Back to basics – so machen es uns Rihanna, Kanye West und Paul McCartney gerade vor. Reduziert auf den Gesang, nur sparsam instrumentiert mit Gitarre, ein bisschen Orgel und Cello. Und dazu ein Video in schwarzweiss mit betont unglamourös gestylten Stars. Ich würde sagen: die drei haben uns etwas zu erzählen.
Und tatsächlich ist die Geschichte alles andere als lustig. Wieder mal zu lange aus gewesen, obwohl man eigentlich dachte man hat es im Griff. Oder vielleicht war es sogar genau der richtige Zeitpunkt, trotzdem sitzt da zu Haus jemand und wartet, macht sich Sorgen. Die Fragen werden zu Vorwürfen – dabei ist gar nichts weiter passiert. Oder doch? Ist es falsch, den Augenblick zu nutzen, zu genießen, sich vielleicht auch einfach mal treiben zu lassen. Kann es falsch sein, wenn es sich doch eigentlich auch nicht so verkehrt angefühlt hat?
Und so machen sich Selbstzweifel breit. Bin ich ein guter Mensch? Bin ich liebenswert? Was erwarten andere von mir? – Zum Durchdrehen.
Genau da stehen also Rihanna und Kanye West. Die eine vielleicht ein bisschen zu naiv und selbstvergessen, der andere nur eine Winzigkeit zu fordernd oder umsorgend. Bam – da kracht es zusammen und alles das, was gerade noch nach dem idealen Leben aussieht, kracht zusammen. Wie aus so einer Situation herauskommen?
Die Stärke des Songs besteht darin, dass er wirklich beim Selbst anfängt. Es vermeidet den wesentlich einfacheren Weg, der erstmal behauptet alle anderen sind doof. Und ist deshalb um sehr viel mehr existentieller und brutal. Die dicken Emotionen, welche die beiden im Video zeigen, sind darum kein bisschen überzogen. Hier geht es um alles.
Dass so ein Song es schafft, sich breit durchzusetzen im Mainstream, erscheint mir einigermaßen erstaunlich. Bislang habe ich die Masse der Popkonsumierenden nicht als besonders auseinandersetzungsfreudig oder selbstzweifelnd wahrgenommen. Klar schließt so ein minimalistischer Song nahtlos an das an, was vor zweidrei Jahren enorm präsent war. Kündigt sich hier eine neue Welle minimaler Produktionen an? Als Gegenreaktion zur überpräsenten Großraumpartyproduktion?
Oder ist es am Ende doch der Starfaktor Rihanna, der es möglich macht, dass eine vergleichsweise sperrige Produktion sich so massenhaft Aufmerksamkeit verschaffen kann?
Und wo will sie eigentlich hin, diese Superstar-Sängerin aus Barbados? Vom Partygirl zum verruchten Maneater zur bodenständigen Normcore-Ikone?
Das könnte in den nächsten Wochen und Monaten also noch ganz spannend werden.
Derweil kann ich ja noch ein bisschen weiter drüber nachdenken, was diese ganze extrem ausgestellte Normalität eigentlich noch mit Pop zu tun hat. Oder transformiert sich der Begriff im Moment und kann in der nächsten Zukunft auf zu viel Bombast gut verzichten?
Ganz ohne wird es vermutlich nicht gehen, denn auch Rihanna ist bei aller neuen Bodenständigkeit sichtbar zurecht gemacht. Inszenierte Normalität also. Durchaus ein Trend, den wir in den letzten Monaten hier schon beobachten konnten.
Freitag, 27. Februar 2015
Freitag, 20. Februar 2015
Ellie Goulding: Love Me Like You Do
Ellie Goulding Superstar.
Gerade war sie noch an der Seite von Calvin Harris zu hören, holte sich in Deutschland damit sogar ihren ersten Nr.1-Auftritt in den Charts, und kaum vier Wochen später ist es ihr Beitrag zum Soundtrack von Fifty Shades Of Grey, der die Menge überzeugt und ihr einen fulminanten nächsten Mainstream-Hit beschert.
