Freitag, 9. Januar 2015

ARONCHUPA: I'm An Albatraoz

Dieses Lied ist wirklich sehr sehr albern – fast möchte ich schon sagen: Debil. Da wird mir vermutlich niemand widersprechen.

Das kann man jetzt doof finden oder sich eben der Sinnfreiheit hingeben und die Silvesterparty damit auffüllen, was mit Sicherheit genügend Leute getan haben. Und tanzbar ist der Beat ja in jedem Fall.

Das gab es tatsächlich schon immer. Irgendein Komiker kopiert gängige Produktions- oder Kompositionstechniken, packt einen möglichst infantilen Text drüber – und eine große Menge an Menschen liebt es. Ob es dabei darum geht, wie sich der Fuchs äußert, oder um ein kleines Krokodil oder nur um Ketchup … das spielt alles keine Rolle.

Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit werden wir von AronChupa auch nie wieder etwas hören, auch wenn der wikipedia-Artikel uns weismachen möchte, dass Herr Ekberg hinter dem Projekt ein ernsthafter House- und HipHop-Produzent ist. Mit einem Hit à la I'm An Albatraoz im Gepäck kann er komplett vergessen, von irgendjemandem noch ernst genommen zu werden. Es sei denn, er beschließt tatsächlich zu einem Karneval- und Après Ski-Star zu werden und schmerzfrei die Debilität seiner Produktionen ins Unendliche zu steigern.

Warum könnte uns der Albatraoz-Hit trotzdem eine Winzigkeit mehr erzählen, außer von der grenzenlos sinnfreien Vergnügungssucht der Menschen?
Weil das Video und die Inszenierung doch anders daherkommt als die üblichen Knaller-Produktionen. Da wird mit ziemlicher Ernsthaftigkeit der ganze Quatsch inszeniert. Statt roter Papphüte und debiler Tanzchoreographien sehe ich einen Pianisten im Lichtspot, ich sehe ein Bläserchor, ein kleines Ballett, dass sich so aufführt als wäre es in einer klassischen Inszenierung, und der DJ hinter dem Pult benimmt sich genauso wie die Helden der Klasse AVICII und Calvin Harris: Mitwippen und die Masse anheizen, aber mit versteinerter Mine. Unterhaltung und erst recht Spaß ist keine lustige Sache.



Irgendwie gefällt mir das auch. Statt mir ständig vorzumachen, dass es sich hier um kompletten Nonsens handelt, muss ich das eben doch selber rauskriegen. Oder eben auch selber entscheiden, wie lustig ich das finde. Da bin ich nicht automatisch der Trottel, wenn ich nicht mitlache. – Das macht den ganzen Hit natürlich keinen Deut besser, aber es demonstriert eine Haltung, die mich als Person ein bisschen ernster nimmt. Es geht nicht davon aus, dass alle Menschen komplette Volltrottel sind.

Bevor ihr jetzt glaubt ich würde AronChupa gleich in den blauen Himmel loben: Die beschriebene Herangehensweise behält Aron Ekberg keineswegs durchgängig bei. Da muss man nur mal in Copacabana reinhören oder Animaniacs – das ist dann wirklich nur noch Klamotte. So wie der Tatortreiniger bei Mord mit Aussicht auch eine Menge seines trockenen Humors weglässt. Das muss alles deshalb nicht weniger (oder mehr) lustig sein, ist nur eben einfach bisschen grobschlächtiger. Weil mit jeder Sekunde verlangt wird: Lach' jetzt endlich! Das ist lustig!

Damit ich mich nicht komplett um Kopf und Kragen schreibe – das mit dem erklärten Humor ist ja immer enormes Glatteis – deshalb gucke ich mir jetzt doch lieber nochmal das Video an und freu mich, wie Sertac Yildizhan versucht mit ihren Armen einen graziösen Vogel nachzumachen und nebenbei zeigt mir der DJ, dass eben auch die großen der Szene nur alberne Komiker sind. Das ist jetzt aber wirklich fast schon gut.


Und hier noch ein Link zu einem Versuch meinerseits, debile Musik zu beschreiben: TACABRO mit Tacatá

3 Kommentare:

  1. Hallo erstmal,
    toller Blog den du hast. Die Dame im Clip, Nora Ekberg, ist die Schwester des DJ. Sertac Yildizhan ist der Pianist.

    Ansonsten stimme ich deiner Rezession voll zu.

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    1. Ups - das ist ja ein dummer Fehler :-) Danke für den Hinweis.

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    2. Sertac Yildizhan ist der Regisseur :D

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