Freitag, 23. Januar 2015

Calvin Harris Feat. Ellie Goulding: Outside

Irgendwie ist es ja ganz schön, Calvin Harris an der Spitze der deutschen Charts zu sehen. Nicht zuletzt weil seine Partnerin bei Outside die wunderbare und großartige Ellie Goulding ist. Sie ganz oben in der Gunst der Musikkaufenden zu sehen macht mir Freude. Denn auch wenn ihre bestverkauften Titel eher im Stampfbeat daherkommen, sie lässt sich doch genügend Freiraum um auch Romantisches, Verspieltes, Kitschiges oder Abstruses zu veröffentlichen.

Und wenn ich mir Outside anhöre, dann bin ich froh, dass die Stimme von Ellie Goulding zumindest in den Strophen deutlich im Vordergrund steht. Dann erfahre ich auch von der Verzweiflung, der Stärke, der Liebe, über die sie singt. Auch – oder gerade wenn – die Beziehung zu Ende ist, sind die Gefühle stark. Das erzählt mir die Sängerin überzeugend.

Calvin Harris' Part ist dagegen, die dicke Stadionsoundsoße drüber zu gießen. Ja, der Brite hat sich nunmehr als die Nummer 3 der Star-DJ-Produzenten der 10er etabliert. Leider mit recht unbritischem Sound. Da war er in seiner Karriere schon innovativer und vor allem subtiler. Mittlerweile geht es ohne Guetta-AVICII-Gewitter auch bei ihm nicht mehr. Schade.

Zumal der Sound auf Dauer eher stumpfsinnig macht. Darauf kann man nur noch feiern wenn einen die Drogen-Watte meterdick umgibt. Ich empfehle da nur mal den Live-Auftritt vom EDC in New York durchlaufen zu lassen. Ein Hit nach dem anderen – aber zum Feiern treiben mich nicht mal die heiser eingekrächzten Durchhalteparolen von Meister Harris himself.

Nun ist Electronic Dancemusic schon immer etwas, das vor allem im Club bzw. der Halle funktionieren muss, nicht im Radio oder gar auf dem Handy-Player. Und natürlich stellt sich auch erst mit einer gewissen Monotonie der richtige Trance-Zustand ein. Trotzdem halte ich den derzeitigen Ansatz von Calvin Harris für ordentlich daneben. Das ist in keine Richtung zu Ende gedacht - weder ist es überraschender oder besonders ohrwurmverdächtiger Pop, noch vertraut es auf die Kraft repetitiver Clubmusic. Es will nur ganz schnell, ganz viel Euphorie produzieren, notfalls mit Brachialgewalt. Ich fürchte, hier ist das Runterkommen jeweils ganz schön hart und macht die einmal empfundene Freude gleich wieder vergessen.



Wenn ich schon beim Meckern bin: Ich verstehe immer noch nicht, warum eine so emotionale Geschichte, wie sie Ellie Goulding singt, in die Massenfeierei transformiert werden muss. Ist das jetzt pure Verzweiflung? Weil gar nichts mehr geht, alles schief läuft, deshalb schieße ich mich vollständig ab? Das lindert den Schmerz wenigstens für einen winzigen Moment?

So viel erzählen uns also die beiden: Nicht mehr und nicht weniger als den Moment. Es gibt kein Davor und kein Danach. Purer tierischer Reflex.

Das ist nicht unbedingt ein Lebenskonzept, das besonders tragfähig erscheint. Eher ordentlich hilflos. Aber es beherbergt auch eine Menge Spannung, da es völlig ins Ungewisse zielt. Genauso wie das Video von Emil Nava einfach da abbricht wo es sich entscheiden könnte.

Irgendwie auch mutig.

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