Freitag, 9. Dezember 2016

Max Giesinger: Wenn sie tanzt



Irgendwie ja auch schön, dass es auf Dauer doch auch diejenigen schaffen, die nicht nur naives Zeug im Kopf haben. Max Giesinger wäre dann wohl der zweite deutsche Liedermacher, der es mit seinem Realitätsbezug zu ein bisschen mehr Popularität bringt. Wenn sie tanzt ist 2016 tatsächlich auch schon sein zweiter Top 10-Hit. Ganz hübsch.

Am Anfang, da hab ich ja so ein bisschen Angst: Oh oh, kommt jetzt die Sozialromantik-Sauce? Aber dafür ist Max Giesinger dann doch zu schlau. Er singt über die Sorgen und Träume dieser Frau und Mutter und es ist eben kein Selbstmitleidsgedusel, sondern es gibt die Augenblicke, die auch großartig sind, die Freiheiten möglich machen.

Schön, dass hier auch das Video mitgeht. Ja, ein Leben mit und für Kinder ist hart. Besonders als allein Erziehende. Aber es gibt eben auch die Möglichkeit eine ganze Menge zu teilen. Zum Beispiel das Tanzen.



Für mich liegt die Stärke des Songs genau in diesem Realismus: Hier wird nicht nur einseitig erzählt, weder nur beschönigt, noch nur schwarz gemalt. Es ist ein Lied über die Grautöne und mögliche Lichtblicke. Das wird momentan in der deutschen Gesellschaft ja ganz gern auch mal vergessen, dass es eben nicht nur schwarz und weiß, gut oder böse gibt – sondern eben ganz viel dazwischen.

Was mir nicht so gefällt – aber das ist jetzt wirklich rein subjektive Geschmackssache – dass ich zweimal das Gefühl habe: Häh, das kenn ich doch.
Zuerst mal ist da dieses Saxophon (oder was weiß ich was für ein Blechblasinstrument), deren erste drei Töne mich sofort in Guru Joshs Infinity beamen.
Und beim Refrain singe ich sofort Adel Tawils Lieder. Das ist doch ganz schön nah dran.

Immerhin, es bringt mich auch zu dem Vergleich, was macht Max Giesinger anders als es Adel Tawil tut?
Er singt eben nicht so ganz weichgespült und verklärt vom Leben. Bei ihm geht es auch um den Alltag, um die vielleicht nicht ganz so schönen Momente und die weniger glorreichen Augenblicke. Und ohne ins triefige Liedermacherpathos zu verfallen oder eben Schlagerpopsauce drüber zu kippen. Da kann er schon noch ein paar mehr solcher Songs machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen