Freitag, 25. September 2020

Capital Bra:
Einsam an der Spitze

Der Bratan wird erwachsen. So schnell geht das. Hat ja auch schon alles gehabt und gesehen. Und merkt plötzlich, dass der ganze Klimbim nichts wert ist. Geld und Erfolg machen nicht glücklich. Jedenfalls nicht allein.

Bra geht sogar noch weiter: Geld und Erfolg macht eher unglücklich. Denn du weißt nie, ob Deine Freunde nicht doch nur scharf auf dein Para sind. Für'n bisschen Blinbling tun viele Menschen schon eine Menge. Und haben dabei nicht mal ein schlechtes Gewissen.

Klar hätte man das alles auch vorher schon wissen können. Allerdings ist es auch das Vorrecht der Jugend, Fehler zu machen. Und wer will es Bra verdenken, dass er nicht auf die hören wollte, die vielleicht schon mal fragten: Ob das alles gut ist?

Bra wünscht sich ein anderes Leben. Kommt aber nicht raus aus seiner Nummer. Genauso desillusionierend ist der Video-Clip. Stilecht in Gangster-Manier wird der Bra dort von seiner Vergangenheit eingeholt. Was immer es war, was die Folterbrüder da so wütend gemacht hat, sie meinen es verdammt ernst. Und klar ist auch: Hier kommst du nicht lebend raus.



Interessant ist der Fakt, dass Einsam an der Spitze tatsächlich der meist gewählte Track aus dem frisch erschienen Album CB7 ist. Mit Rückenwind dank Video-Clip. Dennoch: Es gab Zeiten, da platzierten sich drei bis vier Tracks aus einem neuen Bra-Album direkt in den Top 10. Jetzt ist es lediglich dieser eine Track und ein paar Positionen tiefer das bereits bekannte Frühstück in Paris. Da hat sich in den letzten Monaten doch irgendetwas getan.

Erklärung 1: Sogar die Kids stehen drauf, wenn jemand nicht immee Sieger ist. Helden sind so langweilig. Gebrochene Stars ganz unten, das ist mal was. Ich denk, wir sollten diese Lust nicht zu positiv deuten - vermutlich handelt es sich nämlich um puren Voyeurismus, Lust am Elend der anderen, Schadenfreude.

Erklärung 2: Bra will neben all dem Fun, den er ja gern zelebriert, nun doch das eine oder andere mitgeben. In den letzten Monaten tauchte ja immer wieder mal so ein Fingerzeug auf: Papa Bra gibt euch was mit. Passt bloß gut auf!
Immerhin wurde der Track ganz ans Ende des Albums gesetzt. Als Schlussakkord nach den beknnten Makarov-Orgien mit Waffen, Geld und Drogen. Nach der wilden Party der Kater.

Auch klar, das Einsichtsgejammer kommt reichlich verklärt rüber. Kitsch ist immer noch echt angesagt. Und Bra beweist, dass ermit den Liedermacher-Barden gut mithalten kann: Die Welt ist schlecht, mir gehts schlecht alles Mist!

Auch das kam und kommt gut an. Weiß auch nicht, ob eine andere Tonart überhauptmöglich ist, bei so viel Verzweiflung.Immerhin überzeugt es mich mindestens in dem Moment da er von seinen Kindern erzählt....

So einfach sind Menschen gestrickt. Ein bisschen Familienglück und schon ist alles verzeihbar. Ach ja ... dassCapital Bra so eine Situation mal hinzaubert verdient schon Bewunderung. Echt überraschend.

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