Das könnte ihr tatsächlich den kompletten Durchbruch verschaffen. Im Sinne von kommerziellem Erfolg, der in dieser Rubrik ja so etwas wie die Grundlage bildet um auseinander genommen zu werden.
Was nun fasziniert so stark an Love Me Like You Do? Klar, es ist zunächst der Film, der mit einem unglaublichen Hype versehen wurde, als das spektakuläre Ereignis angekündigt wurde: Eine sexuelle Fantasie in verfilmter Version! Die Liste der Vorgänger ist lang: Intimacy, Bound, Basic Instinct, 9 1/2 Wochen... Nicht alle von ihnen sind wirklich besonders oder haben das gehalten, was im Vorfeld versprochen wurde. Auch bei Fifty Shades Of Grey knistert es auf der Leinwand eher selten vor erotischer Spannung...
Da setzt der Soundtrack tatsächlich ganz andere Maßstäbe. Zunächst war es The Weeknd, der mit Earned It ein Ausrufezeichen setzte. Da wurden die gewohnt rüden Lyrics versehen mit einem zwar pathetischen aber immer wieder enorm gezügelten Sound. Da staut sich eine unglaubliche Lust an, die gern ausbrechen möchte, wild auf die Pauke hauen und lostanzen, -brüllen, -kopulieren – aber nein, immer noch ein Stück wird das Ganze hinausgezögert. Eben keine Explosion, keine Entspannung – geil!
Und wie ist es bei Love Me Like You Do? – Das ist nicht ganz so subtil produziert. Das setzt etwas mehr auf Kitsch. Und es traut sich, tatsächlich alles Gefühl in den Refrain zu werfen. Hier herrscht keine Zurückhaltung mehr. Das ist fulminanter Pop in Reinform.
In der Kombination mit Ellie Gouldings doch zerbrechlicher Stimme ein sehr hübscher Effekt, der immerhin Lust darauf macht, den Song nochmal von vorn zu hören.
Für mich ist diese Produktion von Max Martin nicht unbedingt ein Meisterwerk, da kommt es mir doch etwas zu vorhersehbar daher. Im Kontrast zu den ganzen Stampfbeat-Hits der letzten Monate wirkt der Sound allerdings tatsächlich fast schon gefühlvoll und zurückgenommen. So sehr ändert sich die Wahrnehmung.
Und einmal mehr zitiere ich hier auch das Umfeld des Soundtracks herbei. In Kombination mit den übrigen Songs, besonders den stark überarbeiteten und dabei soundtechnisch stark reduzierten, fast schon zerstückelten Tracks von Beyoncé ist Love Me Like You Do ein sehr schöner musikalischer Tupfer. Weniger erotisch, dafür mehr das Gefühl einen Tag danach, wenn die Hormone in Erinnerung komplett durchdrehen und einen genau solches Zeug sagen und denken lassen wie "für immer und ewig" oder "nichts anderes auf der Welt" oder "egal wie du drauf bist"...
Diesen Moment glaubhaft festzuhalten und wiederzugeben gelingt nicht allzu oft.
Gerade war sie noch an der Seite von Calvin Harris zu hören, holte sich in Deutschland damit sogar ihren ersten Nr.1-Auftritt in den Charts, und kaum vier Wochen später ist es ihr Beitrag zum Soundtrack von Fifty Shades Of Grey, der die Menge überzeugt und ihr einen fulminanten nächsten Mainstream-Hit beschert.
Das könnte ihr tatsächlich den kompletten Durchbruch verschaffen. Im Sinne von kommerziellem Erfolg, der in dieser Rubrik ja so etwas wie die Grundlage bildet um auseinander genommen zu werden.
Was nun fasziniert so stark an Love Me Like You Do? Klar, es ist zunächst der Film, der mit einem unglaublichen Hype versehen wurde, als das spektakuläre Ereignis angekündigt wurde: Eine sexuelle Fantasie in verfilmter Version! Die Liste der Vorgänger ist lang: Intimacy, Bound, Basic Instinct, 9 1/2 Wochen... Nicht alle von ihnen sind wirklich besonders oder haben das gehalten, was im Vorfeld versprochen wurde. Auch bei Fifty Shades Of Grey knistert es auf der Leinwand eher selten vor erotischer Spannung...
Da setzt der Soundtrack tatsächlich ganz andere Maßstäbe. Zunächst war es The Weeknd, der mit Earned It ein Ausrufezeichen setzte. Da wurden die gewohnt rüden Lyrics versehen mit einem zwar pathetischen aber immer wieder enorm gezügelten Sound. Da staut sich eine unglaubliche Lust an, die gern ausbrechen möchte, wild auf die Pauke hauen und lostanzen, -brüllen, -kopulieren – aber nein, immer noch ein Stück wird das Ganze hinausgezögert. Eben keine Explosion, keine Entspannung – geil!
Und wie ist es bei Love Me Like You Do? – Das ist nicht ganz so subtil produziert. Das setzt etwas mehr auf Kitsch. Und es traut sich, tatsächlich alles Gefühl in den Refrain zu werfen. Hier herrscht keine Zurückhaltung mehr. Das ist fulminanter Pop in Reinform.
In der Kombination mit Ellie Gouldings doch zerbrechlicher Stimme ein sehr hübscher Effekt, der immerhin Lust darauf macht, den Song nochmal von vorn zu hören.
Für mich ist diese Produktion von Max Martin nicht unbedingt ein Meisterwerk, da kommt es mir doch etwas zu vorhersehbar daher. Im Kontrast zu den ganzen Stampfbeat-Hits der letzten Monate wirkt der Sound allerdings tatsächlich fast schon gefühlvoll und zurückgenommen. So sehr ändert sich die Wahrnehmung.
Und einmal mehr zitiere ich hier auch das Umfeld des Soundtracks herbei. In Kombination mit den übrigen Songs, besonders den stark überarbeiteten und dabei soundtechnisch stark reduzierten, fast schon zerstückelten Tracks von Beyoncé ist Love Me Like You Do ein sehr schöner musikalischer Tupfer. Weniger erotisch, dafür mehr das Gefühl einen Tag danach, wenn die Hormone in Erinnerung komplett durchdrehen und einen genau solches Zeug sagen und denken lassen wie "für immer und ewig" oder "nichts anderes auf der Welt" oder "egal wie du drauf bist"...
Diesen Moment glaubhaft festzuhalten und wiederzugeben gelingt nicht allzu oft.
Freitag, 13. Februar 2015
OMI: Cheerleader (Felix Jaehn Remix)
Es gibt doch immer wieder Dinge, die verstehe ich nicht. Obwohl es im Fall von Cheerleader gar nicht so viel zu verstehen gibt. Der Jamaicaner OMI nimmt diesen äußerst lieben Reggae-Song auf, der Hamburger DJ Felix Jaehn kommt irgendwie an ihn ran, produziert einen Deep House Remix – und schwups sind alle verzückt.
Immer noch, immer wieder ist es also Deep House. Ob das Original aus dem Reggae kommt oder Folk oder R'n'B – egal. Das ist tatsächlich immer noch ordentlich beeindruckend, dass da derzeit so ein Universalrezept besteht, welches überall drüber gekippt werden kann. Nun muss ich mich an dieser Stelle über die vorherrschende Breiigkeit der meisten Deep House-Produktionen nicht weiter auslassen – habe ich bereits ausgiebig getan: hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Wird nicht besser, wenn ich es nochmal wiederhole.
