Da isser also wieder. Unser CRO. Und er klingt so sanft und soft und kuschelig – klar, dass das alle mögen und in Verzückung geraten. Die Vorab-Auskopplung zum Unplugged-Album heißt Bye Bye und es ist ein Lied über die verpassten Gelegenheiten. Über die Angst, die Initiative zu ergreifen ... und schwups ist die Liebe, das Leben, das Glück entwischt. So geht das.
Tja, und ein bisschen hab' ich grad das Gefühl, dass CRO mit diesem Album nicht so den 100%igen Glücksgriff gelandet hat. Es sollte zwar eine Auszeichnung sein ... immerhin, nach drei Jahren massivem Erfolg Kandidat für die Erfolgs-MTV-Serie. Andere mussten da mindestens das doppelte oder länger an Erfolg vorweisen. Der Mann hat es also recht schnell geschafft. Großartig! Aber eben leider auch ein bisschen uninspiriert.
CRO könnte jetzt garantiert noch fünf Jahre so weiter machen und er wäre vermutlich weiterhin erfolgreich, nur: der wirklich überzeugende Moment, die Überraschung, die steckt in dem neuen Song nun grad gar nicht drin. Das ist Sound und Text, wie wir ihn von zwei überzeugenden Alben kennen. Das ist also CRO wie er geliebt wird. Mehr nicht.
Jetzt kann man natürlich auch sagen: Der Song is ja auch gar nicht richtig neu. Der lag in der Schublade und hat einfach bislang nicht den Weg zur Veröffentlichung geschafft. Tja – das ist dann auch genau das was es ist: Ein schwacher Trost für einen eher mittelmäßigen Cro-Song.
Vor zwei Jahren hätte ich sicher noch ganz anders geredet. Da war das Material von CRO fresh und ungewöhnlich. Raop war als Bezeichnung noch relativ jung. Jetzt klingen schon eine ganze Menge Acts ähnlich. Und CRO muss sich dazu noch an sich selbst messen lassen. Die unerwarteten Rhymes von Easy, die krude Geschichte von Bad Chick oder der ungewöhnliche Gitarreneinsatz bei Einmal um die Welt – das muss er erst mal toppen.
Was er uns aber mit Bye Bye schenkt sind softe, kuschelige Töne im Bagband-Sound. Von der wilden Lebenslust, den eigenen Entwürfen ist gar nichts mehr zu hören. Da singt ein Trallallalla-Chor im Hintergrund, der Sänger ist jetzt schon richtig ernstzunehmen und lässt sich beinahe mit Orchester begleiten ... uiuiui, das schrammt schon ordentlich scharf an elternhafter Biederkeit vorbei. Dieses Album kaufen sich jetzt also auch die 40-jährigen. Na, wenn das kein Erfolg ist.
In dieser kulturvollen Gediegenheit rumpeln plötzlich auch die Texte ganz schön hart durch den Normalo-Alltag. Frauen sind schön und wollen Handtaschen kaufen, Kerle sind stark und müssen Frauen ansprechen. Ganz schön viel Soap-Raop. Und ich dachte immer, das 20. Jahrhundert wäre Vergangenheit...
Ich würde sagen, die Kids von heute hätten das Zeug dazu ein bisschen anders drauf zu sein. Und sie hätten auch einen konsequenteren Star verdient. Aber vielleicht verlange ich da zu viel. Letztendlich ist ja auch Tom Bühre mit seinen Teenie-Beschreibungen schon ganz schön altklug angekommen. Der lehnt sich zurück, kennt die Welt und riskiert kaum was Eigenes. Schade.
Ich warte also mal auf wirklich neues Material. Gern auch von CRO.
So ziemlich das Gleich nur mit anderen Worten sagt Jan Stremmel in seiner SZ-Kolumne: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43322/Der-Zu-frueh-Vollendete
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