Freitag, 29. März 2013
Macklemore X Ryan Lewis:Can’t Hold Us
Macklemore & Ryan Lewis ist tasächlich das Beste, was dem globalen Musikgeschäft passieren konnte. Und ich habe das Gefühl, dass die beiden gerade zum rechten Zeitpunkt aufgetaucht sind, um uns alle vor der endgültigen Vereinheitsbreiung zu retten. Die beiden beweisen sehr eindrucksvoll, dass es eben doch möglich ist, einen eigenen Kopf zu behalten, diesen einzusetzen und dabei auch noch ordentlich Spaß zu haben. Party ist eben nicht nur Champagner und schnelle Autos und teure Klamotten. Und wer das alles nicht schon bei Thrift Shop begriffen hat, der/die bekommt es nun noch einmal über den Pelz gezogen mit dem zweiten Selbstläufer aus dem The Heist-Album: Can’t Hold Us.
Erschienen war Can’t Hold Us schon im August 2011. Damals war das Duo in Europa noch völlig unbekannt. Und mit der Entscheidung (damals vielleicht zwar bewusst aber noch längst nicht so politisch und konsequent durchgezogen), sich lediglich selbst zu vermarkten, bestand auch keine große Chance, die übertrieben aufgeregten Charts irgendwo zu erreichen. Das war vielleicht auch nicht das vorrangige Ziel der beiden. Nachdem dann aber Thrift Shop tatsächlich zum internationalen Renner wurde – und ich behaupte an dieser Stelle noch einmal, dass das vor allem an der Botschaft lag den ewigen Konsumzwang einfach mal sein zu lassen und wieder an den echten Spaß zu denken – nachdem also alle irgendwie auf Thrift Shop abfuhren, gelangten auch die anderen Tracks der beiden in den Mittelpunkt des Interesses. Dass es als zweiten Titel Can’t Hold Us erwischte, ist dabei gar nicht verwunderlich. Der Track ist nämlich ein anständiger Feger. Er ist zwingend mitreißend und kann selbst eingefleischte HipHop-Hasser überzeugen. Wenn die großen Stars der Szene ein wenig Mum hätten, dann hätten sie locker auch so etwas wie Can’t Hold Us hinlegen können. Denn so weit weg vom Bekannten ist Can’t Hold Us gar nicht. Schließlich geht es um Party pur. Ein durchaus bekanntes Sujet. Aufgrund der stimmlichen Ähnlichkeit von featured Ray Dalton ist Can’t Hold Us ja so etwas wie der beste Track, den Sean Paul nie aufgenommen hat.
Und warum kriegt das so einer, der ja ursprünglich auch von der Straße kommt und immer ganz viel drauf gehalten hat, dass er ein Teil der Crowd bleibt, warum kriegt das so einer nach kommerziellem Erfolg nicht mehr hin? Warum lässt der sich vom allgemeinen oberflächlichen Blingbling einholen? – Die Antwort kann ich mir sparen. Und ich find’s spannend zuzuschauen, was aus Macklemore und Ryan Lewis nach ihrem globalen Hype wird. Drei Nr.1-Hits nacheinander in Australien – das kann einem Musiker/einer Musikerin auch schnell zu Kopf steigen. Werden die beiden in zwei Jahren immer noch liebevoll gestaltete CD-Editionen herstellen? Und diese eigenhändig zur Post bringen? So passiert es derzeit ja, wenn man sich entscheidet The Heist als Hardcopy zu erwerben. – Ich würd’s mir wünschen.
Freitag, 22. März 2013
Pitbull Featuring Christina Aguilera: Feel This Moment
Was kommt raus, wenn man zwei Proll-Stars zusammentut? – Naja, auch nichts anderes, logisch.
Was das konkret bedeutet, das macht Feel This Moment vor. Pitbull, der Obermacker, der immer alles cool im Griff hat und Selbstüberzeugung so sehr mit Löffeln gefressen hat, dass es schon bei Arroganz rauskommt – Pitbull, der so einfach gestrickt daher kommt, dass man ihn eigentlich nur noch verprügeln möchte, so sehr, dass es schon fast erotische Ekstase auslöst – dieser Pitbull, King of all Mainstream Latino Rappers, hat sich also Christina Aguilera geschnappt. Christina Aguilera, die kleine Dumme aus der Schule, die immer ein klein wenig Ungeschicktere und niemals so coole wie die Klassenkönigin, der sie trotz blond gefärbter Frisur nie glich – Christina Aguilera, die mit ganz vielen ihrer Aufnahmen so dermaßen daneben lag, dass es schon nicht mal mehr peinlich war, die Christina Aguilera, die sich dann aber plötzlich an der Seite von Adam Levine quasi einen Coolness-Bonus holte, die hat nun also mit Pitbull zusammen einen Titel aufgenommen.
Und die beiden machen das, was sie immer machen. Pitbull lobt sich selber und erklärt uns, dass nur er das perfekte Leben führt und liefert uns ein paar bekannte Sprüche wie immer. Christina Aguilera singt ein bisschen zu angestrengt einen belanglosen Refrain, sehr allgemein gehalten. Und das war's dann auch schon. Das Ganze wurde von DJ Budda fett auf Großraum-Dancefloor hin produziert – so wie schon die Pitbull-Tracks der letzten drei Jahre. Und obendrein wurde noch die Hookline eines 80er Nr.1-Hits eingebaut – fertig ist der Hit.
Das Rezept ist also ziemlich simpel. Erstaunlich, dass bei all der Vorhersehbarkeit so ein Track tatsächlich gekauft und geladen wird. Ich würd sagen, das hat mit dem erschlagend fetten Beat und der ekelhaften Hookline zu tun, die einfach nicht aus dem Kopf geht. Angenommen ich bin irgendwas zwischen 18 und 25, ich bin auf Clubtour Sonntagnacht, die Drogen sind auch ganz ok, und dann erschallt Feel This Moment, ja, da kann ich dann nicht anders, also mich von einer seltsamen Euphorie anstecken lassen und mitfeiern – denn schließlich ist es das, was ich will: Feiern!
Am nächsten Morgen hab ich dann immer noch diese Fanfare im Kopf und ich erinnere mich nur vage daran, wie geil das war, sich einfach ins Besinnungslose fallen zu lassen. Also mache ich mich los, und lade mir das Ding auch auf meinen mp3-Player. Da ist der Band a-ha vor 30 Jahren also richtig ein Wunderwerk gelungen. Take On Me hatte zunächst ja ein paar Startschwierigkeiten. Erst mit der zweiten bzw. sogar dritten Veröffentlichung auf Single kam der Erfolg. Dann allerdings wirklich weltweit. Zu seiner Entstehungszeit war es tatsächlich einer der ersten ganz großen Hits, die den Synthiesound der 80er mit etwas mehr handgemachtem Pop verbanden. Wesentlich ausschlaggebender für den Erfolg war allerdings das halb real halb animierte Musikvideo dazu.
Dieser im weiteren Verlauf der Musikgeschichte dann zu Tode gedudelte Hit ist also immer noch im kollektiven Gedächtnis vorhanden. Immer noch taugt er dazu, Menschen zu fesseln und auf irgendeine Art glücklicher zu machen. Das ist ein bisschen unglaublich und auch ein bisschen monströs. Denn mittlerweile glaube ich fast, dass auch in 200 Jahren sich die Menschen irgendwie noch an die Melodie von Take On Me erfreuen werden. Es ist dann vielleicht nicht die Variante von Pitbull/Christina Aguilera, aber vielleicht ist es die volkstümliche von der Akkordeonband aus Nordkorea.
Freitag, 15. März 2013
Passenger: Let Her Go
Jetzt muss ich mich also wirklich noch mit Anti-Neo-Folk beschäftigen. Naja – fast. Denn so richtig Folk ist das, was Passenger da macht nicht. Eher ist er ein ganz typischer Singer-Songwriter. Für mich, der all diesem Ehrliche-Musiker-Getue erstmal sehr skeptisch gegenüber steht, ein gefährliches Gebiet. Dabei ist der Song an sich gar nicht unbedingt schlecht. Schlimm ist nur, wenn er so zum Grundsatz und Über-Prinzip wird. Und irgendwie hat Let Her Go leider was davon. Das sind so viele, allgemeine Plätze, die da im Text zitiert werden, da bin ich im ersten Moment natürlich voll dabei und denke: “Wie wahr, wie wahr. Gut, dass das mal jemand ausspricht.” – Aber dann fällt mir auch gleich meine Großmutter ein, die genau so Zeug auch immer sagte: “Nur bei Regen fehlt uns die Sonne.” – Und das konnte ich schon damals nicht leiden. Weil es mir in einem Satz die ganze Welt erklärt und nichts anderes mehr übrig lässt. Jedes Gefühl ist da sofort weggefegt und unmöglich, weil ja alles so ist wie es sein muss und sowieso wieder vergeht und warum bist du auch so dumm, du kannst die Welt nicht ändern.
Bei Passenger nun, da ist es vielleicht ein bisschen anders. Da ist erstmal ganz viel Gefühl drin. Und er leidet ziemlich daran, dass er die Liebe zu ihr nur richtig erfahren kann, wenn er sie gehen lässt und damit ja nicht mehr bei sich hat. Schwierige Situation. Und auch reichlich dämlich: was ist denn das für ein Glück, dass man erst dann erkennt, wenn es nicht mehr da ist? – Das kann ja nur jemandem passieren, der entweder noch gar keine Erfahrung hat – also vielleicht 14- oder 16-Jährigen. Woher sollen die aus ihrem kurzen Leben auch wissen, was jetzt Liebe ist und wie sich das anfühlt. Komischerweise ist es aber grad in dem Alter allermeistens genau umgekehrt: da ist völlig klar, dass es sich hier um etwas Besonderes handelt. Und alles ist aufregend und wild. Und wenn’s dann vorbei ist – was ja auch recht häufig und vielleicht auch ein bisschen zu schnell passiert – dann ist das schmerzvoll, da fehlt etwas, aber es bringt meist nicht die Erkenntnis: Ups, ich war ja glücklich.
Ein Mittzwanziger, der nicht merkt, dass er mit der Freundin an seiner Seite gerade eine ordentlich schöne Zeit verbringt, der kommt mir irgendwie seltsam vor. Ist ihm das einfach so passiert mit dieser Frau? Oder nimmt er alles vielleicht nicht so richtig ernst, was er da macht? Alles nur Spielerei und Quatsch – und dann ist sie plötzlich weg und er merkt: Aua, das war doch mehr, was da lief. – Das wäre die Variante “verwöhntes Wohlstandskind”. Oder “Gefühlskrüppel”.
Immerhin - in der Geschichte von Let Her Go, da gibt es zumindest diesen Punkt, indem festgestellt wird, dass da irgendwas grundsätzlich schief lief. So verkehrt kann es also mit dem Menschen nicht sein. Spannend sind an dieser Stelle die Konsequenzen, die sich aus der Erfahrung ergeben. – Da kommt bei Passenger allerdings nicht viel. Da ist breites Baden im Gefühl, da beginnt ja sogar ein Backgroundchor, der mich einlullt. Trennungsschmerz verpackt in eine seichte Unterhaltungsoper. – OK, den Schmerz anständig auskosten ist auch in Ordnung. Solche Momente gibt es ja in jedem Leben immer wieder. Das heißt ja auch, seine Gefühle auszuleben. Heißt, menschlich zu sein.
Ist also Let Her Go die Hymne auf’s Leben? – Ehrlich gesagt wage ich das zu bezweifeln. Der Text macht zu sehr klar, dass sich alles immer immer wiederholen wird: “Everything you touch surely dies – Love comes slow and it goes so fast” – das klingt doch enorm nach Verzweiflung und Depression. Und es klingt nach Aufgeben. Nichts nichts nichts kann auf dieser Welt den Lauf der Dinge ändern. Bedeutet auch: wir sind nicht fähig zu lernen und wir sind nicht fähig Dinge selbst zu bestimmen. - Als philosophisches Denkgebäude ist das vielleicht eine spannende Vorgabe. Als Lebensprinzip aber … grrrrrr – da gruselt’s mich ordentlich. Mit solch einer Einstellung ist klar, dass am Ende so eine Aussage wie “You loved her too much and you dived too deep.” bedeutet: pass’ beim nächsten mal bloß besser auf und lass dich nicht wieder ein, bleib unverbindlich, und nur nicht aktiv werden, stumpfe ab!
