar schon auf die eine oder andere Playlist – im Grunde aber blieb sowohl die Band als auch der Titel eher unbekannt. Den Informationen auf ihrer Homepage nach sind sie allerdings nach wie vor aktiv, sogar auf dem einen oder anderen Festival zu erleben und schreiben/produzieren vor allem für andere Künstler. People Help The People ist nach wie vor so etwas wie ihr Signature Song.
Mit dem Erfolg der Birdy-Aufnahme könnte sich das ändern. Allerdings legt die junge Sängerin noch einmal ordentlich Hand an den Titel. Ihre Version ist reduziert auf ihre Stimme und sparsamste Begleitung durch Klavier, ein wenig Schlagzeug und auch ein bisschen Cello. Das Ganze hat mittlerweile auch einen Namen: Stripped Down – und jede Band, die sich halbwegs auf der Höhe der Zeit präsentieren will, bietet neben einer fulminant produzierten Radio Version mindestens auch eine reduzierte Variante an.
Diese Art Minimalismus erfreut sich schon eine halbe Ewigkeit auf allen möglichen Plattformen großer Beliebtheit – zumindest gibt es unzählige Coverversionen von Sangeslustigen, die sich austoben und hochladen was das Zeug hält. Das meiste davon kommt über ein paar Klicks nicht hinaus – hin und wieder schaffte es ein kleines Mädchen aus den Phillipinen oder ein Komiker aus Venezuela zu kurzzeitiger Beliebtheit. So richtig zum neuen Muss wurde diese Art der Produktion wahrscheinlich mit Adele und hier allerspätestens mit ihrem Hit Someone Like You. Da war die Netzgemeinschaft aber schon ein ganzes Stückchen weiter und auch Adele hat mittlerweile bewiesen, dass sie ebenso gut in orchestral und pathetisch funktioniert. Bei Birdy bin ich mir da noch nicht so sicher – zumindest ist ihr Debüt-Album sehr auf diesen einen Stil gebügelt und für meine Begriffe dadurch ein bisschen anstrengend.
Wie könnte es also weitergehen mit der Welle der authentischen Stripped-Down-Versionen. Da lohnt wieder ein Blick ins Netz. Die Protagonisten der Video Music (you only hear what you see) wie Pomplamoose , Mike Tompkins oder Dicken Schrader’s Projekt DMK geben da eine schöne Antwort. Reduziert und authentisch heisst nicht unbedingt nur klassisch instrumentiert und irgendwie auch konservativ romantisch-betulich. Das wird spannend.
Derweil lässt sich Birdy ja auch ganz gut durch den Remix-Wolf schicken. Das ist dann vielleicht ein klein wenig überraschender als der 100. Auftritt im deutschen Casting TV.
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