Worüber ich noch ein bisschen labern kann ist der Fakt, dass es für mich unbegreiflich bleibt, und zunehmend unbegreiflicher wird, auf welches Material die neuen DJs so zurückgreifen. Zum Beispiel Cheerleader: Ein ungemein simpler, unauffälliger und irgendwie auch langweiliger Reggea-Track. Der 30-Jährige OMI hat weder die Coolness oder den Witz eines Shaggy, noch versucht er in irgendeiner Art zeitgemäß zu sein wie es vielleicht ein Dancehall-Star wie Sean Paul in seinen besten Produktionen tut. OMI will nicht mal besonders rüde oder nasty sein. Ihm genügt einfach das zu nehmen, was da in seiner Heimat Jamaika folkloristisch wieder und wieder aufgegossen wird und lässt es ein weiteres Mal als lauschig rauschende Hörtapete veröffentlichen. Gern als Beschallung in touristischen Bars oder Hintergrund in der 1.000. Folge der Karibik-Soap xy.
OMI ist nämlich ein guter, ein Schwiegersohn-Typ. Liebheit und Angepasst-Sein als Markenzeichen. Selbst wenn er über seine sexuellen Fähigkeiten singt, benutzt er Bilder wie "I'm the wizard of dick/love and I got the magic wand." – wenn das nicht Kindergartenmärchenbuchvergleiche sind. Das findet selbst die prüdeste Mutti noch süß und hat auch gar nichts gegen einzuwenden. Denn es wiederholt und bestätigt ja nur, was ohnehin alle mitmachen: auch der süße Prinz kann nur ernst genommen werden, wenn er seiner Prinzessin mit dem Stab ordentlich Spaß bereitet. Das sollte er aber mindestens drauf haben. Sonst - Tschüß!
Und dann wäre es vorbei mit der Cheerleaderin, die einen so unterstützt und zu einem hält. Die einen bejubelt und alles diesem Mann widmet. Sie wickelt die Männer ein, nimmt Sie aus, spielt mit der komplett sexuell gesteuerten Männerwelt. Alles nur, um OMI, dem Master mit dem Zauberstab in der Hose, zu dienen. Einfältig gestrickte Vorstellung von Beziehung.
Die weichgespülte und biedere Version von Bonnie & Clyde im Club-Urlaub gefällt natürlich den Wohlstands-DJs, die sich pseudo-kreativ durch ihr angenehm flauschiges Leben langweilen. (Mr Probz hat dieses Motiv ja vor gut einem Jahr schonmal hübsch bedient) Auch sie haben ja nicht vor, die Welt zu revolutionieren – aber so richtig auf das Macker-Dasein verzichten geht auch nicht. Wie soll man sich denn da noch identifizieren, wenn jetzt alles so ins Verwischte abdriftet?
Immerhin transportiert Felix Jaehn den Song von OMI aus seiner unbestimmten Zeitlosigkeit eindeutig in die 10er des 21. Jahrhunderts. Das ist ja schonmal ein Verdienst. Und fast schon mutig: Sich zu einer bestimmten Zeit zu bekennen, sich dort verorten.
Ansonsten ist Cheerleader einmal mehr ein Hit mit Eingängigkeit, Saxophon-Sample und der Bestätigung von herrschenden Geschlechterrollen und -klischees. Musik, die sich kuschelweich an die gesellschaftlichen Verhältnisse schmiegt und nichts weiter will als sich verkaufen. Ganz schön armselig.
Immer noch, immer wieder ist es also Deep House. Ob das Original aus dem Reggae kommt oder Folk oder R'n'B – egal. Das ist tatsächlich immer noch ordentlich beeindruckend, dass da derzeit so ein Universalrezept besteht, welches überall drüber gekippt werden kann. Nun muss ich mich an dieser Stelle über die vorherrschende Breiigkeit der meisten Deep House-Produktionen nicht weiter auslassen – habe ich bereits ausgiebig getan: hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Wird nicht besser, wenn ich es nochmal wiederhole.
Worüber ich noch ein bisschen labern kann ist der Fakt, dass es für mich unbegreiflich bleibt, und zunehmend unbegreiflicher wird, auf welches Material die neuen DJs so zurückgreifen. Zum Beispiel Cheerleader: Ein ungemein simpler, unauffälliger und irgendwie auch langweiliger Reggea-Track. Der 30-Jährige OMI hat weder die Coolness oder den Witz eines Shaggy, noch versucht er in irgendeiner Art zeitgemäß zu sein wie es vielleicht ein Dancehall-Star wie Sean Paul in seinen besten Produktionen tut. OMI will nicht mal besonders rüde oder nasty sein. Ihm genügt einfach das zu nehmen, was da in seiner Heimat Jamaika folkloristisch wieder und wieder aufgegossen wird und lässt es ein weiteres Mal als lauschig rauschende Hörtapete veröffentlichen. Gern als Beschallung in touristischen Bars oder Hintergrund in der 1.000. Folge der Karibik-Soap xy.
OMI ist nämlich ein guter, ein Schwiegersohn-Typ. Liebheit und Angepasst-Sein als Markenzeichen. Selbst wenn er über seine sexuellen Fähigkeiten singt, benutzt er Bilder wie "I'm the wizard of dick/love and I got the magic wand." – wenn das nicht Kindergartenmärchenbuchvergleiche sind. Das findet selbst die prüdeste Mutti noch süß und hat auch gar nichts gegen einzuwenden. Denn es wiederholt und bestätigt ja nur, was ohnehin alle mitmachen: auch der süße Prinz kann nur ernst genommen werden, wenn er seiner Prinzessin mit dem Stab ordentlich Spaß bereitet. Das sollte er aber mindestens drauf haben. Sonst - Tschüß!
Und dann wäre es vorbei mit der Cheerleaderin, die einen so unterstützt und zu einem hält. Die einen bejubelt und alles diesem Mann widmet. Sie wickelt die Männer ein, nimmt Sie aus, spielt mit der komplett sexuell gesteuerten Männerwelt. Alles nur, um OMI, dem Master mit dem Zauberstab in der Hose, zu dienen. Einfältig gestrickte Vorstellung von Beziehung.
Die weichgespülte und biedere Version von Bonnie & Clyde im Club-Urlaub gefällt natürlich den Wohlstands-DJs, die sich pseudo-kreativ durch ihr angenehm flauschiges Leben langweilen. (Mr Probz hat dieses Motiv ja vor gut einem Jahr schonmal hübsch bedient) Auch sie haben ja nicht vor, die Welt zu revolutionieren – aber so richtig auf das Macker-Dasein verzichten geht auch nicht. Wie soll man sich denn da noch identifizieren, wenn jetzt alles so ins Verwischte abdriftet?
Immerhin transportiert Felix Jaehn den Song von OMI aus seiner unbestimmten Zeitlosigkeit eindeutig in die 10er des 21. Jahrhunderts. Das ist ja schonmal ein Verdienst. Und fast schon mutig: Sich zu einer bestimmten Zeit zu bekennen, sich dort verorten.
Ansonsten ist Cheerleader einmal mehr ein Hit mit Eingängigkeit, Saxophon-Sample und der Bestätigung von herrschenden Geschlechterrollen und -klischees. Musik, die sich kuschelweich an die gesellschaftlichen Verhältnisse schmiegt und nichts weiter will als sich verkaufen. Ganz schön armselig.
Freitag, 6. Februar 2015
CHARLI XCX: Break The Rules
Man muss sich nur die Bilder anschauen, die bei der Fotosuche nach Charli XCX angezeigt werden, und man weiß schon eine Menge. Da inszeniert sich eine junge Frau als freche Göre, als aufmüpfiges Biest, als Luder. Und klar – die aktuelle Single heißt dann auch folgerichtig Break The Rules.
Damit schließt Charli XCX nahtlos an I Love It an, den Hit der vor zwei Jahren das schwedische Duo Icona Pop als One Hit Wonder versenkte, aber die britische Jungkünstlerin tatsächlich einem breiteren Publikum bekannt machte.
