Freitag, 3. März 2017
The Chainsmokers & Coldplay: Something Just Like This
Nun – wahrscheinlich hat man das erwarten müssen. Die Superband-Helden von Coldplay tun sich mit dem Pop-Erfolgsduo The Chainsmokers zusammen. Mit beiden hab ich so durchaus meine Schwierigkeiten. Ist es das stadiongroße Pathos, mit dem sie jeweils daher kommen? Oder ist es diese von außen drauf projizierte Gewissheit, dass die sowieso nichts falsch machen können? Oder vielleicht sogar der doch nicht zu verleugnende Wiedererkennungsfaktor bei fast allen Produktionen?
Something Just Like That überzeugt mich zumindest erstmal mit seinen Lyrics: Du musst kein Superheld sein, ich suche einen ganz normalen Menschen.
Das kann man heut eigentlich nicht oft genug sagen, wo es doch so viele zu wenigstens einer Sekunde Besonderheit treibt.
In Zeiten von Normcore kann man das natürlich auch ganz anders lesen. Aber das find ich dann doch eher daneben, denn der Refrain beschreibt das Menschlich-Normale viel zu positiv und verbindend, als dass es hier um ein Verschwinden in der Masse gehen könnte. Eher kommt es einem umgekehrt vor: Die Masse an X-Men-Superhelden ist schon ganz schön überbordend und irgendwie auch völlig anstrengend. Kann nicht einfach einer mal ganz durchschnittlich ein Mensch zum Anfassen sein?
Bei der Live-Premiere des Songs zur Verleihung der BRIT-Awards am 22. Februar 2017 ging es dann allerdings doch eher bombastisch zu. Eine Licht- und Videoinszenierung der gigantischen Art und ein Chris Martin, der dann doch eher der Stadion-Performer ist – auch wenn er mal kurz ins Publikum springt. Dazu der gnadenlose Schredder-Sound der Chainsmokers, die offenbar den Nerv der Zeit ganz gut treffen, irgendwie aber auch schon ganz schön in der Schleife der Selbstkopie stecken.
Das stellt einen ordentlichen Kontrast zur eigentlichen Story her. Kommt in der aktuellen Popmusik derzeit auch nicht allzu selten vor, muss man also gar nicht als etwas Besonderes herausstellen. Ist für mich aber trotzdem immer wieder mal seltsam. Wir können also das eine erzählen und gleichzeitig ohne Probleme das komplette Gegenteil selbst darstellen. Ist das jetzt auch so ein Nebeneffekt von Post-Faktizität?
Ich bleibe also bei Something Just Like This irgendwie außen vor. Ich kann mich dem Bombast hingeben und mitfeiern – "Do do do, do do dooo" ist ja auch ganz gut zum Mitsingen. Und ich kann mir dabei selbstvergewissernd zujubeln: Es ist nämlich doch ok, dass ich so bin wie ich bin. Und das lässt mich für einen Augenblick dieses Gemeinschaftsgefühl der Masse spüren.
Das hat irgendwie für mich auch den Beigeschmack: Kannst ja sowieso nichts ändern, also dröhn ich mich halt zu. Find ich ein bisschen schade. Denn selbst wenn es so wäre, vom nur Egal- und Passiv-Sein halt ich nicht viel. Das ist mir zu langweilig und irgendwie bin ich da auch schon zu sehr versaut von der Droge: Mach' was draus!
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