Oh oh – an dieser Stelle kann ich nur noch die Hedonisten dieser Welt herbeirufen und fordern: Genau umgekehrt – es gibt kein “zu sehr” und “zu tief”. Schmeiß dich rein in’s Leben. Lass dich von Gefühlen und von Menschen überwältigen. Und leide auch, wenn etwas zu Ende geht oder kaputt ist. Du darfst dann auch schreien, jammern und heulen – du weißt ja warum. Aber versuch nie, solche Erfahrungen zu vermeiden. Sonst kannste gleich zum Vorstadtreihenhauszombie werden.
Sonntag, 10. März 2013
J T: Mirrors
Als vor etwas mehr als 10 Jahren das Solo-Debütalbum von Justin Timberlake Justified erschien, da brauchte ich einen kleinen Moment bevor ich mir sicher war: der hat was drauf – das ist sicher die Nachfolge von Pop-Titanen wie Michael Jackson. Da war Soul drin und es war glitzender Tagespop gleichzeitig.
Das durfte man natürlich nicht zu laut sagen. Ein Boyband-Aussteiger, das konnte doch niemand sein, der ernst zu nehmen ist. Robbie Williams war ja da eher die Ausnahme.
Dann vergingen ein paar Jahre und 2006 erschien FutureSex/LoveSound. Da waren alle Zweifel und alle Vergleiche weggefegt. Das war vielleicht die konsequenteste Weiterentwicklung der Popmusik der 2000er – in jedem Fall war es hoch infektiös und mit Produzenten-Freund Timbaland eine Partnerschaft entstanden, die ordentliches Kreativpotenzial besaß und bis heute anhält. - Danach war am Status von Justin Timberlake nicht mehr zu rütteln: Auftritte als Schauspieler, Modelabel, Songwriter … ab einem bestimmten Status dürfen sich Promis ja alles zutrauen. Ob das nun gut ist oder nicht.
Zu Beginn dieses Jahres tauchte nach schier endloser Ruhe dann die Meldung auf: J T war wieder im Studio – ein neues Album steht an. Die Ankündigung allein hat sofort dazu geführt, dass er bei den publikumsträchtigsten TV-Shows auftreten durfte: Super-Bowl, Grammy Awards … Klar, dass die erste Veröffentlichung Suit & Tie in den wichtigsten Pop-Märkten USA und Britannien ordentlich für Furore sorgte. Und: JT ist nicht nur so wichtig, dass schon eine Ankündigung genügt, um in den Schlagzeilen zu landen. Er gehört nun auch in die Kategorie der (selbst ernannten) Superheroes, welche nur noch mit ihren Initialen auftauchen müssen: R und K bekommen Gesellschaft … Mit solcherlei Status versehen, kann man sich auch mal einen Regisseur wie David Fincher leisten, der einem ein chices Video inszeniert.
Dass es mit Suit & Tie nicht zur weltweiten Nr.1 langte, das liegt womöglich daran, dass der Titel eher spröde daher kommt. Das ist zwar funky und in gewisser weise auch modern oldschool – aber es hat eben auch schräge Momente und Brüche. Nicht ganz einfach für Radios und Musikkaufende. Also wurde zur ersten offiziellen Single aus dem neuen Album Mirrors erkoren. Und das ist nun wirklich altbewährte Kost. Da klingt der Herr Timbaland ordentlich durch, das erinnert an Love Stoned genauso wie an What goes Around oder Senorita. Und für den Mainstream sind auch ein paar E-Gitarren mit dabei. Kann da eigentlich noch etwas schief gehen? – Um dann auch wirklich auf ganz sicher zu gehen, tritt J T enorm prominent bei Wetten dass…? auf – und schwups, noch vor Veröffentlichung als Single ist Mirrors einer der meistgekauften Songs in Deutschland.
Beeindruckend ist an dieser Stelle, dass die Ganze-Familie-Samstagabend-Show offenbar immernoch dauerhaft das Format mit den größten Verkaufschancen ist. Selbst Unser Star für Malmö hat vor einer Woche nicht so viele Interessenten mobilisieren können. Da ist also der farblose Markus Lanz ernsthaft Schwiegermamas Liebling und kann nicht nur den Sonntagmorgenkaffee gut anpreisen sondern auch allerlei Musik – und das ohne jeglichen eigenen Zugang oder Kompetenz irgendeiner Art. So funktioniert Unterhaltung im deutschen Fernsehen: eher seicht oberflächlich, nur nicht verunsichernd, vorsichtig konservativ, ohne große Überraschungen.
