Montag, 24. Dezember 2012

The Script Featuring will.i.am: Hall Of Fame

Endlich tut sich mal was im Geschäft. Seit Wochen scheint es ja nur noch drei Titel zu geben: das öde nervende und ich weiß nicht warum so wahnsinnig erfolgreiche Diamonds von Rihanna, die jetzt sogar zur großen Pop-Göttin ausgerufen wird, der immer noch völlig durchgeknallte, aber auch schon ordentlich ausgenudelte PSY mit seinem Gangnam Style und dann gehört auch Adele mit ihrer James-Bond-Thema Skyfall zu den Non-plus-Ultras derzeit. Nun endlich gibt es mal einen Titel, der dieses Trio ein wenig aufzuscheuchen scheint. Und – auch das ganz wesentlich – es ist kein debil-romantischer Weihnachtssong. Es ist ein richtiger waschechter Popsong. Und was für einer. Voll mit Zuversicht, hymnischem Refrain und Kraft. So weit so gut.

Auseinandergenommen fällt natürlich mit dem ersten Klavierton auf: da steckt schon eine ganz anständige Portion Pathos drin. So wie ich mich an The Script erinnere, war das bisher nicht nötig gewesen. Das hatte dann auch zur Folge, dass sie eben nicht weltweit konkurrenzlos in Radio- und Fernsehstationen sowie Einkaufsmeilen zu hören waren. Mit dem Schuss an großem Gefühl gelingt das dann ganz gut. Allerdings darf es nicht zu viel sein – das ist schon ziemlich genau abgemessen. Deshalb kommen The Script auch nicht an die Meister des großen Gefühls heran: Muse. Die haben im Sommer zu den Olympischen Spielen mal ordentlich zugelangt und bewiesen, dass die große Siegerpose tatsächlich auch etwas Erhebendes und Übermenschliches hat. Und das ganz ohne albern zu werden.



Das ist also der große Schatten, in dem sich The Script bewegen. Und den sie auch nicht verlassen. Vielleicht wollen sie da auch gar nicht raus. Das können sie letztendlich nur selber beurteilen. Für mich klingt es allerdings schon auch ein bisschen so, als wären sie einfach noch nicht ganz so weit. Wenn ich nämlich auf den Text höre, dann finde ich schon: Selbstvertrauen schön und gut. Zumal wenn man aus Irland kommt, wo jetzt nicht gerade die rosigsten Verhältnisse herrschen und das ja irgendwie immer noch nicht so ganz raus ist aus diesem Konflikt mit Britannien. Da gehört Stolz, Selbstvertrauen und Nationalbewusstsein natürlich zu den Grundwerten, die einem schon als Kind anerzogen werden und die dafür sorgen, dass man halbwegs aufrecht durchs Leben gehen kann. Außerhalb der Insel wird’s dann aber schon etwas schwieriger. Unbedingte Liebe zum Vaterland ist nicht in jedem Fall der Schlüssel zum Glück. Auch wenn gerade in den letzten Jahren Nationalstolz und Nationalismus weltweit ordentlich Konjunktur haben.



Sich selber zu großen Leistungen zu treiben, sich an die eigenen Grenzen zu führen und damit zu spüren, wieviel man leisten kann und wer man überhaupt ist – ja, das ist für eine Persönlichkeit wichtig. Dazu gehört sicher auch die Anerkennung durch andere. Ob es aber immer darum geht „der/die Beste“ zu sein? Das Gegenüber zu schlagen und zu übertrumpfen? Im Jahr 2012 könnte man auch schon etwas weiter sein und vielleicht erkennen, dass man auch gemeinsam gewinnen kann. Dass es eben nicht darum geht, der einzige Champion zu sein – was ist schon ein Sieger, wenn all seine Gegner tot sind. Ein einsamer Freak, der letztendlich seine Stärke verliert, weil er nichts mehr hat, an dem er sich abarbeiten und messen kann. Die Hall of Fame wird von niemandem mehr besucht. Der Ruhm ist gar keiner mehr sondern schneller vergänglich als frisch gefallener Schnee.

Noch einmal der Vergleich mit Muse. Die schaffen es ganz schön, auf den Augenblick abzuheben. Die wissen, dass es nur diese paar Momente sind, in denen du dich sonnen darfst und für die es sich auch lohnt zu trainieren, zu kämpfen und dran zu glauben. Dass es danach wieder weiter geht im normalen Leben ist aber genauso ein Gesetz. Und das vermisse ich schon ein bisschen an der Hymne von The Script. Ein Sieg gegen sich selbst verändert das Leben. Verändert die Sicht auf die Dinge. Und ist vielleicht auch eine großartige Erinnerung für alles was danach kommt. Aber es macht einen nicht automatisch zum besseren Menschen.

Ich würde ja ganz gern solche Worte und Träume wie „weltweiter Ruhm“ oder „Held“ aus dem Popwortschatz streichen. Wird wahrscheinlich nicht passieren – denn grade im Pop leben Märchen ja besonders lang und bunt weiter.




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