Samstag, 19. Dezember 2015
Major Lazer Feat. Nyla & ODG Fuse: Light It Up
Dass es mit der globalisierten Welt keineswegs so einfach ist, das kann man schön an Major Lazer ablesen. Denn obwohl das Duo/Trio? fleißig aus allen Weltregionen Einflüsse aufnimmt und verbreitet ist es keineswegs so, dass wir instantmäßig überall den gleichen Erfolg beobachten können. Oder etwa eine simultane Veröffentlichungspolitik.
Das hat vielleicht gerade mal so bei Lean On hingehauen, aber schon danach wurde es ungemein disparat. In den Staaten folgte Powerful mit Gastsängerin Ellie Goulding, in den Clubs war es das Balkan-beeinflusste Too Original und während in Nordamerika gerade Lost beginnt seine Kreise zu ziehen, landet in Europa Light It Up in Belgien, den Niederlanden und Deutschland in den Top 10.
Das ist insgesamt schon einigermaßen überraschend. Denn wo Lost noch einmal die dänische Sängerin Mø ans Mikro lässt, da setzt Light It Up sehr viel geradliniger auf Jamaika-Dancehall mit Nyla als Frontfrau. Und genau das scheinen die Kontinentaleuropäer sehr zu mögen. Weit weg von der eigenen Realität und irgendwie auch das Abziehbild für ein unbesorgtes Leben mit viel Sonnenlicht und liberaler Drogenpolitik. Das ist hier so schnell nicht zu bekommen.
Auffällig ist, dass es mit den Niederlanden gerade ein Land mit recht freizügigen Narkotika-Bestimmungen ist, welches den Karibik-Style feiert. Eventuell gibt es da doch mehr Parallelen in der Art zu feiern, als auf den ersten Blick gedacht?
Sollte das zutreffen, können wir uns in Deutschland eigentlich nicht beschweren. Sich selbst feiern und genießen, das können wir offenbar ganz gut. Sogar in der eher ungemütlichen grauen Jahreszeit. Die überall völlig menschenüberfüllten Weihnachts- und Adventsmärkte unterstreichen das auf ihre Art nochmal deutlich.
Vom debilen Weihnachts- und Schlagergedudel hat Light It Up glücklicherweise gar nichts. Das ist für sich genommen sogar eher spröde. Und irgendwie ist es auch das, was mich bei Major Lazer so fasziniert. Die meisten ihrer Produktionen sind nämlich auf Anhieb gar nicht so wahnsinnig eingängig. Da fühlt man sich auch mal bisschen draußen. Erst mit der Zeit werden sie unwiderstehlicher und bilden kleine Widerhaken im Gehör.
Im kompletten Stil- und Genre-Clash zwischen Trap und Moombathon existieren von Light It Up bereits eine ganze Menge wilder Varianten, die dem einen oder der anderen den Einstieg vielleicht nochmal ein bisschen leichter machen und die untereinander kaum noch was miteinander zu tun haben. So kann es gut sein, dass zwei Menschen, die den Track unwiderstehlich finden, von etwas komplett anderem reden. Das könnte eine Menge Missverständnisse geben – oder auch zu einem mehr an Austausch und Akzeptanz führen. Nicht schlecht für ein Stückchen launiger Feiermucke.
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