Insofern passte Mirrors auch gut ins Format. Kein schlechter Song – weniger innovativ als das was in den letzten 10 Jahren von Justin Timberlake insgesamt schon zu erleben war. Ich warte dann doch noch ein bisschen, was das kommende Album The 20/20 Experience sonst noch so zu bieten hat.
Freitag, 1. März 2013
arash feat. sean paul: She Makes Me Go
Jetzt höre ich diesen Titel also schon das siebte mal und mir fällt immer noch nicht viel dazu ein. Eher finde ich arash zunehmend debil. Das liegt vor allem daran, dass er so unsichtbar und ungreifbar bleibt. Mehr als den Refrain She Makes Me Go gibt er nicht von sich, das Gesicht und sein Auftritt im Video ist so glatt und auswechselbar – da hätte jetzt auch ein videoanimiertes Männel herumhüpfen können. Ich frage mich mehr und mehr, warum diese Single eigentlich unter arashs Namen veröffentlicht wurde. Sean Paul hat wesentlich mehr Präsenz.
Also irgendjemand tut hier einem nahezu Nobody einen Riesengefallen. Obwohl es arash ja in den letzten acht Jahren doch immer wieder mal geschafft hat mit dem einen oder anderen Auftritt doch ein paar Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Aber lassen wir mal die Karriere des Herrn arash …
Schauen wir auf die Referenz. Durch das Soundsample haben wir hier mal wieder einen waschechten Vertreter der Sparte 90er Revival vorliegen. Noch wird darum gewettet, ob dieses Jahrzehnt so flächendeckend die laufende Dekade bestimmen wird wie es die 80er vor gut 13 Jahren taten. Wirklich weltbewegend war es ja wohl eher nicht: alles war möglich, praktisch musste es sein, ein bisschen Techno-Subkultur vielleicht. Und daran anschließend jede Menge schlechter Dancefloor-Sound. Wahrscheinlich waren die 90er mit 2unlimited und Scooter tatsächlich so etwas wie die Wiege der Eurodisco.
Bei She Makes Me Go hat sich das Produzententeam mal ordentlich bei Ice MC bedient. Der war um 1990 herum für kurze Zeit so etwas wie semi-berühmt und holte dann vier Jahre später zum Comeback aus, als er es mit Think About The Way bis auf den Soundtrack des Films Trainspotting schaffte.
Reichlich uninspiriert war das Ganze schon damals - immerhin passte es recht gut zu der erstmals in die Breite schwappenden Partydrogenwelle, die aufgrund von überschwenglich synthetischer Euphorie so allerlei an Sound möglich und erfolgreich machte.
Offenbar gleichen sich die Drogeneffekte von Mitte der 90er mit den heutigen doch einigermaßen, denn vor einem Jahr holte das deutsche Eurodance-Projekt Groove Coverage den Song wieder aus der Kiste. Da gab's so gut wie gar nichts Neues zu entdecken. Vielleicht eine minimal melancholische Note, immerhin spielte das Video mit so einer verlorenen-Chance-Geschichte. Das hat aber kaum noch jemanden interessiert.
Sean Paul und arash drehen die Produktion ein bisschen weiter: neben den üblichen 90er Dancefloor-Anleihen gibt es auch Großraum-Rave-Sounds wie sie seit DJ Antoine und David Guetta massenhypnotisierend eingesetzt werden. Ein paar Pfeiftöne dürfen im Hintergrund auch sein und natürlich verleiht Sean Paul dem Ganzen den nötigen Schwung Dancehall – ohne geht's ja derzeit nicht wirklich. Und am Ende ist auch das Video nicht mehr bloß ein Candle-Light-Dinner und eine 0815-Tanzbar – nein, es ist ein Schloss mit noch mehr Kronleuchtern und Swimmingpool ...
So sieht es also aus im Jahr 2013 – das sind die Träume sattgefütterter und zugedrogter Mittelschicht-Kinder. Da muss man schon reichlich selbstbezogen und interesselos drauf sein, um das wirklich gut zu finden. Und das sind offenbar einige mehr als 1994 – denn schon jetzt ist die neue Version erfolgreicher als das Original.
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