Anders als zusammen mit Icona Pop ist das Ganze jetzt allerdings ordentlich sexuell aufgeladen und überhöht. Ich weiß gar nicht die wievielte Version von Lolita das jetzt eigentlich ist. Und das ist ein bisschen auch das Manko von Break The Rules. Was genau ist jetzt hier nochmal das Neue und Aufregende? – Eigentlich gar nichts.
Das macht den Titel erstmal ein bisschen langweilig. Was aber nicht heißt, dass er nicht funktioniert. Schon in den 70ern konnte sich der hundertste Aufguss von Schulmädchenreport immer noch einer anständigen Schar von geifernden Fans gewiss sein. Und auch 2015 versprühen aufmüpfige Mädchen auf Bussen noch immer den Charme des ... nunja, wenigstens Unanständigen.
Hoffentlich hat sich Charli XCX im Gegensatz zu den Softporno-Darstellerinnen in den 70ern ihre Rolle selbst ausgesucht und bestimmt selbst wie sexy und kurz ihr Rock und wie rot ihr Mund sein soll. So viel Emanzipation würde ich ihr wünschen, auch wenn ich meine Zweifel daran habe. Nicht umsonst wird sie mit Atlantic/BMG bei einem Major Label vertrieben und vermarktet, das ziemlich genau weiß, welche Instinkte zu bedienen sind um verkaufsträchtig zu sein.
Nun feiert also Charli XCX ihren Ungehorsam. Mit 22 sei ihr das vergönnt. Da gibt es noch genug Grund sich gegen alle möglichen Vorgaben und Anforderungen der erwachsenen Welt zu streuben und zu wehren. Dass diese Rebellion dann immer noch nach Elektro-Punk klingt, nun das liegt eventuell daran, dass aktiver Protest gar nicht mehr so das allgemein verbindende von jungen Menschen ist. Lieber chillt man und interessiert sich eher für gar nichts. Konsumwelt, Luxus, Dauerunterhaltung – alles supergeil. Wenn jemand wirklich schockieren will, dann wird er oder sie Nazi – bzw. seit neuestem ja eher Dschihadist.
Charli XCX hat also vermutlich gar nicht wirklich vor, die Welt umzukrempeln. Sie möchte ihre Jugend ausleben. Sie hat Bock auf Party - zusammen mit ihren Freundinnen. Sie will sich verkleiden und aufbrezeln. Sie will eigentlich nur spielen.
In einer gerade wieder enorm spießig werdenden Welt voller Regeln und No Go's ist so ein explizit geschildertes Verlangen tatsächlich schon fast wieder ein Tabubruch. Auch wenn es gar nichts gar nichts gar nichts verlangt, was nicht auch schon zu Hauf gelebt werden würde. Das ist die Tragik der Charli XCX – ich gucke nur ein bisschen neben dem Mainstream und ich entdecke junge Frauen, die eben genau das machen, was sie wollen. Nur viel viel konsequenter und eigener. Die müssen nicht mehr spießige Parties stören sondern haben sich ihre Freiräume geschaffen und leben ihren Stil.
Das könnte Charli XCX eventuell ein bisschen zu weit gehen. Das würde nämlich unter Umständen auch bedeuten, dass man seinen Song nicht einfach an das Dschungelcamp als Titelmusik verkauft / verkaufen lässt. Denn der Deal ist immer so: sobald du dich mit dem System einlässt, musst du ihm entsprechen. Da gibt es kein Zurück mehr. Ich fürchte Charli XCX hat hier schon fast die Zügel zu ihrer Karriere und ihrem Leben nicht mehr in den eigenen Händen.
Und so kommt es, dass der Tiesto-Remix auf der CD wesentlich mehr Power ausstrahlt als die Originalaufnahme. Der DJ macht aus dem eher mittelmäßigen Hit immerhin noch eine anständig stampfende Dancefloornummer. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas noch möglich ist.
Damit schließt Charli XCX nahtlos an I Love It an, den Hit der vor zwei Jahren das schwedische Duo Icona Pop als One Hit Wonder versenkte, aber die britische Jungkünstlerin tatsächlich einem breiteren Publikum bekannt machte.
Anders als zusammen mit Icona Pop ist das Ganze jetzt allerdings ordentlich sexuell aufgeladen und überhöht. Ich weiß gar nicht die wievielte Version von Lolita das jetzt eigentlich ist. Und das ist ein bisschen auch das Manko von Break The Rules. Was genau ist jetzt hier nochmal das Neue und Aufregende? – Eigentlich gar nichts.
Das macht den Titel erstmal ein bisschen langweilig. Was aber nicht heißt, dass er nicht funktioniert. Schon in den 70ern konnte sich der hundertste Aufguss von Schulmädchenreport immer noch einer anständigen Schar von geifernden Fans gewiss sein. Und auch 2015 versprühen aufmüpfige Mädchen auf Bussen noch immer den Charme des ... nunja, wenigstens Unanständigen.
Hoffentlich hat sich Charli XCX im Gegensatz zu den Softporno-Darstellerinnen in den 70ern ihre Rolle selbst ausgesucht und bestimmt selbst wie sexy und kurz ihr Rock und wie rot ihr Mund sein soll. So viel Emanzipation würde ich ihr wünschen, auch wenn ich meine Zweifel daran habe. Nicht umsonst wird sie mit Atlantic/BMG bei einem Major Label vertrieben und vermarktet, das ziemlich genau weiß, welche Instinkte zu bedienen sind um verkaufsträchtig zu sein.
Nun feiert also Charli XCX ihren Ungehorsam. Mit 22 sei ihr das vergönnt. Da gibt es noch genug Grund sich gegen alle möglichen Vorgaben und Anforderungen der erwachsenen Welt zu streuben und zu wehren. Dass diese Rebellion dann immer noch nach Elektro-Punk klingt, nun das liegt eventuell daran, dass aktiver Protest gar nicht mehr so das allgemein verbindende von jungen Menschen ist. Lieber chillt man und interessiert sich eher für gar nichts. Konsumwelt, Luxus, Dauerunterhaltung – alles supergeil. Wenn jemand wirklich schockieren will, dann wird er oder sie Nazi – bzw. seit neuestem ja eher Dschihadist.
Charli XCX hat also vermutlich gar nicht wirklich vor, die Welt umzukrempeln. Sie möchte ihre Jugend ausleben. Sie hat Bock auf Party - zusammen mit ihren Freundinnen. Sie will sich verkleiden und aufbrezeln. Sie will eigentlich nur spielen.
In einer gerade wieder enorm spießig werdenden Welt voller Regeln und No Go's ist so ein explizit geschildertes Verlangen tatsächlich schon fast wieder ein Tabubruch. Auch wenn es gar nichts gar nichts gar nichts verlangt, was nicht auch schon zu Hauf gelebt werden würde. Das ist die Tragik der Charli XCX – ich gucke nur ein bisschen neben dem Mainstream und ich entdecke junge Frauen, die eben genau das machen, was sie wollen. Nur viel viel konsequenter und eigener. Die müssen nicht mehr spießige Parties stören sondern haben sich ihre Freiräume geschaffen und leben ihren Stil.
Das könnte Charli XCX eventuell ein bisschen zu weit gehen. Das würde nämlich unter Umständen auch bedeuten, dass man seinen Song nicht einfach an das Dschungelcamp als Titelmusik verkauft / verkaufen lässt. Denn der Deal ist immer so: sobald du dich mit dem System einlässt, musst du ihm entsprechen. Da gibt es kein Zurück mehr. Ich fürchte Charli XCX hat hier schon fast die Zügel zu ihrer Karriere und ihrem Leben nicht mehr in den eigenen Händen.
Und so kommt es, dass der Tiesto-Remix auf der CD wesentlich mehr Power ausstrahlt als die Originalaufnahme. Der DJ macht aus dem eher mittelmäßigen Hit immerhin noch eine anständig stampfende Dancefloornummer. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas noch möglich ist.
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