Freitag, 8. Juli 2016

alle farben feat. YOUNOTUS: Please Tell Rosie



Alle Farben ist einer dieser jungen deutschen DJs, die mit ihrem locker flockigen DeepHouse-Sound derzeit eine Menge junger Menschen in Verzückung versetzen. Das Schöne an Alle Farben aka Frans Zimmer ist, dass er nicht so omnipräsent wie seine Kollegen Robin Schulz und Felix Jaehn ist. Und dass er auf die ansonsten reichlich häufig zelebrierte Melancholie verzichtet. Und so ist auch Please Tell Rosie ein ganz hübsch-beschwingtes Stück.

Gefeiert wird die Lust an der Musik, die Freude daran. Uneingeschränkt. Egal ob es regnet oder Sonne scheint. Nachts, tags, morgens, dazwischen. Im Liebesrausch genauso wie bei Liebeskummer.

Das ist mächtig positiv und euphorisch. Und Alle Farben sagt auch gleich, was das auch bedeutet:
"Es geht eigentlich um mich und darum, dass ich immer unterwegs bin, weil ich mich täglich für meine Liebe zur Musik entscheide.“
Also geht es auch um die uneingeschränkte Hingabe. Eine, die nichts anderes zulässt: Kein zu Hause, keine Beziehung daneben, irgendwie auch soziale Verarmung und Vereinzelung. Rosie soll daheim nicht warten, sich nur ab und zu mal um die Blumen kümmern... Dass muss man als Rosie jetzt auch erstmal aushalten.
Und wie Frans Zimmer reagiert, wenn Rosie das Gleiche für sich verlangt, das weiß man nicht so genau.

Please Tell Rosie zeichnet also ziemlich genau das Bild nach, welches mittlerweile reichlich oft durch Studien und Umfrageergebnisse geistert. Unsere Gesellschaft ist sehr Ich-bezogen geworden. Es geht um die unmittelbare Befriedigung der eigenen Bedürfnisse. Das soziale Miteinander ist nicht mehr so wichtig. Es ist mehr einem Nebeneinander gewichen. Oberflächliche Kontakte sind omnipräsent - wenn es tiefer geht, wird es kompliziert. Da stimmt dann auch wieder der Weltschmerz, der in anderen DeepHouse-Hits präsent ist - siehe oben.

Muss nicht unbedingt nur negativ und schlimm sein – ist aber in jedem Fall ein ordentlicher Kontrast zum sehr gern als positives Beispiel heranzitierten Gesellschaftsmodell mit Generationenvertrag, Solidarität, Familie als Keimzelle der Gesellschaft ...



Das Video bedient einmal mehr die Angst, dass mit dem Erwachsen-Sein jegliche Freude und Lebenslust verloren geht. Ein Job, der gerade mal das Überleben sichert, Eintönigkeit, Sinnlosigkeit. Und das soll es gewesen sein?

Schön, dass man sich vielleicht doch etwas unbeschwerte Kindheit bewahren und einfach auf der Straße tanzen kann. Ob sich dieses Verhalten nun als Flucht oder Lebenskonzept erweist, muss vermutlich jede/r für sich selbst rausfinden. Ich halte mir hier mal ganz optimistisch die Version offen: Es ist möglich auch nach der Jugend noch unbeschwert, glücklich, spontan und frei sein Leben zu gestalten.

Mal gucken, ob das Frans Zimmer auch so gelingt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen